Ambulante Pflegedienste versorgen alte und kranke Menschen zu Hause. Doch es gibt immer mehr schwarze Schafe. Allein die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt in einem Dutzend Fälle.
Stuttgart - Bundesweit steigt die Zahl von Betrugsfällen bei ambulanten Pflegediensten. Immer häufiger werden private Anbieter überführt, die zu viel Geld kassieren oder Personal einsetzen, das nicht die notwendigen Qualifikationen hat. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit in rund einem Dutzend Fälle. Der Schaden liegt dabei im siebenstelligen Bereich. „Abrechnungsbetrug ist ein Problem“, sagte der zuständige Staatsanwalt unserer Zeitung.
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) nimmt landesweit jährlich 20 Begutachtungen vor, weil ein konkreter Verdacht besteht. Dazu kommen Anzeigen bei der Polizei und eine hohe Dunkelziffer. Die Ermittler gehen davon aus, dass viele Pflegebedürftige oder deren Angehörige die Betrügereien gar nicht bemerken. Dennoch ist die Lage in Baden-Württemberg noch moderat, wenn man Zahlen aus Berlin heranzieht: Bei der dortigen Staatsanwaltschaft lagen im Januar gar 223 Anzeigen gegen 154 verschiedene Pflegedienste vor.
Geschädigt durch die Betrügereien wird gleich eine ganze Reihe Beteiligter. Zunächst die Krankenkassen oder die Sozialkassen, die zu viel bezahlen. „Oft sind jedoch die betroffenen Patienten und ihre Angehörigen die wahren Leidtragenden“, sagt eine MDK-Sprecherin. Nicht nur, weil auch sie um viel Geld geprellt würden: „Sie erhalten Leistungen nicht oder in schlechter Qualität. Dadurch steigt das Risiko, dass Patienten Gesundheitsschäden erleiden.“
Die Taten nachzuweisen ist enorm zeitaufwendig. In einem spektakulären Fall einer Stuttgarter Firma, bei dem vor einem Jahr Filialen im ganzen Land durchsucht worden waren, wird nach wie vor ermittelt. Einen anderen Fall aus dem Kreis Böblingen will die Staatsanwaltschaft dagegen in den nächsten Wochen zur Anklage bringen.