Der Nutzen der Bienen für die Umwelt beträgt ein Vielfaches dessen, was sie Imkern an Honig eintragen Foto: dpa

Die Bienen in Fellbach haben den Winter gut überstanden und sind jetzt auf Sammeltour. Die Imker hoffen nun auf volle Honigtöpfe.

Schmiden - Wenn der Schmidener Imker Reinhold Uetz dieser Tage die Holzdeckel von seinen Bienenkästen abhebt, bietet sich ihm ein erfreulicher Anblick. „Sie haben schon Honig eingetragen“, sagt der Hobbyimker, nachdem er eine Wabe herausgezogen hat. Im Sonnenlicht glänzt der Nektar in den sechseckigen Zellen aus Bienenwachs. Nachdem die Bienen den wässrigen Blütensaft eingedickt und körpereigene Enzyme hinzugefügt haben, wird Honig daraus. Auf mehreren Waben entdeckt der ehemalige Biologielehrer der Hermann-Hesse-Realschule sogar bereits Wachsdeckel auf manchen Zellen. Sie zeigen an, dass der darunter verborgene Honig bereits reif ist.

Das Bienenvolk überlebt als Staat mit mehreren Tausend Köpfen

Wie bei den meisten Imkern im Land haben auch die Bienen von Reinhold Uetz den Winter gut überstanden. Nur bei einem von zehn Kolonien hat die Königin gefehlt, weshalb der 64-Jährige den Arbeiterinnen in einem anderen, vollständigen Volk eine neue Heimat geschaffen hat. Anders als Hummeln oder Wespen überlebt das Bienenvolk als Staat mit mehreren Tausend Köpfen. Um die Zeit der Obstblüte herum explodiert die Bevölkerungszahl aber geradezu: „Das ist das Tolle, wenn man sieht, wie aus einer Handvoll Bienen ein starkes Volk entsteht“, sagt Reinhold Uetz, der für Kindergärten und Schulklassen gerne Führungen anbietet.

Der Schmidener Imker Reinhold Uetz. Foto: Michael Käfer

Die steigende Zahl an Nektarsammlerinnen bedeutet aber auch Arbeit für den Imker: „Du musst ihnen Platz bieten.“ Eine Bienenwohnung lässt sich durch weitere Kästen, die Imker sprechen von Zargen, vergrößern. Am weitesten vom Flugloch entfernt wird der sogenannte Honigraum aufgesetzt. Wie es der Name bereits andeutet, lagern die Insekten hier ausschließlich Honig ein. Brut und Pollen lagern eine oder mehrere Etagen tiefer.

Die Varroamilbe rafft jedes unbetreute Bienenvolk dahin

Herrscht im wachsenden Volk dagegen Raumnot, dann steht eine Teilung bevor. Mit der alten, zumeist aus dem Vorjahr stammenden Königin fliegt die Hälfte des Volks davon, es schwärmt ab. Wie ein Wasserfall fließen die Bienen bei dieser Gelegenheit aus dem Flugloch und sammeln sich in einer fliegenden Wolke vor dem Kasten. Für jeden Imker ein erhebendes, wenn auch unerwünschtes Schauspiel. Lässt sich der Schwarm im benachbarten Apfelbaum in einer dichten Traube nieder, dann kann ihn der Imker einfangen. Wenn er jedoch das Weite sucht, ist ihm normalerweise keine lange Lebendauer beschert. Denn die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe rafft früher oder später jedes unbetreute Bienenvolk dahin. Um das zu verhindern, kontrolliert Reinhold Uetz seine Lieblingstiere regelmäßig.

In in ihrer Heimat im Schmidener Lindenbühl finden sie auch im Sommer ausreichend Nahrung – unter anderem bei den namensgebenden Laubbäumen. Dennoch stellt der Stadtimker seine Kästen Anfang Mai für einige Wochen auf die Schwäbische Alb an den Rand der dortigen Rapsfelder: „Das mache ich jedes Jahr, denn der Raps ist ein ziemlich sicherer Honig.“ Der Ertrag ist also einigermaßen unabhängig vom Wetter oder anderen Faktoren wie den Bodenverhältnissen. Den Kerbtieren schadet die kurze Reise und stets in den kühlen Morgenstunden stattfindende Reise nicht. Auch die Orientierung am neuen Standort klappt problemlos. „Sie drehen ein paar Kreise und dann ist der neue Platz schon einprogrammiert“, sagt Reinhold Uetz.

Zur Belohnung für die Mühe erhält der erfahrene Bienenfreund weißen Rapshonig, denn auf der rauen Alb sondert die dort reichlich angebaute Ölpflanze ihren Nektar drei Wochen später ab als auf dem Schmidener Feld. Gestärkt vom Nektar am Heimatstandort, wecken die Immen auf der Alb dann die Hoffnung auf richtig volle Honigtöpfe.