Roger Willemsen wurde 60 Jahre alt. Erst im vergangenen August erfuhr der Autor und Journalist von seinem Krebsleiden. Foto: dpa

Erst im vergangenen August wurde sein Krebsleiden bekannt - nun ist Roger Willsemsen gestorben. Der Autor, Ex-Moderator und Journalist wurde 60 Jahre alt.

Hamburg/Frankfurt - Der Bestsellerautor und frühere Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Dies bestätigten am Montag sein Büro in Hamburg und der Verlag S. Fischer in Frankfurt. Willemsen starb demnach am Vortag im Alter von 60 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg.

Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Bekannt wurde er vor allem mit essayistischen Reisebüchern („Die Enden der Welt“). Zuletzt landete er mit seinem Buch „Das Hohe Haus“ (2014) einen Bestseller. Dafür hatte er ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Tribüne als Zuhörer verfolgt.

Im Fernsehen machte sich der Autor vor allem in den 90er Jahren mit der ZDF-Talksendung „Willemsens Woche“ einen Namen. Im Schweizer Fernsehen moderierte er den „Literaturclub“.

Die Krebserkrankung war bei Willemsen im August vergangenen Jahres - wenige Tage nach seinem 60. Geburtstag - festgestellt worden. Daraufhin sagte er alle öffentlichen Veranstaltungen ab.

„Außerordentlicher Kämpfer für die Menschen“

Als „zentralen Intellektuellen Deutschlands“ und „brillanten Autor“ hat der Verlag S. Fischer den verstorbenen Roger Willemsen gewürdigt. Willemsen sei auch ein „außerordentlicher Kämpfer für die Menschen“ gewesen, erklärte der verlegerische Geschäftsführer Jörg Bong in Frankfurt am Montag. Willemsens Werk sei Teil der Identität von S. Fischer.

Die Nachricht vom Tode Roger Willemsens hat auch SPD-Chef Sigmar Gabriel nach eigenen Worten „zutiefst berührt“. „Deutschland verliert einen brillanten Intellektuellen, einen Weltbürger im besten Sinne und eine bedeutende Stimme unseres Kulturlebens - intelligent, pointiert, streitbar“, schrieb Gabriel am Montag auf Twitter. Auch Grünen-Chefin Simone Peter äußerte sich schockiert. „Wir trauern um einen wunderbaren Menschen, um einen wichtigen Intellektuellen, Autor und Moderator“, twitterte sie.

Der Linken-Politiker Gregor Gysi würdigte Willemsen als einen der herausragenden Journalisten und Publizisten Deutschlands. „Bestechend waren seine Intelligenz und Klugheit, seine Bildung, seine Beobachtungsgabe, seine Genauigkeit und seine Reaktionsschnelligkeit“, erklärte der Bundestagsabgeordnete.

Roger Willemsen im Steckbrief

Wissenschaftler, Moderator, Autor, Regisseur - Roger Willemsen hatte viele Talente. Ein Steckbrief:

GEBURT: am 15. August 1955 in Bonn

STUDIUM: Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte

DIE ANFÄNGE: wissenschaftliche Arbeit in München; als Journalist in London; freier Schriftsteller und Übersetzer; Anfang der 1990er Jahre Einstieg beim Pay-TV-Kanal Premiere

DER AUFSTIEG: Erste Talkshow Anfang der 1990er bei Premiere; dann „Willemsens Woche“ im ZDF (1994 bis 1998)

WEITERE SENDUNGEN: „Nachtkultur mit Willemsen“ (WDR); Kulturmagazin „Aspekte“; „Willemsens Zeitgenossen“; Willemsens Musikmagazin“ (alle im ZDF); „Literaturclub“ (Schweizer Fernsehen)

DER REGISSEUR: Debüt mit dem Dokumentarfilm „Non Stop - eine Reise mit Michel Petrucciani“ DER AUTOR: „Deutschlandreise“ (2002); „Gute Tage“ (2004); „Kleine Lichter“ (2005); „Hier spricht Guantánamo“ (2006); „Die Enden der Welt“ (2010); „Momentum“ (2012); „Das hohe Haus“ (2014) PREISE: „Bayerischer Fernsehpreis“, „Adolf-Grimme-Preis“