Hinter dem Rewe am Marienplatz lassen Foto: privat

Spielplätze, Grünflächen und die großen Plätze im Süden sind oft vermüllt. Der Bezirksbeirat will etwas dagegen unternehmen.

S-Süd - Eine erste Infoaktion zur Sensibilisierung hat die SPD-Fraktion kürzlich schon auf dem Marienplatz veranstaltet. Mit Erfolg: „Kein Thema ruft so viel Resonanz hervor wie Müll in der Innenstadt“, sagte Bezirksvorsteher Raiko Grieb. Der Jugendrat Süd ist das Problem schon im vergangenen Jahr angegangen, mit einer außergewöhnlichen Idee: An zwei Nachmittagen haben die Jugendlichen gemeinsam mit Steet-Art-Künstlern Mülleimer im Süden besprayt. Bunte und hübschere Kuttereimer waren das sekundäre Ziel. Die Jugendlichen wollten auf die städtischen Mülleimer aufmerksam machen, damit diese tatsächlich genutzt werden.

Beachtung findet das offenbar wenig. Denn die öffentlichen Plätze, Spielflächen und Baumbeete werden im Süden gerne als öffentliche Entsorgungsstelle für Hinterlassenschaften jeglicher Art benutzt. Damit will man sich im Bezirksbeirat Süd nicht mehr abfinden. „Das ist der erste Bezirk, der sich so detailliert mit diesem Thema beschäftigt“, lobte Thomas Heß, Geschäftsführer beim städtischen Eigenbetrieb für Abfallwirtschaft (AWS), die Lokalpolitiker in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Süd.

Zu viele Mülleimer verleiten zur Entsorgung des privaten Hausmülls

Große Hilfe konnte Heß dort dennoch nicht anbieten. Denn arg viel mehr Abfalleimer möchte die AWS auf keinen Fall aufstellen. „Zu viele Standorte zerstören unser Abfallsystem“, sagte Heß. Das klingt zunächst unlogisch, hat aber einen einfachen Grund: Man will vermeiden, dass in den öffentlichen Eimern Hausmüll entsorgt wird. Öfters leeren sei auch nicht möglich, fügte Heß hinzu. Seine Trupps schaffen um die 250 Mülleimer am Tag, rund 5000 Eimer gebe es aber im gesamten Stadtgebiet. Eine Leerung koste vier Euro. Für mehr gebe es schlicht kein Budget. „Wir haben eine bescheidene Personaldecke und ein kleinen Fuhrpark.“ Bei diesem Thema sei bei der Stadt die schwäbische Mentalität nachhaltig verankert. Man müsse sparen.

Diese Argumente waren für Marion Eisele-Ehmert (SPD) eher eine Enttäuschung: „Wir wollen darüber reden, was wir besser machen können“, sagte sie. Von der AWS höre man nun nur „wir lassen alles, wie es ist, weil wir sind schwäbisch und sparen“, tat sie in der Sitzung kund.

Auch Raiko Grieb hatte sich von dem Gespräch mit der AWS im Bezirksbeirat erhofft, dass es neben einer „detaillierten Aufschlüsselung“ der Standorte auch die „eine oder andere Anregung“ von der AWS gibt.

Heß’ Kollege Wolfgang Rieche wiederum betonte, wie wichtig der Austausch wäre. Nur so könne man wissen, wo im Süden neben dem Marienplatz die Müll-Hot-Spots seien. Eine positive Sache hatte er zudem zu berichten: „Im Süden sieht es von der Verteilung der Eimer gut aus im Vergleich zu anderen Bezirken.“

Jeder lässt seinen Müll einfach nur noch irgendwo fallen

Natürlich könne man die Standorte der Mülleimer auch verändern, ergänzte Heß noch. Neue Mülleimer wiederum kosten pro Stück 1000 Euro, für die Montage kämen noch einmal 250 Euro hinzu, ergänzte der AWS-Geschäftsführer. Die Problematik an sich wiederum konnte Heß sehr gut nachvollziehen: „Es gibt in der Innenstadt eine große Tendenz zur Vermüllung“, so sein Eindruck. Womit dies zusammenhänge? „Die Einstellung der Menschen hat sich verändert, auch im Zuge der anderen Zusammensetzung der Bevölkerung.“ Nicht nur die Coffee-to-go-Kultur und der steigende Fastfood-Konsum trage dazu bei, sondern auch der Trend, Müll einfach irgendwo fallen zu lassen, so Heß.

Inzwischen ist die AWS sogar an Schulen unterwegs, um schon bei den kleinsten in der Gesellschaft das Bewusstsein für ordentliche und saubere Straßen zu schaffen. Auch Flyer verteile man in verschiedenen Sprachen in der Stadt. Und: „Ich spreche die Leute auch in der Fußgängerzone direkt an“, sagte Heß. Sein Fazit am Ende: Stuttgart vermüllt – nicht nur im Süden. Um dies zu ändern brauche es mehr Geld und eine andere Einstellung in der Gesellschaft. Letztlich sei es auch Sache des Gemeinderats, ob man für eine saubere Stadt mehr bezahlen wolle.