Markus Lang zieht sein Strümpfelbach der Welt der Gourmandise vor

Gänseleberparfait, Hummerschaum, Wildlachsterrine? Das alles aus dem Ingwersud, an Kaiserschotensalat, im Koriandermantel, auf schwarzer Tintenfischsoße? Nein danke. "Ich mag am liebsten Spätzle mit Soß"’, sagt Markus Lang. Kochen könnte er solche Feinschmeckereien wohl, aber er will nicht. "Ich halte nicht viel davon, dass jeder meint, auf edel machen zu müssen, dass plötzlich alles mediterran oder asiatisch angehaucht ist."

Auch wenn er bei Bareiss im Schwarzwald Gourmets zum Schwelgen brachte, Lang schätzt das Einfache, das Bodenständige, das Ehrliche. Schließlich hat er bei der Mama, einer echt schwäbischen Hausfrau, das Kochen gelernt. Und so ist er nach Ausflügen in die Schweiz und Zwischenspielen in Stuttgart (Krehl’s Linde und Schellenturm) zu seinen Wurzeln zurückgekehrt: nach Strümpfelbach, wo er einst im Lamm lernte.

Dort bewirtschaftet Lang seit zwei Jahren gemeinsam mit seiner Frau Karin das Gasthaus Zum Hirsch. Vom Onkel hat er es übernommen. Zu dem sind die Strümpfelbacher gern gegangen. Dem Neuem standen sie ein klein wenig argwöhnisch gegenüber. Grundlos, wie sich herausstellte. Alter Holzboden, freigelegte Decken- und Stützbalken, ein großer Kachelofen mit Holzbank: In dem 375 Jahre alten Fachwerkhaus herrscht Wohnstubencharakter. Stammgäste kommen noch genauso gern wie Wanderer und Familien. Tradition verpflichtet eben, denn die Wirtschaft gibt’s hier "schon mindestens seit 100 Jahren", sagt Lang. "A wa", ruft’s vom Seniorenstammtisch rüber, "die gibt’s schon immer."

Noch heute stehen Ochsenbrust, Maultaschen, Schnitzel, saure Nierle, Kalbsherz, Kutteln oder Kalbszüngle auf der Karte. Von Behäbigkeit indes keine Spur. Lang kocht auf die leichte Art, ohne den Magen seiner Gäste allzu sehr zu belasten. Die Flädlesuppe (3,50 Euro) etwa hat ihren Namen mehr als verdient. Keine dicken, voll gesogenen, sondern hauchdünne Pfannkuchenstreifen schwimmen in der angenehm mild gewürzten Rinderkraftbrühe. Obwohl ein Lüftchen durch die Butzenscheibenfenster weht, wird uns wohlig warm. Gut, dass wir auf Frank Bechthold, den fixen und knitzen Kellner, gehört haben: Die üppige Portion Schweinebäckle mit Kräutervinaigrette und Linsensalat (8,65 Euro) und die Zwiebelfleischsülze mit Röstkartoffeln (9,95 Euro) schmecken herrlich erfrischend.

Dazu schmeckt zum Beispiel ein Riesling oder ein Grauburgunder vom Weingut Kuhnle aus Strümpfelbach. Wie die Weine stammen auch Eier, Kartoffeln, Kräuter und Gemüse aus der Region, und dass Lang saisonal kocht, versteht sich von selbst. Zurzeit gibt es neben den Standards eine Sommerkarte mit leichten Gerichten. Sommer heißt auch länger in der Küche stehen; Warmes gibt’s bis halb zehn, "ansonsten ist schon um neun Schluss". Späte Gäste versorgt Lang mit Schinkenwurst, Ochsenmaulsalat oder Rostbraten mit Brot. So schaffig er ist - zwei Tage die Woche macht er sein Lokal zu. Montag ist Einkaufs- und Bürotag, der Dienstag ist "unser Sonntag" und gehört der Familie.

"In die Spätzle könnt i mi neilega", seufzt die Dame am Nachbartisch. Und wir haben uns gegen den Schweinebraten (11,20 Euro) entschieden! Auch der Rostbraten (mit Röstkartoffeln und Salatteller 15,80 Euro) ihres Gatten duftet verlockend herüber. Also bestellen wir eine kleine Portion Spätzle nach. Mit feiner Schmälze und natürlich mit Soß’ - perfekt. Wer auch mal probieren möchte, muss sich aber ein wenig gedulden: Bis zum 5. September schabt Lang Spätzle ausschließlich für die Familie und macht Betriebsferien.

Gasthaus Zum Hirsch, Hauptstraße 3, 71384 Weinstadt-Strümpfelbach, 0 71 51 / 6 11 03. Mi-So von 11.30 bis 14.30 Uhr und von 17 bis 23 Uhr geöffnet. Mo und Di Ruhetage. Warme Küche bis 21 Uhr, danach Vesperkarte. www.hirsch-struempfelbach.de.