An der Gutenbergstraße 77 war 2016 schon mal ein Parklet – nun sollen die Autos dort ganz weichen. Foto: Christoph Kutzer

Im Bezirksbeirat wurde die Umnutzung zweier Pkw-Stellplätze zu Parkflächen für Fahrräder diskutiert.

S-West - Im dicht besiedelten Stuttgarter Westen sind Parkplätze nach wie vor ein heißes Thema. Das Parkraummanagement hat bislang offenbar wenig zur Entlastung der Situation beigetragen. Entsprechend engagiert wurde am Dienstag im Bezirksbeirat diskutiert, ob man das Ansinnen, zwei bestehende Pkw-Parkmöglichkeiten in Stellplätze für Fahrräder und Lastenräder umzuwandeln, unterstützen könne. Konkret geht es um jene Parkplätze an der Gutenbergstraße 77a, die 2016 bereits zeitweise als Standort für ein Parklet genutzt wurden. Sie liegen direkt vor der Einfahrt zum gemeinsam von Plattsalat, Om Yoga und Co-Working genutzten Hof.

Viele Kunden des Öko-Supermarktes kommen mit dem Fahrrad

Ein Blick genügt, um zu sehen, dass etliche Nutzer dieser Einrichtungen per Pedal anreisen. Sie würden sich sicher über weitere Stellplätze freuen. Im Fokus steht bei den Überlegungen zu den neuen Parkmöglichkeiten allerdings nicht die Klientel der genannten Einrichtungen, sondern die Allgemeinheit. „Das wird in der Diskussion oft durcheinandergeworfen“, stellte Thomas Beckerfest, der die Geschäfte von Plattsalat im Westen führt und sich für das Lastenrad als Teil eines zukunftsweisenden Mobilitätskonzepts stark macht. Elf Fahrzeuge und Anhänger stellt die Freie Initiative Lastenrad Stuttgart derzeit bereit. Sie werden gut angenommen. Nur ist es oft schwierig, sie vernünftig zu parken. „Die Nachbarn werden wild, wenn man so ein großes Rad einfach irgendwo abstellt“, sagte er aus eigener Erfahrung. Schon ein einziger Autoparkplatz bietet Raum für vier offizielle Lastenradstellplätze.

Roland Stricker (CDU) lehnte eine Umwidmung der beiden PKW-Flächen in der Gutenbergstraße mit der Begründung ab, es gebe im Westen ohnehin zu wenige Autoparkplätze. Man müsse in der ganzen Diskussion auch an die Bürger denken, sagt er: „Wenn ich nachts auf der Suche nach einem Parkplatz ewig herumfahren und die Luft verpesten muss, dann denke ich immer an die Grünen und an die Linken.“ Strickers Vorschlag: Die Parkplätze sollten künftig von Fahrrädern, Motorrädern aber auch Kleinwagen genutzt werden können. Becker hielt dagegen, die Nutzung eines Parkplatzes durch bis zu zehn Fahrräder trage voraussichtlich zur Entzerrung der Parksituation bei.

CDU und AfD lehnen den Vorschlag ab, weil es im Westen ohnehin an Parkplätzen mangele

Doris Hensinger (SÖS/Linke-plus) betonte, es sei wichtig, dass Fahrradparkplätze stärker ins Stadtbild Einzug hielten. Nicht nur an der S-Bahn-Haltestelle, sondern im gesamten Quartier: „Sie sind Teil einer Entwicklung, die wir unterstützen. Neue Lösungen müssen aber auch sichtbar werden.“ Ganz anderer Ansicht war AfD-Bezirksbeirat Rolf-Peter H. Kress. Er warnte davor, das Beispiel Gutenbergstraße könne Schule machen. „Wenn wir hier damit anfangen, können wir im Westen bald vor jedem dritten Geschäft Fahrradparkplätze schaffen“, argumentierte er. Doch: „Es geht nicht nur um Einkäufe“, rief Thomas Becker in Erinnerung. „Im Süden steht eines unserer Lastenräder mit Elektroantrieb im Café Kantinchen zur Verfügung. Es wird sehr gerne von Eltern genutzt, weil man die Kinder vorne reinsetzen kann.“ Gerhard Rupp (SÖS/Linke-plus) verwies auf die mögliche Funktion von Fahrradstellplätzen in der Gutenbergstraße als Anlaufstelle, von der aus Einkäufe fußläufig erledigt werden könnten. Seine Hoffnung: „Mit solchen Maßnahmen könnte der Verkehr auf der Schwabstraße vielleicht etwas entschleunigt werden.“

Am Ende geht es nur um zwei Parkplätze

Dass sich die Diskussion weitgehend auf zwei spezielle Parkplätze konzentrierte, hat seinen Grund. Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle formulierte ihn, als er davon abriet, ein Konzept für den gesamten Westen anzustreben: „Bei der Stadt sind für solche Projekte keine Kapazitäten frei. Wenn wir das angehen, bekommen wir in den nächsten zehn Jahren keinen Stellplatz. Es ist zielführender, so etwas anhand eines konkreten Falls auszuprobieren.“

Das sah am Ende auch die Mehrheit des Gremiums so. Für den Antrag der Grünen, die Initiative für eine unbefristete Nutzung der beiden Stellplätze durch Lastenräder und Fahrräder zu unterstützen, fand sich eine klare Mehrheit – trotz sechs Gegenstimmen der CDU-Fraktion und der AfD.