Im Internet legen Portale wie Holidaycheck und Co.ständig Hitlisten von Hotels oder Urlaubszielen vor. So entstehen die Bewertungen.

„Die Lieblingsstädte der Deutschen“, „Die günstigsten Flugziele“, „Top 25 Romantische Hotels“ - im Internet finden sich zahllose Rankings mit Ferienzielen, Unterkünften oder Reiseangeboten. Doch Vorsicht: Die Listen nützen oft vor allem den Reiseunternehmen. Wir sagen, wie die Bewertungen entstehen, und erklären, wie verlässlich sie sind.

Die Buchungsstatistik
Die wohl unbestechlichste Form einer Hitliste sind schlichte Zahlen. Dabei zählen die Portalbetreiber etwa, wie sich die Preise in bestimmten Destinationen verändert haben (Holidaycheck), welches Hotel besonders häufig gebucht wurde (HRS) oder in welche Länder die Bundesbürger am liebsten reisen (Opodo). Das klingt gut und ist weitgehend neutral - in der Praxis aber ziemlich wertlos. Denn für eine solche Auswertung ist eine ausreichend große Datenbasis notwendig, und die bezieht sich auf einen zurückliegenden Zeitraum. Trends bleiben damit unberücksichtigt. Wenn also eine Unterkunft besonders beliebt war und deshalb die Preise erhöht, dann ist das schlecht für diejenigen, die aufgrund der Statistik gebucht haben.

Die Userbefragung
Viele Portale, zum Beispiel Holidaycheck, befragen die Besucher ihrer Seiten regelmäßig nach bestimmten Urlaubsthemen. Wichtig ist es dabei, einen Blick auf die Teilnehmer zu werfen. Für eine repräsentative Befragung sollten es mindestens 1000 Teilnehmer sein, meinen Experten. Der Vorteil: Da häufig Absichten abgefragt werden, lassen sich aus solchen Umfragen Zukunftsszenarien ableiten, etwa wenn es um geplante Reiseziele für die Folgesaison geht. Kleiner Haken: Die Befragten sind natürlich als Besucher eines Reiseportals sehr am Thema „Reise“ interessiert; das kann zu verfälschten Ergebnissen führen. Außerdem gibt es Dienstleister, die Online-Panels im Auftrag von Reiseanbietern durchführen. Die Teilnehmer an solchen Umfragen werden aber belohnt, das heißt, sie bekommen eine Prämie, einen Gutschein oder einen Geldbetrag für ihre Antworten. Das mag den einen oder anderen motivieren, auch dann mitzumachen, wenn er etwa zum Thema „Flugreise“ eigentlich keinen Bezug hat.

Die Bewertungsanalyse
Kundenbewertungen sind beliebt, auch bei Urlaubsreisen. Da geben die Nutzer ihre Kommentare zur Hotelküche, zum Skigebiet oder zum Strand ab - offen und unverblümt. Das machen sich zunehmend Reiseportale zunutze und werben gezielt für bestimmte Hotels, die „von den Gästen sehr gute Bewertungen erhalten haben“. Schade: Über die Auszählung dieser Bewertungen erfährt der User nichts. Oft heißt es lediglich, die Awards beruhten „auf Millionen nützlicher Bewertungen und Meinungen“, die die Nutzer im Lauf eines Jahres auf der Homepage abgeben hätten.

Die undurchsichtige Studie
Wirklich wertlos sind Hitlisten, bei denen endgültig im Dunklen bleibt, wie sie zustande gekommen sind. So zeigt Housetrip.com eine Übersicht über die Lieblingsstädte der Bundesbürger, die „aufgrund interner Buchungsdaten erstellt“ wurde. Da zudem jeweils direkt auf die Angebote des Ferienhausvermittlers verlinkt wird, liegt der Verdacht nahe, dass vor allem Ziele mit schwachen Buchungszahlen gepusht werden sollen. Tatsächlich finden sich in der Hitliste nicht die tatsächlichen Lieblingsplätze 1 bis 5, sondern mit Wien (Rang 7), Istanbul (8), Prag (10) und Marseille (12) eher die zweite Liga.

Die redaktionelle Hitliste
Nützlich können redaktionell aufbereitete Hitlisten sein. Natürlich gibt es hier große Unterschiede. Wenn etwa die Mitarbeiter des Buchungsportals HRS „die zehn schönsten Last-Minute-Hotelgeschenkideen für den Valentinstag“ zusammenstellen, ist das eine gute Idee. Doch da ausschließlich auf eigene Offerten verwiesen wird, sinkt die Aussagekraft deutlich. Auch hier sollen ganz offensichtlich Restplätze verkauft werden. Objektiver sind Rankings, wenn nur Destinationen genannt werden und jede direkte Buchungsmöglichkeit fehlt. Optimal ist es, wenn die Redaktion erkennbar getrennt vom eigentlichen Reisevertrieb ist.

Fazit
Die Portale, insbesondere Reisevermittler, haben Hitlisten längst als Marketingmittel für sich entdeckt. Besonders deutlich wird das am Beispiel Trivago: In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben die Düsseldorfer bereits ein Dutzend Hitlisten veröffentlicht - wahrscheinlich liegen sie damit selbst auf Platz 1.