Dieter Pikulski im ESA-Kontrollzentrum des Weltraumbahnhofs Kourou. Foto: privat

Dieter Pikulski aus Fellbach gewinnt mit seinem Foto einen Besuch beim Start der Vega-Rakete der Europäischen Raumfahrtorganisation.

Fellbach - Mit diesen Worten beschreibt Dieter Pikulski seine Reise zum Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana: „Atemberaubend, anstrengend und intensiv.“ Im Frühjahr verfolgte der Fellbacher „live und in Farbe“ den Start der Vega-Rakete der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) ins All. Dass der junge Familienvater die Reise zum Sehnsuchtsort vieler Raumfahrtfans gewann, war allerdings eher ein Zufall.

„Ich bin ein begeisterter GEO-Leser und blättere auch bis zur letzten Seite“, erklärt Dieter Pikulski. In einer kleinen Rubrik entdeckte er die Ausschreibung des Fotowettbewerbs „Transcending Borders – Grenzen überwinden“. Grundlage des Wettbewerbs war die Nutzung der Datenbank des europäischen Kopernikusprogramms – eines Erdbeobachtungsprojektes. „Kaum einer weiß, dass die Satellitenbilder allen zur Verfügung stehen“, erzählt der Fellbacher.

Das Siegerfoto von Dieter Pikulski. Foto: Pikulski
Dieter Pikulski wählte sich also in eine umfangreiche Bilddatenbank ein – rund 36 000 Fotos stehen den Nutzern kostenfrei zur Verfügung – und ließ sich inspirieren. Was er entdeckte, war eine Nachtaufnahme der beiden Städte Juárez und El Paso. „Bei dem Foto der beiden Grenzstädte sprang der Funken über“, berichtet er. Getrennt durch den Fluss Rio Grande und die mexikanisch-amerikanische Staatsgrenze „pulsieren die beiden Metropolen wie zwei Kammern eines Herzens“, führt er aus. Und genau diesen Eindruck verfestigte Dieter Pikulski in seiner Bildbearbeitung. Mit dem Foto „Two Halves of one Heart“ gewann er dann den Wettbewerb und wurde im Oktober 2015 ausgezeichnet.

„Für meinen Sohn wäre der Raketenstart ein Traum gewesen“, erklärt Dieter Pikulski. Leider konnte er den raketenbegeisterten Nachwuchs nicht mit auf die Reise nehmen. „Abgesehen von den ganzen Sicherheitsbedenken wäre die Reise viel zu anstrengend gewesen.“ Und diese musste gut geplant werden: Wetterbedingt kann sich der Start der Rakete immer wieder verschieben, sodass rund zehn Tage Urlaub eingeplant werden mussten. „Berufsbedingt musste ich daher gleich für das Jahr 2016 absagen“, erzählt der Preisträger.

Der Zugang zum Weltraumbahnhof ist stark reglementiert

Der Zugang zum Weltraumbahnhof Kourou ist stark reglementiert. „Nur sehr wenige dürfen das Gelände und auch die Starts beobachten. Daher war mein Preis auch so begehrt“, freut sich der Fellbacher, der seit rund zehn Jahren am Fuße des Kappelbergs lebt. Er begleitete eine europäische Delegation, nahm an Vorträgen und Besichtigungen teil und konnte eine europäische Ariane-Rakete aus der Nähe bewundern und berühren – alles bevor der Start der Vega-Rakete auf dem Programm stand. „Es raubt einem den Atem.“

Die Reise zum Raketenstart in das südamerikanische Kourou war eine seltene Auszeichnung. Kooperationspartner des europäischen Kopernikus-Programms schreiben zwar immer wieder Wettbewerbe aus, „doch dann geht es um Geschäfts- und Entwicklungsideen für die erworbenen Daten“, erklärt Dieter Pikulski. Die hohe Auflösung der Satellitenbilder ermöglichen Anwendungen, die vom Naturschutz bis zur nachhaltigen Mobilität reichen. Ideen für die Datenvielfalt seien daher gesucht, „doch dann bekommen sie Entwicklungspreise und keine Reise. Ich bin der GEO sehr dankbar für ihren Wettbewerb“, sagt Dieter Pikulski.