Statt einer Querverbindung zwischen den Altbauten sollen in der Postsiedlung nun parallel an den Ostseiten der Altgebäude geführte Anbauten entstehen. Foto: Georg Linsenmann

Die Art der Nachverdichtung in der „Postsiedlung“ stößt im Bezirksbeirat weiterhin auf Kritik.

Stuttgart-Weilimdorf - Bezahlbarer Wohnraum ist eine extreme Mangelware in der Stadt. Solchen zu schaffen, ist ein allgemein erklärtes Ziel. Entsprechend stößt das Vorhaben der Landes-Bau-Genossenschaft (LBG), in der „Postsiedlung“ am Molchweg per Nachverdichtung zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, im Prinzip auf breite Zustimmung. Allerdings scheiden sich die Geister daran, in welcher Weise das geschehen soll. So ist die erste Planung auch beim städtebaulichen Gestaltungsbeirat der Stadt (GBR) durchgefallen. Der Plan sah vor, die längs zum Wald hin laufenden Geschossbauten auf der Nordseite, also am Molchweg entlang, paarweise mit einem Gebäuderiegel zu versehen. Dies wurde vom GBR abgelehnt: Weil die Querbauten den Charakter der Landhaussiedlung verändern, zudem die Durchlüftung vom Wald her unterbinden würden. Entsprechend der Auftrag, die Pläne zu überarbeiten.

Diese Überarbeitung wurde nun im Bezirksbeirat vorgestellt. Im Kern sieht der neue Plan den Verzicht auf die Querriegel vor. Stattdessen sollen nun im unteren Bereich der Bestandsbauten parallel geführte Anbauten erfolgen. Jeweils 6,50 Meter breit und drei Geschosse hoch, mit je einer Wohnung pro Etage. Alt- und Neubau sollen über einen Laubengang verbunden werden, über die auch der barrierefreie Zugang erfolgt, samt eines Aufzuges an der Stirnseite der Neubauten. Zum nächsten Altbau verbleiben neun Meter. Auf den ersten Blick wirkte die Drehung der Erweiterungsbauten um 90 Grad überzeugend. In der Debatte aber stießen sich fast alle Beiträge daran, dass die neuen „Geschwisterbauten“ eng an die Bestandsgebäude gefügt sind, die modernisiert und um einen Stock erhöht werden sollen.

Rudolf Pfleiderer (Bündnis 90/Die Grünen) meinte, dass „die Bewohner ja nicht mehr zum Fenster rausschauen können“. Und Peter Hanle (SÖS-Linke-Plus) ergänzte, dass „sie sich gegenseitig in die Wohnung schauen werden“. Er kritisierte auch die „mangelhafte Darstellung“, die keine Schnitte bot, in der die genauen Abstände zwischen den eng verbundenen Bauten nachvollziehbar gewesen wären. Zudem gab sich der Architekt Joachim Hölzel extrem schmallippig. Hanle merkte deshalb an: „In der nichtöffentlichen Vorstellung wurde das detaillierter gezeigt. So kann ich mir das nicht vorstellen.“

Das höhere Verkehrsaufkommen wird kritisch gesehen

Offen für die Lösung setzte sich einzig Michael Lateier (Bündnis 90/Die Grünen) für die Variante ein: „Verdichtung heißt nun mal, die Abstände werden geringer. Ich bin sicher, dass diese Gebäude begehrt sein werden.“ Jürgen Lehmann (CDU) meinte dagegen: „Das Vorhaben krankt daran, dass man mit Gewalt die Bestandsbauten erhalten will.“ Nun intervenierte Bezirksvorsteherin Ulrike Zich: „Wir können der Baugenossenschaft nicht vorschreiben, dass sie auf eine Sanierung verzichtet und stattdessen abreißt und neu baut.“ Verteidigt wurde das Vorhaben auch von Kathrin Steimle vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung: „Wir stehen hinter dieser Planung, sie entspricht dem vorhandenen Siedlungstyp.“

Kritisch betrachtet wurde auch das erwartete höhere Verkehrsaufkommen, zumal es im Molchweg eh schon eng zugeht. Ein Verkehrsgutachten geht nun zwar von einem fast verdoppelten Verkehrsaufkommen aus, auch wegen der auf der Ostseite geplanten Kita. Das sei aber noch deutlich unter der gesetzlich erlaubten Kennziffer.

Sehr kritisch bedacht wurde auch der Plan, die neue Tiefgarage auf der Ostseite des Areals zu bauen, mithin an der engsten Stelle des Molchweges. Schließlich verwies die Bezirksvorsteherin darauf, dass es an diesem Abend „nur um Kenntnisnahme des Vorhabens“ gehe, die dann bei einer Enthaltung bestätigt wurde.