Im März 2016 war beim Geschwister-Scholl-Gymnasium noch nichts als Baustelle – nun sind die Menschen schon in die beiden Containerbauten eingezogen. Foto: Sandra Hintermayr

Anfang des Monats sind die neuen Sillenbucher in die beiden Containerbauten im Unteren Hasenwedel eingezogen. Nun haben die Betreuer im Bezirksbeirat einen ersten Bericht von der ersten Zeit dort abgegeben.

Sillenbuch - Es läuft gut an im Unteren Hasenwedel. Das ist die Quintessenz des Berichts, den Matthias Jürgens vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und Anja Braun von der Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt (AGDW) abgelegt haben. Gemeinsam mit Marco-Oliver Luz vom Sozialamt waren die örtlichen Betreuer zur jüngsten Sitzung des Sillenbucher Bezirksbeirats gekommen. Und sie hatten den Lokalpolitikern einen Einblick in die seit Anfang Juni bezogene Flüchtlingsunterkunft an der Richard-Schmid-Straße mitgebracht, der positiv ausfiel. „Irgendwann wird es heißen: Von Sillenbuch lernen, heißt Betreuung lernen“, kommentierte beispielsweise der Sprecher der SPD-Fraktion Ulrich Storz hernach.

Zunächst gab es von Marco-Oliver Luz die Eckdaten: In den beiden auf drei Jahre angelegten Containerbauten gibt es insgesamt 36 Zimmer, und in jedem davon drei Betten. Das macht Platz für 108 Menschen. Allerdings werden letztlich nur 80 dort leben, weil laut Luz auch viele Familien darunter sind. Ohnehin seien 60 Prozent der Bewohner im Familienverband, und bei den Männern, die alleine da sind, sei, so Luz, zu bedenken, dass es sich oftmals um Familienväter handle, die ihren Frauen und Kindern die gefährliche Flucht nicht zumuten wollten. Unter den Neuankömmlingen in Sillenbuch, die bisher allesamt in einer Notunterkunft im Stuttgarter Osten untergebracht waren, sind 28 Minderjährige und 52 Erwachsene. Nahezu dieselbe Verteilung ist es bei den Geschlechtern: 57 der Bewohner sind männlich, 23 weiblich. Und auch zu den Nationalitäten hatte Luz Zahlen dabei: 40 sind aus Syrien geflohen, 20 aus dem Irak, zehn aus Afghanistan, sechs aus dem Iran, und vier fallen unter die Kategorie „Sonstige“. „Das ist in etwa auch die Verteilung, die wir in der ganzen Stadt haben“, sagte Luz.

WLAN und Patenschaften erwünscht

Aufgeteilt sind im Unteren Hasenwedel auch die Aufgaben bei der Betreuung der Asylbewerber: „Die AGDW ist für die Software zuständig, ich bin sozusagen für die Hardware da“, sagte Matthias Jürgens vom DRK. Das bedeutet, dass sich Anja Braun und ihre Kollegin um das Alltägliche kümmern, zum Beispiel also gesundheitliche Angelegenheiten oder die Beratung bei ausländerrechtlichen Fragen, während Jürgens als „Hausmeister im weitesten Sinne“ dafür da ist, dass die Mülltrennung läuft, der Brandschutz funktioniert und die Ausstattung stimmt.

Bei Letzterer hakt es vor allem noch an einem Punkt: WLAN zu bekommen sei den Menschen ein großes Anliegen, denn sie lebten auch seelisch davon, mit ihren Angehörigen via Skype in Verbindung zu bleiben. Auf die Frage, wo noch Hilfe benötigt werde, konnte Matthias Jürgens nach so kurzer Zeit aber keine konkrete Auskunft geben. Anja Braun sagte, die Bewohner seien dabei, sich einzuleben, und es sei ihnen ein Anliegen, sich zu integrieren. Auch deshalb seien Patenschaften, beispielsweise für Kinder, die gerne in einem Verein Fußball spielen würden, immer gut.

Keine Sonderbehandlung

Derzeit sucht Braun nach Plätzen in Kindergärten und Schulen, denn wegen ihrer bisherigen Unterbringung im Stuttgarter Osten sind die Kinder teilweise schon in Gablenberg oder Neugereut in Einrichtungen und würden gerne wechseln. Das sei nicht einfach. Und auch bei der medizinischen Versorgung gebe es manchmal Probleme wegen der Formalien oder wenn ein Arzt im Urlaub sei und kein anderer gefunden werden könne. „Es gibt keine ambulante Versorgung für eine Unterkunft dieser Größe“, sagte Luz und begründete das damit, dass es auch der Integration diene, wenn die Asylbewerber die Ärzte vor Ort aufsuchten. Außerdem solle es keine Sonderbehandlung geben, „um so keinen Sozialneid entstehen zu lassen“.

Eine asylbewerberspezifische Besonderheit sprach Irene Kamm (SÖS-Linke-Plus) an. Sie wollte wissen, ob die Menschen Hilfstätigkeiten wie Rasenmähen oder ähnliches auch gegen Geld ausüben dürften. Das verneinte Luz und erklärte, sie dürften lediglich gemeinnützige Arbeit übernehmen. „Aber die Bewohner, die Nachbarschafthilfe anbieten, wissen, dass sie dafür kein Geld bekommen“, ergänzte Matthias Jürgens.

Wer selbst helfen möchte, kann sich an Rainer Kapp wenden, den Sprecher des Freundeskreises Hasenwedel. Er ist zu erreichen unter der Nummer 21 68 86 58 oder per E-Mail an rainer.kapp@stuttgart.de.