Wer einen Krippenplatz für sein Kleinkind sucht, hat es in Stuttgart noch schwer, vor allem in Kaltental. Foto: Archiv Brigitte Wahlers

Das Jugendamt stellt im Bezirksbeirat Süd die aktuellen Zahlen zur Kinderbetreuung für 0- bis Sechsjährige vor. Die Betreuungssituation hat sich im Süden in den letzten Jahren verbessert. Vor allem Heslach steht gut da.

S-Süd - Überspitzt gesagt: Ein Paar, das in Kaltental lebt, sollte sich überlegen, ob es nicht lieber umzieht, wenn es Kinder haben möchte. Zumindest, wenn es sich eine Betreuung für den Nachwuchs wünscht. Nun haben es die Kaltentaler aufgrund ihrer Lage ohnehin etwas schwerer. Geschäfte für die Dinge des täglichen Bedarfs gibt es kaum mehr. Nun fällt auch die Bilanz der Betreuungssituation für den kleinen Stadtteil eher dürftig aus.

Kaltental herrscht eine große Versorgungslücke

„Kaltental ist tatsächlich unser Sorgenkind“, gab Carola Flad vom Stuttgarter Jugendamt in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Süd unumwunden zu. Die Versorgungsquote beträgt fünf Prozent, was in etwa zehn Plätzen entspricht. Anfang diesen Jahres lebten aber 198 Kinder unter drei Jahren in Kaltental. Die meisten Kinder müssen deshalb nach Südheim oder Vaihingen in die Kindertagesstätte. „Wir wollen da im nächsten Jahr genauer hinschauen“, versprach Flad, die seit dem Jahr 2012 beim Jugendamt in der Jugendhilfeplanung für den Süden zuständig ist. Selbst bei den Drei- bis Sechsjährigen herrscht laut Flad in Kaltental eine Lücke.

Hinzu kommt, dass in den Stadtteilen Kaltental und im angrenzenden Südheim die Anzahl der Kinder zwischen Null und sechs Jahren gestiegen ist. Dies ist in den übrigen Stadtteilen des Stuttgarter Südens nicht der Fall. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dort die Anzahl der Kinder in diesem Alter rückläufig.

Optimal wiederum haben es Eltern in Hesalch. Dort herrschen fast schon paradiesische Zustände. Denn der Stadtteil gilt, was die Kinderbetreuung angeht, fast schon als überversorgt. Auf 288 Kleinkinder kommen 162 Plätze. Das entspricht einer Versorgung von 56 Prozent. Benötigt werden rund 70 Prozent. Mit den weiteren geplanten Projekten seien aber vermutlich sogar 81 Prozent realisierbar, sagte Flad. Für den Nachwuchs zwischen drei und sechs Jahren sieht es in Heslach sogar noch besser aus. „Da haben wir wirklich ein großes Platzangebot, ebenso wie am Bopser“, betonte Flad. Mit derzeit 103 Prozent Versorgungsquote liege Heslach sogar über dem Sollzustand. Allerdings müsse der Stadtteil noch die etwas schlechtere Situation rund um die Karlshöhe auffangen.

Der Süden steht insgesamt gut da

Insgesamt steht der Süden nach den Zahlen vom 1. März dieses Jahres nicht schlecht da. So ist die gesamte Auslastung mit 45 Prozent laut Flad „komfortabel“. Es fehlen 231 Kita-Plätze für die 0 bis Dreijährigen. Bei den Drei-bis Sechsjährigen herrscht insgesamt ein Überschuss. Dort sind sogar 30 Plätze zu viel vorhanden. Bei der Ganztagesbetreuung fehlen jedoch noch rund 40 Plätze.

Einige Kita-Projekte sind im Süden geplant, einige schon in der Umsetzungsphase. Das ist zum Beispiel der Systembau in der Eierstraße, eine katholische Kita in der Burgstraße und im Naturkindergarten auf der Jugendfarm Elsental soll es von September 2015 ein weitere Gruppe geben. Das Kolping-Bildungswerk baut derzeit in der Karl-Kloß-Straße eine Kita für vier Gruppen und zuletzt hat die Katholische Kirche am Waldheim am Bruderrain ebenfalls eine Kita für zwei Gruppen genehmigt bekommen. Neue Projekte wünscht sich das Jugendamt angesichts der Zahlen in den Stadtteilen Lehen, Weinsteige und Karlshöhe. Für Kaltental gebe es derzeit einen Prüfauftrag. Gesucht werde ein Standort mit Platz für vier Gruppen, sagte Carola Flad.

Bezirksbeirat Roland Petri von der CDU-Fraktion zeigte sich zufrieden mit der Situation. „Wir haben ja lange auf eine Antwort von der Stadt gewartet“, sagte er. Deshalb habe man ja große Probleme und skandalträchtige Zustände befürchtet, sagte Petri mit einem Augenzwinkern. „Nun habe ich aber ein sehr gutes Gefühl“, ergänzte er. Auch Karl Stahr von der FDP freute sich, dass die Situation wesentlich erfreulicher ist als befürchtet.

Betreuungssituation in der Landeshauptsstadt

Zahlen
In ganz Stuttgart gibt es nach dem Stand vom 1. März 2014 16 068 Kinder unter drei Jahren. Der Versorgungsgrad beträgt derzeit 40,2 Prozent. Insgesamt fehlen also noch 3422 Plätze um den angestrebten Versorgungsgrad von 62 Prozent für Kleinkinder zu erreichen. Bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es insgeasmt 15 943 Kinder. Derzeit hat Stuttgart eine Auslastung von 106 Prozent in dieser Altersgruppe vorzuweisen. Dies gilt allerdings nicht, wenn man die Ganztagesbetreuung (also acht Stunden und mehr) betrachtet. In diesem Bereich fehlen auch bei Drei- bis Sechsjährigen noch 2400 Plätze in Stuttgart.

Träger
Im Stuttgarter Süden betreiben 20 Träger 38 Einrichtungen mit 1639 Plätzen für Kinder von 0 bis sechs Jahren. Dies ist bezogen auf ganz Stuttgart viel. Der Süden zeichnet sich durch eine große Trägervielfalt aus, die meisten Träger sind dort privat, städtische Träger sind eher unterrepräsentiert.