Das Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Im sogenannten Europahaus entsteht ein neues Designhotel. Bestehende Bettenanbieter in der City versetzt das aber nicht in Sorge – solange sich der Tourismus gut entwickelt.

Stuttgart - In der Nadlerstraße hinterm Rathaus entsteht ein neues Hotel. Mit der Einigung einer Erbengemeinschaft, die noch Teile an dem Gebäude hielt, steht die Ampel für den Baubeginn nun auf Grün. Nach der Entkernung des sogenannten Europahauses soll das Hotel ab Mai 2018 eröffnen. Bestehende Hotels sehen darin keinen drohenden Konkurrenzkampf – solange Stuttgart weiter an Attraktivität für Touristen zulegt.

So sieht es Bernd Schäfer-Surén, Direktor des Méridien an der Willy-Brandt-Straße. „Im Rahmen der Stadtentwicklung kann Stuttgart durchaus noch mehr Hotels vertragen. Und ein Designhotel kann auch eine gute Ergänzung sein“, sagt er. Viel wichtiger sei, dass die Stadt mit Projekten in die Gänge komme, die Touristen anziehen: „Eine geplante Kongress- und Veranstaltungshalle in der Innenstadt oder die Schlossgartenphilharmonie.“

Ab 130 Euro pro Nacht

Zu einer ähnlichen Einschätzung des Markts kommt auch die Steigenberger-Hotelgruppe. „ Wir gehen wir davon aus, dass die Nachfrage nach wie vor auf einem hohen Niveau bleiben wird“, sagt Tessa Blatt, eine Unternehmenssprecherin.

Das nächstgelegene Hotel zum Europahaus, den Zauberlehrling im Bohnenviertel, betreibt Axel Heldmann. Da er im Urlaub ist, war er für eine Stellungnahme kurzfristig nicht zu erreichen.

Mit 91 Zimmern wird das neue Hotel an der Nadlerstraße deutlich größer als Heldmanns Kleinod. Einen Namen für das Haus, das unter Regie des Immobilienmaklers Michael Bräutigam entsteht, gibt es noch nicht. Auch die Preise stehen noch nicht fest – von 130 bis 140 Euro pro Nacht aufwärts ist aktuell die Rede. Man wolle grob im Viersterne- beziehungsweise Viersterne-Plus-Sektor sein.

Stuttgart sei unterschätzt

Bekannt ist hingegen die neue Hoteldirektorin Andrea Jesumann. Die gebürtige Kielerin und gelernte Hotelfachfrau hat zuvor sechs Jahre im Waldhotel in Degerloch gearbeitet. Stuttgart bezeichnet sie als „unterschätzte Stadt“.

Auch wenn das Gebäude jetzt erstmal entkernt werden muss und mit einer Baugenehmigung erst im April oder Mai zu rechnen ist, hat Jesumann bereits alle Hände voll zu tun. „Es ist wichtig, dass wir pünktlich im Mai eröffnen können – weil wir das Messegeschäft noch mitnehmen wollen“, sagt sie. Zeit dürfe darum keine verschwendet werden.

Tagescafé im Erdgeschoss

Das Erdgeschoss soll als Tagescafé und Frühstücksraum dienen, beide Bereiche sollen von außen offen einsehbar sein. Außerdem sollen ein Wellness- und ein Fitnessbereich zur Ausstattung gehören. Letzteren sieht Investor Bräutigam mit einem Augenzwinkern. „Ich schaue mir ja alle Hotels genau an, seitdem ich in dem Projekt stecke“, sagt er. Bei seinem letzten Hotelbesuch in Berlin habe einen sehr großen Fitnessraum vorgefunden. In den frühen Morgenstunden war er dort allerdings der einzige Besucher.

Vielleicht verhält es sich mit den Kapazitäten in der City für Hotelgäste ja so ähnlich wie dort: Es gibt laut den Hotelbetreibern hier genug Platz für Hotels, ohne dass man sich gegenseitig auf die Füße tritt.