Gedränge auf der Schuhbank: Nicht für alle Kinder gibt es Kindergartenplätze in Plieningen und Birkach. Foto: Archiv

In der jüngsten Bezirksbeiratssitzung hat eine Mutter das Problem angesprochen: In Plieningen und Birkach fehlen Kindergartenplätze. Lösungen sind erst auf lange Sicht möglich.

Plieningen/Birkach - Deutliche Worte für das Dilemma hat Sabrina Rodrigues gefunden: „Hier stehen Existenzen von ganzen Familien auf dem Spiel. Es müssen ortsnahe Lösungen her.“ Rodrigues, Mutter zweier Kinder aus Plieningen, war in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung dabei, um bei den „Fünf Minuten für Bürger“ darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht genügend Kindergartenplätze in Plieningen und Birkach gebe. Wie Sabrina Rodrigues berichtete, herrscht der Mangel in erster Linie bei den Plätzen für die Drei- bis Sechsjährigen: „Für Null- bis Dreijährige gibt es genügend Plätze, aber die Anschlussbetreuung ist nicht gegeben.“

Rodrigues hat für eines ihrer beiden Kinder keinen Kindergartenplatz in der Kita an der Schießhausstraße bekommen und weiß nicht, wie sie weiter arbeiten gehen soll. „Wir stehen noch auf der Warteliste für einige andere Kitas in der Stadt.“ Die seien aber natürlich weiter entfernt und erforderten die vielfach kritisierten Elterntaxis.

Warteliste und Aufnahmestopp

In Plieningen und Birkach, so sagten es Sabrina Rodrigues und Ute Cüppers, die Leiterin der Kita Weltentdecker an der Schießhausstraße, hätten die Ganztageseinrichtungen Osumstraße, Chausseefeld und Schießhausstraße jeweils rund 200 Kinder auf der Warteliste oder bereits einen Aufnahmestopp. Ähnlich sehe es bei den Kitas Mistelweg, Köpfertstraße, Körschtal und Mönchhof aus, die lediglich verlängerte Öffnungszeiten bis 13.30 Uhr hätten. Ute Cüppers sagte: „Die Johanniter würden als Träger gerne weitere Kitas übernehmen.“

Laut des städtischen Jahresberichts 2015 zur Kindertagesbetreuung gibt es in Birkach 201 Kinder zwischen drei und sechs Jahren, und für 168 von ihnen gibt es Betreuungsplätze, was einem Versorgungsgrad von 84 Prozent entspricht. Auf acht Stunden Betreuung oder mehr bezogen, hüpft dieser Versorgungsgrad allerdings hinunter auf 26 Grad. Für Plieningen sind es 359 Drei- bis Sechsjährige, und 316 Betreuungsplätze, was 88 Prozent entspricht – 31 Prozent auf acht Stunden bezogen. Der städtische Durchschnitt liegt bei 106 Prozent – Plieningen und Birkach liegen also mit 88 und 84 deutlich darunter.

Der grüne Bezirksbeirat Joachim Kausch hatte sich vor der Sitzung extra beim Parteikollegen und Stadtrat Vittorio Lazaridis erkundigt: Nach dessen Aussage fehlen rund 50 Kindergartenplätze in Plieningen und Birkach. Es sei schwierig, geeignete Flächen und Personal für Kitas zu finden, erklärte die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. Langfristig stünden einige neue Kitas an, beispielsweise auf dem Pallotti-Areal oder im Steckfeld. „Kurzfristige Lösungen gibt es nicht“, so Lindel. „Die Stadt ist aber dran.“ Dies ist auch die Auskunft aus dem Jugendamt: passende Räume seien in diesen Bezirken schwer zu finden.

Ein Treffen vor Ort soll ein erster Schritt sein

Der aktuelle Zustand sei für sie nicht hinnehmbar, sagt Sabrina Rodrigues auf Nachfrage dieser Zeitung. Alleine aus der Kita an der Schießhausstraße seien es sechs Kinder, die keinen Kindergartenplatz erhalten hätten. „Es hilft ja nichts, immer nur zu sagen: es gibt keine Erzieher, es gibt keine Räume“, meint Rodrigues. „Die Stadtverwaltung muss sich vom bürokratischen Denken verabschieden, und über Interimsstätten nachdenken.“ Einklagen will sie sich nicht. „Eine Klage hilft vielleicht mir, aber den anderen Eltern nicht. Ich will eine Gesamtlösung für alle.“

Hoffnung setzt Sabrina Rodrigues nun in die Planungsrunde zum öffentlichen Bedarf im Kita-Bereich, deren Initiatorin sie ist. Beim ersten Treffen mit Elternbeiräten, Lokalpolitikern und Vertretern des Jugendamts sei ein Treffen vor Ort angesetzt worden: „Dabei treffen wir uns mit den Zuständigen in Plieningen und schauen uns die Kitas vor Ort an, inklusive möglicher Ausbauoptionen oder neuer Stätten“, so Rodrigues. Eine kurzfristige Lösung sei dies auch nicht, „aber ein Anfang.“