Rustikal und gemütlich Foto: Restaurant

Die Forelle in Tübingen ist eine Weinstube aus dem Bilderbuch und setzt auf regionale Produkte.

Tübingen - Ein Knarzen kann sympathisch sein. Die Treppe, die seltsamerweise mitten durch den Raum und über unseren Köpfen verläuft, sie knarzt. Ein schönes, weiches Geräusch. Nicht unangenehm. Oben im ersten Stock sitzt heute niemand. Es ist ein Raum für abends, für Feierlichkeiten. Früher war hier mal eine Druckerei von Cotta beheimatet, in der unter anderem die Erstausgabe von Schillers „Wallenstein“ gedruckt wurde. Drunter war ursprünglich eine Bäckerei.

Oben im ersten Stock ist es mindestens so gemütlich wie im Erdgeschoss der Forelle in Tübingen. Man sitzt hier zwischen holzgetäfelten Wänden und bemalten Decken. „Bilderbuch-Weinstube“ denkt man. Und dann kommt auch schon die nette Dame aus dem Service und heißt einen willkommen. Es ist gemütlich, rustikal und schwäbisch hier. Ein Schild am Eingang zitiert Goethe (wen sonst?): „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“ Hier gibt es viele Weine, mehr als 150 Positionen. Die Betreiberfamilie Baur legt großen Wert auf Regionalität. Aber auch die angrenzenden Länder werden nicht vergessen: Das Hobby von Robert Baur sind die französischen Tropfen, seine Frau Gina kommt ursprünglich aus Österreich. Weine beider Länder gibt es natürlich auch.

Die Forelle ist ein historischer Ort. Das Gebäude ist von 1759, 1805 wird die Forelle das erste Mal in historischen Schriften erwähnt. „Hier trafen sich der König, der Kurfürst, der Herzog und die Intellektuellen“, erzählt Gina Baur. „Die Forelle liegt ja auf dem Weg zum Schloss Hohentübingen.“

Seit 1999 ist die Betreiberfamilie Baur hier. Zuvor hatten sie das Hotel Posthalterei in  Gammertingen, das 250 Jahre in Familienbesitz war. Robert Baur wuchs in einer Gastronomenfamilie auf: die Mutter war Köchin, der Vater Konditor. All diese Einflüsse   setzt  er  auch  in  der  Forelle  um. Ein gutes Restaurant erkennt man schon an seinem Brot. Das Holzofenbrot, das hier vorab und dazu auf den Tisch kommt, ist fantastisch. Selbst gebacken. Die Kruste ist phänomenal knusprig, das Innere weich. Toll!

Wir sind zur Mittagszeit da. Deshalb hat die Karte nicht die sehr ausgefallenen Gerichte zu bieten. Die gibt es in den Abendstunden. Da stehen etwa Kraut- und Wirsingwickel mit Rehfleischfüllung, Wildmaultaschen auf Thymianlinsen, Albwildschwein mit Steinpilzmaultaschen und so weiter und so fort auf der Karte. Und Alb-Forelle – klar, der Name verpflichtet.

Das Mittagsrepertoire ist eher übersichtlich. Es gibt ein Mittagstischangebot aus zwei Gerichten, eines davon vegetarisch, sowie Klassiker. Und auch an denen erkennt man im Übrigen, ob ein Restaurant etwas taugt. Wer keine guten Kässpätzle kann, sollte sich an anspruchsvolleren Gerichten sowieso nicht versuchen. Die Kässpätzle sind hier genau so, wie sie sein müssen: Sie schwimmen nicht in einer sahnigen Sauce, sondern sind wuchtig mit einem schmackhaften Käse überbacken. Serviert werden sie in einer Auflaufform. Der Rostbraten liegt auf einem rezenten Weinsößle. Das Fleisch ist abgehangen, das schmeckt man. Laut Karte kommt es vom Hohenloher Rind. Überhaupt: Auf Qualität wird hier geachtet. Der Käse, der Büffel, das Lamm – all diese Produkte kommen von der Schwäbischen Alb.

Wer schon einmal in Tübingen ist, sollte den Tag auch nutzen, im kleinen Lädchen Silberburg am Markt (Wiener Gässle 1, Ecke Marktplatz, www.silberburg-am-markt.de) einzukehren. Es gibt hier Souvenirs. Aber solche, die man sich gerne kauft. Schwäbischen Whisky, Tübinger Mist, Schwäbische Linsen und natürlich Schokolade. Alles, was der Food-Tourist so gerne hat.

Forelle, Kronenstr. 8, 72070 Tübingen, Telefon 0 70 71 / 2 40 94; www.weinstubeforelle.de

Öffnungszeiten: täglich 11.30 bis 23 Uhr, Mittwoch ist Ruhetag (im Februar montags erst ab 17.30 Uhr geöffnet)

Es gibt verschiedene Mittagstischangebote, die täglich wechseln. Abends sollte man besser reservieren.

Die Forelle ist eine historische Weinstube. Auch Goethe soll schon hier gewesen sein.