Michael Gschwendtner bessert den Holzkopf des Stammheimer Jugendhauses erst aus, bevor er eine Kopie davon anfertigen kann. Foto: Chris Lederer

Der Bildhauer Michael Gschwendtner bringt in seinem Atelier den kaputten Saurierschädel wieder in Form. Dieser hatte jahrelang den Eingang zum Stammheimer Kinder- und Jugendhaus geziert.

Weilimdorf - Da hat er noch mal Glück gehabt, der Holzschädel. Jahrelang zierte die Skulptur den Eingang zum Stammheimer Kinder- und Jugendhaus, einem preisgekrönten Holzgebäude. Doch vergangenen Sommer wäre das Haupt des Holzsauriers beinahe auf den Boden gekracht. Der Grund: Regenwasser war ihm vom Kopf und Nacken in den Kragen gelaufen und hatte die Tragekonstruktion am Hals marode werden lassen. Zum Glück hatte der Hausleiter Michael Klamm sofort reagiert und den mehrere Zentner schweren Schädel abmontieren lassen.

Neuer Schädel ohne Schindeln

Mittlerweile ist der Kopf bei Michael Gschwendtner an der Germersheimer Straße in Weilimdorf angekommen. Dort lagert er auf einer Europalette und ist mittlerweile so weit getrocknet, dass der studierte Künstler und gelernte Bildhauer Hand anlegen kann. Zunächst einmal musste er den Saurierschädel von Dutzenden Bleischindeln befreien, die ihm auf den Deckel genagelt waren. Das sollte zwar schön aussehen, hatte aber zur Misere beigetragen, da die Schindeln das Wasser erst recht dorthin geleitet hatten, wo es nicht hingehört.

Jetzt ist es Gschwendtners Auftrag einen neuen Kopf herzustellen. Dazu macht er einen Abdruck des alten Kopfes. Die Schindeln will er auf dem neuen Schädel nicht mehr anbringen. „Ohne die Schindeln gefällt er mir viel besser“, sagt der Weilimdorfer. Außerdem würden zahlreiche Details der Figur, die vorher unter dem Blei versteckt waren, nun viel besser zum Ausdruck kommen. „Man sieht die Nasenlöcher besser und auch das Augenlid und die Braue kann man so viel besser erkennen.“ Gschwendtner wird den Kopf nachbilden und eine Kopie aus Fieberglas anfertigen. Dazu muss er zunächst die Schrammen des Originals ausbessern. Ein langer Riss zog sich von der Nasenspitze bis hoch zur Schädeldecke, den hat er mit Hartschaum aufgefüllt. Auch eine Kante am Hinterkopf, wo Holz abgesplittert war, hat er so geformt, dass es harmonisch aussieht. Die Nagellöcher wurden mit Spachtelmasse überdeckt. „Abstehende Holzfasern habe ich abgeschliffen, so dass die Oberfläche relativ glatt ist.“

Wetterfest, haltbarer und leichter

Bevor er eine Negativform anfertigen kann, muss er die Oberfläche noch mit Folie komplett abkleben. Dann wird das Polyesterharz einige Millimeter dick aufgetragen und die Glasfasermatten werden eingearbeitet. Wenn das Kunstharz nach etwa einem Tag getrocknet ist, entsteht eine feste Hülle. Die trennt Gschwendtner mit einem Winkelschleifer auf und hat zwei Hälften, die als Formvorlage dienen. „In dieses Negativ kommt ein Trennmittel, dann bestreiche ich es wieder und stelle einen Abdruck her, der dann wieder so aussieht, wie der Originalkopf.“ Allerdings mit mehreren Vorteilen: er ist wetterfest, haltbarer und leichter. Während die Holzvorlage mehr als 200 Kilo wiegt, beträgt das Gewicht der Kopie weniger als die Hälfte.

„Das Harz werde ich wohl mit einem dunklen Farbton einfärben, der Kopf wird danach mit einem Pinsel noch patiniert.“ Das will Gschwendtner vor Ort in Stammheim machen, wenn der Schädel wieder am Jugendhauseingang hängt. Bis es soweit ist, werden allerdings noch etliche Wochen vergehen. „Das mache ich, wenn alles fertig und das Wetter wieder schön ist.“ Damit der Schädel gut befestigt werden kann, fertigt Gschwendtner einen zweieinhalb Meter langen U-Träger an, der tief im Schädel und im Hals des Gebäudes befestigt werden kann. So können Bildhauer und Besucher sicher sein, dass der Saurier über viele Jahre erhobenen Hauptes am Marco-Polo-Weg nach dem Rechten schaut und der Kopf niemandem auf den Kopf fällt.