Die Albschule bleibt. Eine Mehrheit des Gemeinderats hat sich durch die Argumente der Eltern und der Bezirksbeiräte überzeugen lassen. Foto: Eveline Blohmer

Die Grundschulfusion in Degerloch ist vom Tisch, der Verwaltungsausschuss hat dagegen votiert. Er tat es dem Degerlocher Bezirksbeirat gleich, der am Vorabend diskutierte – und eine Lösung für die weiterführenden Schulen forderte.

Degerloch - Die Hand ist schnell wieder unten. Als es in der Sitzung des Bezirksbeirats am Dienstag an die Abstimmung über die Zusammenlegung der Alb- und der Filderschule geht, kann es der CDU-Sprecher Götz Bräuer offenbar kaum erwarten, dagegen zu stimmen, und meldet sich schon bei der Frage, wer dafür sei. Keiner der Degerlocher Bezirksbeiräte ist es. Und, wie sich am nächsten Tag zeigen soll, auch die meisten Stadträte nicht: Der Verwaltungsausschuss lehnt die Fusion der beiden Grundschulen mehrheitlich ab.

Die Absage des Gemeinderats an die Pläne der Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) werten die Eltern der Albschüler als ihren Erfolg: „Wir sind wahnsinnig erleichtert – und stolz. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende der Albschule, Birgit Ghenidis, hernach. Seit Anfang des Jahres hatte eine mögliche Auflösung der Albschule im Raum gestanden, weil die Prüfung dieser Möglichkeit aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses aus dem Jahr 2011 entsprechend ausgefallen war. Sehr zum Missfallen vieler Degerlocher und Sonnenberger – allen voran natürlich Eltern von Albschülern. Sie haben sich an die Gemeinderatsfraktionen gewandt, haben 822 Unterschriften gegen die Fusion gesammelt und waren – bekleidet mit Warnwesten, die ihre Kinder zum ersten Schultag bekommen hatten – bei der Sitzung des Verwaltungsausschusses dabei.

Argumente dagegen

Und eben auch die jüngste Sitzung des Degerlocher Bezirksbeirats lassen sie nicht ungenützt: Während der „Fünf Minuten für Bürger“ zu Beginn der Sitzung appelliert Sabine Wurster, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Albschule, noch einmal eindringlich an die Bezirksbeiräte und die fünf erschienenen Stadträte, ihre Hand und damit Stimme dagegen zu erheben. Gegen die Zusammenlegung sprechen aus Sicht der Eltern die Ausmaße, die die Filderschule in diesem Fall angenommen hätte: Etwa 600 Grundschüler wären es an der Leinfeldener Straße geworden. Grundschüler, die beispielsweise aus Sonnenberg kommen, hätten damit einen zwei Kilometer langen und, wie Wurster sagt, gefährlichen Schulweg gehabt.

Auch den Degerlocher Bezirksbeiräten mangelt es nicht an Argumenten gegen die Zusammenführung. Nachdem Roland Steiner vom Schulverwaltungsamt die Gründe, die aus Verwaltungssicht dafür sprechen, dargelegt hat – es sind vor allem der Platzmangel an der Fritz-Leonhardt-Realschule und am Wilhelms-Gymnasium – legen die Lokalpolitiker los: Die beiden weiterführenden Schulen bräuchten den Platz jetzt und nicht erst zum Schuljahr 2019/20, wenn die Albschul-Räume voraussichtlich frei wären, außerdem spreche die Beschneidung der Schulvielfalt im Bezirk und die Zunahme der Elterntaxis dagegen.

Auf Rücken und Füßen der Kinder ausgetragen

„Wir sehen die Fusion auf dem Rücken der Kinder, vor allem der Albschulkinder, ausgetragen“, sagt Inka Glaser-Gallion (CDU), und ihr Kollege Thilo Roßberg (FDP) sieht ob des weiten Schulwegs auch die Füße der Schüler in Mitleidenschaft gezogen. Astrid Maurer (Grüne) findet, in einer Ganztagsschule sollte es weit mehr Platz geben, als er an der Filderschule dann zur Verfügung stünde, und der Sozialdemokrat Ulrich-Michael Weiß hält den „schulischen Massenbetrieb“ aus pädagogischer Sicht für „gänzlich ungeeignet“. Ein deutliches Nein kommt auch von Ulrich Demeter (Freie Wähler) und Karin-Regina Puschner (SÖS-Linke-Plus).

Degerloch kann aber nicht nur Nein sagen, sondern liefert auch einen Lösungsvorschlag, wie die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold sagt. Der kommt in Form eines weiterführenden Antrags der CDU-Fraktion daher, der zunächst in einen interfraktionellen umgewandelt und dann einstimmig angenommen wird: Die Bezirksbeiräte fordern die Stadt auf, die Fritz-Leonhardt-Realschule mit einem Erweiterungsbau und das Wilhelms-Gymnasium mit weiteren Klassenräumen zu bedenken.