Ergun Lümali freut sich unter anderem über eine Rekordausschüttung. Foto: factum/Granville

Im Sindelfinger Daimler-Werk herrscht zwar Feierstimmung – aber nicht nur: Der Betriebsratsvorsitzende Ergun Lümali kritisiert die zunehmende Zahl von Leiharbeitern.

Sindelfingen. - - Hochmotivierte Mitarbeiter produzieren wunderschöne Autos: Darin liegt nach Ansicht von Ergun Lümali die Erfolgsgeschichte des Sindelfinger Daimler-Werks begründet. Vor rund einem Jahr ist der 52-Jährige dort zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt worden. Er ist überzeugt davon, dass dort auch im Jahr 2115 noch Mercedes produziert werden.
Herr Lümali, herrscht Feierlaune im Werk Sindelfingen?
Ich gehe davon aus, dass die Stimmung gut ist. Im Zuge der guten Unternehmensergebnisse hat es eine Rekordergebnisbeteiligung für die Mitarbeiter gegeben. Die Tarifrunde verlief gut. Und wir haben mit dem Jubiläum einen Grund zum Feiern.
Können Sie sich überhaupt noch an die schlechten Zeiten erinnern?
Die schwierigste Phase hatten wir im Sindelfinger Werk im Jahr 2009. Damals zog der Vorstand die Produktion der C-Klasse ab. Das war eine richtige Krisenzeit. Aber wir haben es geschafft, mit der Betriebsvereinbarung Zukunftsbild Sindelfingen 2020 plus aus dem Stimmungsloch herauszukommen. Dass der Standort zukunftsfähig gemacht wird, kann man allein an den vielen Kränen sehen, die auf dem Gelände im Einsatz sind. Es geht aufwärts.
Ist bei Daimler zu schaffen heute noch genau so gut wie früher?
Bei Daimler einen Festvertrag zu haben, ist definitiv genau so gut wie früher. Davon bin ich überzeugt. Deshalb führt der Betriebsrat ständig Verhandlungen, um Festanstellungen durchzusetzen. Durch die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die Konjunkturschwankungen ist die Zahl der Arbeitnehmerüberlassungen, also der Leiharbeiter, leider stark gestiegen. Als ich 1979 meine Lehre hier im Werk Sindelfingen begonnen habe, gab es solche Begriffe wie Arbeitnehmerüberlassung, Leiharbeiter oder Werkvertrag in der Umgangssprache noch gar nicht. Ende der 1980er Jahre wurde die Zahl dieser Art von Beschäftigungsverhältnissen dann immer größer. Jetzt hat sie die Spitze erreicht. Das Problem ist also eindeutig schärfer und größer geworden. Der Betriebsrat hat deshalb große Konfrontationen mit dem Konzern.