Die TBR Frischbeton Stuttgart GmbH produziert wohl mindestens in den nächsten vier Jahren auch zu Zeiten, in denen die Feuerbacher schon schlafen. Foto: Torsten Ströbele

Auf dem ehemaligen Fahrion-Areal wird nun rund um die Uhr Beton hergestellt. Das erzeugt Lärm und Unmut.

Feuerbach - Von einem „fiesen, unangenehmen und nervtötenden Dauerton“ sprechen derzeit Anwohner rund um das Gebiet Schelmenäcker-Süd. Seit einigen Tagen sei rund um die Uhr ein kontinuierliches, brummendes Geräusch zu hören, das vor allem in den eher ruhigen Morgen- und Abendstunden sehr deutlich und störend zu hören sei. Der Ton könne von einem Generator, einem Kompressor oder kleinen Kraftwerk in der Nähe des Betonwerks auf dem ehemaligen Fahrion-Areal stammen, mutmaßt ein Feuerbacher, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte: „Zahlreiche Anwohner der Bubenhalden-, Heiligenberg- und Linzer Straße haben diese Wahrnehmung bestätigt.“

Ein anderer Anwohner legt sich fest: „Der Lärm kommt vom Betonwerk an der Leobener Straße 85.“ Das merke man deutlich, wenn man den Erich-Hermann-Weg Richtung Wilhelm-Geiger-Platz hinunter gehe. „Das Geräusch wird lauter und ist wirklich unerträglich, wenn man dann schließlich am ehemaligen Fahrion-Areal vorbeikommt.“

Im Feuerbacher Werk der TBR Frischbeton Stuttgart GmbH macht man keinen Hehl daraus: „Das Geräusch kommt von uns. Wir produzieren seit der vergangenen Woche Tag und Nacht“, sagt Mischmeister Amir Cizmic. Man habe kürzlich einen neuen Auftrag erhalten und stelle den Beton für ein Großprojekt an der Heilbronner Straße her. Gemeint ist der Rosensteintunnel. „Hierfür produzieren wir vor allem nachts“, sagt Cizmic. „Das kann schon vier Jahre dauern oder sogar noch ein bisschen länger.“ Man habe aber eine Genehmigung für die Arbeiten. Das sei im Vorfeld alles geklärt worden. „Die Polizei war auch schon bei uns. Wir haben den Beamten die Papiere gezeigt. Alles war in Ordnung“, ergänzt der Mischmeister.

Lärmmessungen werden folgen

Das kann Daniela Waldenmaier von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Stuttgart bestätigen: „Fünf Anrufe sind bei uns eingegangen. Es ging um Lärmbelästigung. Das war schon in der Nacht zum vergangenen Samstag und am folgenden Nachmittag.“ Der Streifendienst habe die Genehmigung für den Nachtbetrieb vor Ort überprüft. Sie sei augenscheinlich in Ordnung gewesen. „Wir haben einen Bericht verfasst und ihn ans Amt für Umweltschutz geschickt“, sagt Waldenmaier.

Dort sind bis Mittwoch auch die drei sogenannte gelben Karten eingegangen, die Feuerbacher Bürger an das Ideen- und Beschwerdemanagement der Stadt geschickt haben, damit sich die Verwaltung der Lärmbelästigung annehmen kann. Die Behörde hat umgehend reagiert und den Geschäftsführer des Betonwerks kontaktiert, sagt der Leiter der städtischen Pressestelle, Sven Matis. Der Verantwortliche habe sich kooperativ gezeigt und wolle noch in dieser Woche den Lärm reduzieren.

Waldenmaier geht davon aus, dass der Heizofen wohl das Geräusch erzeuge. Er soll dafür sorgen, dass der Beton nicht abkühlt. Eine Isolierung oder Dämmung könnte das Problem lösen.

„Wenn diese Maßnahmen umgesetzt sind, wird das Gewerbeaufsichtsamt auch noch Lärmmessungen vornehmen“, sagt Matis. Grundsätzlich gelte, dass das Werk nicht lauter sein dürfe, als es die üblichen Lärmrichtwerte vorsehen. Einen halben Meter vor dem geöffneten Schlafzimmerfenster eines Wohnhauses dürften nachts 40 Dezibel und tagsüber 55 Dezibel nicht überschritten werden. Das Werk gebe es an der Leobener Straße schon seit Jahrzehnten. Es liege im Industriegebiet und sei 1993 immissionsschutzrechtlich genehmigt worden, sagt Matis. Mittlerweile sei zwar die immissionsschutzrechtliche Genehmigungspflicht für solche Anlagen entfallen, die Baugenehmigung bestehe aber weiterhin.

Kurzum: Solange der Betrieb die Richtwerte nicht überschreite, könne er wie damals genehmigt fortgeführt werden, sagt Stadtsprecher Sven Matis.