Als Park würde der Platz eine willkommene Erholungsfläche abgeben. Foto: Kathrin Wesely

Der Umzug der Jugendverkehrsschule an den Vogelsang verteuert sich erheblich. Damit rückt der lang ersehnte Park am Diakonissenplatz wieder in die Ferne.

S-West - Seit mehr als 20 Jahren träumt der Westen davon, den Diakonissenplatz wieder in jenen öffentlichen Park zurückzuverwandeln, der er einmal war. Ende 2013 schien die Lösung endlich zum Greifen nah: Die Jugendverkehrsschule, die seit 1953 den Platz nahezu vollständig in Anspruch nimmt, sollte an den Vogelsang umziehen. Der Gemeinderat bewilligte die 1,8 Millionen Euro, die für den Umzug veranschlagt wurden. Die Schüler sollten eine moderne, zeitgemäße Übungsanlage erhalten und der Diakonissenplatz sollte wieder der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Baubeginn sollte im Frühjahr dieses Jahres sein. Doch dann geschah nichts.

Umzugskosten haben sich verdoppelt

Der Grund: die Jugendverkehrsschule konnte nicht so gebaut werden, wie es die Pläne vorsahen. Zunächst musste die Lage der Anlage modifiziert werden, weil sie der Servicestelle der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), die für den Winter- und Straßendienst zuständig ist, in die Quere kam. Deren Verlegung wäre zu teuer gewesen. Sodann zeigte sich bei der Untersuchung des Bodens, dass Altlasten abgetragen werden müssen. Der Ort war lange als Auffüllgelände genutzt worden. All das, so Erster Bürgermeister Michael Föll, habe dazu geführt, dass sich die Kosten für die Verlagerung der Jugendverkehrsschule mehr als verdoppelt hätten, auf nunmehr 3,75 Millionen Euro.

Jetzt wird an einer abgespeckten Version der Jugendverkehrsschule gearbeitet. Die ARP Architektenpartnerschaft Stuttgart GbR, die schon bislang mit den Planungen betraut war, soll die bestehenden Pläne nach Einsparmöglichkeiten durchforsten. Nach der Sommerpause sollen die Ergebnisse präsentiert werden, so Föll.

Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle, der am Dienstagabend die unerfreuliche Nachricht im Bezirksbeirat verkündete, zeigte sich verschnupft über den Schwergang der Verwaltung: AWS und Altlasten seien eine Sache. „Nicht verstehen kann ich, weshalb man über eineinhalb Jahre gebraucht hat, das alles festzustellen.“ Im Westen muss man nun die neuen Pläne samt Kostenschätzung abwarten. Bei den Haushaltsberatungen im Dezember wird man dann erfahren, ob der Gemeinderat das Geld für den verteuerten Umzug bereitstellt. Anschließend erst könnte der Bebauungsplan geändert werden. Selbst wenn alles glatt laufen sollte, wird sich das Projekt um geraume Zeit verschieben.

Es gab schon Ideen für die Parkgestaltung

Möhrle war die Enttäuschung über diese Entwicklung anzumerken. Der Bezirksbeirat hatte sich immer wieder mit möglichen Konzepten für den frei werdenden Diakonissenplatz befasst. Zwei Privatleute, Horst Löffler und der Architekt Roland Gerlach, hatten einen Plan ausgearbeitet und im Gremium vorgestellt, der sich an der historischen Parkanlage auf dem Diakonissenplatz von 1900 orientierte. Ferner wurden Ideen präsentiert, die eine völlige Neugestaltung vorsahen, berichtet der Bezirksvorsteher. Er selbst habe eine bescheidenere Variante bevorzugt: den Platz mit seinem Grün und seinen Wegen so zu belassen und nur peu à peu, nach Bedarf und in Absprache mit den Bürgern gestalterisch einzugreifen. Die Zufahrt könnte umgebaut werden und vielleicht könnte man das kleine Flachdachgebäude als Jugendeinrichtung oder Biergarten-Kiosk nutzen, meinte Möhrle noch vor einigen Tagen. Da schienen solche Ideen noch in greifbarer Nähe.