Viele können es kaum erwarten, in luftiger Höhe einen Blick vom Fernsehturm über den Stuttgarter Kessel zu werfen. Für die Mitarbeiter bedeutet der Andrang der Besucher viel Arbeit. Foto: Cedric Rehman

Seit der Wiedereröffnung des Fernsehturms bekommt die Öffentlichkeit offenbar nicht genug von dem Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Zahlen belegen einen regen Besucherandrang. Vor Ort zeigt sich, wie beliebt das Bauwerk als Ausflugsziel ist.

Degerloch - Es scheint fast so, als hätte jemand den Menschenauflauf mit einem Schalter angeknipst. Kurz vor 14 Uhr geht es gemütlich zu vor dem Stuttgarter Wahrzeichen. Einige Besucher ruhen sich auf Bänken vor dem Eingang zum Fernsehturm aus. Hinter ihnen toben Kinder auf dem Spielplatz. Dann gegen 14 Uhr erscheint eine Traube von Menschen, die zum Eingang strömt. Viele haben jetzt offenbar ihr Mittagessen beendet und sind bereit für ein Dessert und eine Tasse Kaffee in luftiger Höhe.

Die Stuttgarterin Monika Maio will mit ihrer Mutter auf den Fernsehturm. „Wir wollen sehen, was sich nach der Schließung verändert hat“, sagt sie. Die Schlange nehme sie dabei gern in Kauf, sagt sie. Mit der stoischen Reaktion auf das langsame Vorwärtskommen unter der prallen Sonne scheint Monika Maio nicht allein zu sein. Allenthalben herrscht Ausflugsstimmung. Stuttgarter machen mit Bekannten aus Nordrhein-Westfalen Station am Fernsehturm, um ihnen das Wahrzeichen zu zeigen. Touristen wollen auf den Turm, der für sie das Erkennungsmerkmal der Landeshauptstadt ist. Wer stört sich da schon an einer Wartezeit von bis zu 30 Minuten?

Mitarbeiter haben viel zu tun

Im Foyer des Turms herrscht Betriebsamkeit. Die Mitarbeiterin Petra Probst spricht von „schönem Stress“, der sie an Wochenenden begleitet. Natürlich sei gerade bei gutem Wetter sehr viel los, sagt sie. „Aber die Leute sind nicht böse, wenn sie lange warten mussten. Alle sind gut drauf“, sagt sie.

Die gute Laune darf auch dem Aufzugführer Bernd Hafner nicht vergehen. Er schätzt, dass er an diesem Tag 200 Mal den Turm hoch- und runterfahren wird. Schwindelgefühle oder Druck auf den Ohren kenne er schon lange nicht mehr, sagt er. Hafner freut sich, dass nach der langen Schließung nun offenbar viele Nachholbedarf haben, einen Blick vom Fernsehturm zu werfen. Auch, wenn das für ihn viel Arbeit bedeutet. „Von den Schlangen bekomme ich nichts mit. Bei mir im Lift sind alle lieb“, sagt er. Dann entschwindet er mit einem neuen Pulk von Besuchern in die Höhe. Die Erhebungen des Fernsehturmbetreibers SWR Media Services GmbH belegen den Eindruck des Aufzugführers. Kamen vor der Schließung im April 2012 an Sonntagen im Durchschnitt 1598 Besucher auf den Fernsehturm, waren es im April diesen Jahres 2762. Laut Informationen des Betreibers ist es unter der Woche etwas ruhiger als an den Wochenenden. Außerdem entscheide immer das Wetter über den aktuellen Besucherandrang, heißt es.

Warteschlangen werden akzeptiert

Vor der Schließung des Bauwerks wegen mangelnden Brandschutzes im Jahr 2013 war das wohl auch nicht anders. Die Menschen sind jetzt aber offenbar bereit, auch lange Warteschlangen zu akzeptieren.

Martina Becker, Sprecherin der SWR Media Services GmbH, erklärt das große Interesse mit der Nostalgie der Stuttgarter. „Wenn das Wahrzeichen Stuttgarts nach knapp drei Jahren Schließung wieder offen hat, ist die Freude natürlich groß, dass man die einzigartige Aussicht vom Fernsehturm wieder genießen kann“, sagt sie.