Aufregung bei Aalens Spielern Matthias Morys (auf den Knien) und Marcel Bär (re.): Sie fordern von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus nach einem vermeintlichen Handspiel Elfmeter für Aalen. Foto: Baumann

Statt Bayern – Leverkusen oder Schalke – Leipzig hieß es für Bibiana Steinhaus Großaspach – Aalen. Beim Drittliga-Derby reibt sich die Schiedsrichterin vor allem mit Aalens Stürmer Mattthias Morys, den sie bei seiner Auswechlsung auf dem Spielfeld per Handschlag verabschiedet.

Grossaspach - Zehn Minuten nach Ende des Fußball-Drittliga-Derbys SG Sonnenhof Großaspach gegen den VfR Aalen (0:0) kam Bibiana Steinhaus aus ihrer Schiedsrichterkabine. Sie nippte an einer Apfelschorle im Plastikbecher und stellte mit einem freundlichen Lächeln klar: „Ich bin jetzt nur rausgekommen, weil ihr so nett gefragt habt und ich zum ersten Mal in Großaspach bin.“ Die Lady aus Hannover stand bei dem Derby in der Provinz im Blickpunkt. Seit dieser Saison darf die 38-Jährige als erste Frau in der Bundesliga pfeifen. Doch statt FC Bayern – Leverkusen oder Schalke – Leipzig hieß es am vergangenen Wochenende eben erst einmal Großaspach – Aalen.

Selbst gemaltes Herz für Bibiana Steinhaus

In der württembergischen Provinz flog ihr jedenfalls schon an der Einfahrtsstraße zur Mechatronik-Arena ländlicher Charme entgegen. „Aspach grüßt Bibiana Steinhaus“ stand in orangener Schrift auf einem Holzschild, das an einem Zaun befestigt war. Und auch ein Herz war draufgepinselt. Ob sie das gesehen hat? „Ja“, sagte sie und ihre Mundwinkel gingen nach oben, „das war ganz süß gemacht.“ Vom wem auch immer.

Im Spiel hatte sie vor allem zwei knifflige Szenen zu entscheiden, bei der sich beidesmal die Aalener benachteiligt fühlten: Einmal fuhr Joseph-Claude Gyau gegen Matthias Morys den Arm aus – der VfR forderte Rot, Bibiana Steinhaus ließ weiterspielen. Dann rettete SG-Verteidiger Özgür Özdemir auf der Linie. Die Aalener waren der Meinung mit der Hand, die Schiedsrichterin entschied auf Ecke. Vor allem mit einem VfR-Spieler gab es regen Austausch: Mit Matthias Morys. „Wir hatten ab und zu andere Ansichten“, sagte der Stürmer. Bei seiner Auswechslung verabschiedete Bibiana Steinhaus ihn per Handschlag. „Das hat mich schon verwundert“, sagte Morys. Die Unparteiische erklärte warum: „Der Herr Morys hat nicht gemerkt, dass er runter sollte, da hab ich ihm den Weg gewiesen.“

Genug vom Medienrummel

Dann setzte sie wieder ihr Strahlen auf, machte sich auf in die Kabine – am Abend ging’s nach Mainz. Der Auftritt im ZDF-Sportstudio sollte es dann gewesen sein mit dem Medienrummel. „Meine ganze Aufmerksamkeit gilt der Saison“, sagt sie noch und beendet ihren Auftritt in Großaspach mit einer Fußballerphrase: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“