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Arabische Supermarktkette stellt Kassiererinnen ein - und gerät mächtig unter Druck.

Riad - Der Job an der Supermarktkasse ist in Deutschland ein klassischer Frauenberuf. Im islamischen Königreich Saudi-Arabien dürfen dagegen bisher nur Männer kassieren - und es soll auch in Zukunft so bleiben. Die saudische Supermarktkette Panda hatte zwar vor einigen Tagen als erstes Unternehmen Frauen an die Kassen gesetzt. Dies wurde jedoch am Donnerstag, nur wenige Tage nach dem Arbeitsantritt der 13 ersten Kassiererinnen, wieder rückgängig gemacht. Der Grund: Zahlreiche Saudis hatten aus Protest gegen diese Neuerung zu einem Boykott der Geschäfte aufgerufen.

Ein Sprecher sagte, Panda werde für die 13 Frauen nun andere Jobs finden. Die Supermarktkette werde sie nicht mehr an der Kasse beschäftigen, "um eine Konfrontation zu vermeiden".

Das Unternehmen, das mehrheitlich zur Kingdom Holding von Prinz Walid bin Talal gehört, hatte den Widerstand konservativer Kreise offensichtlich unterschätzt. In den vergangenen Tagen hatten mehrere Religionsgelehrte des Königreiches islamische Rechtsgutachten, sogenannte Fatwas, gegen die Arbeit von Frauen als Kassiererinnen veröffentlicht. Zudem hatten Saudis eine Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook gegründet, wo sie zu einem Boykott der Panda-Märkte aufriefen, falls das Unternehmen die Frauen nicht bis zum 24. September von den Kassen abberufen sollte.

Der oberste Rechtsgelehrte des Landes, der Mufti Scheich Abdulasis bin Abdullah al-Scheich, reagierte verärgert auf die Auseinandersetzung um die Kassiererinnen. Er zitierte am Donnerstag einen Scheich zu sich, der ohne Rücksprache mit der höchsten religiösen Instanz des Landes eine Fatwa gegen die Beschäftigung der Frauen ausgesprochen hatte.

Frauen dürfen in Saudi-Arabien nur bestimmte Berufe ausüben, etwa Lehrerin, Journalistin oder Bankkauffrau. Am Arbeitsplatz herrscht außerdem Geschlechtertrennung. Das bedeutet zum Beispiel, dass Kundinnen einer Bank in der Frauen-Filiale des Geldinstitutes von Frauen bedient werden. Es gibt auch kleinere Frauen-Einkaufszentren, in denen nur Frauen beschäftigt sind. Lediglich in den Krankenhäusern gibt es keine Geschlechtertrennung.

Der Milliardär Prinz Walid bin Talal gehört zu einer Minderheit liberaler Saudis, die sich für die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen für Frauen einsetzt. Bis vor rund fünf Jahren arbeiteten an den Supermarktkassen in Saudi-Arabien nur ausländische Männer. Inzwischen üben wegen der wachsenden Jugendarbeitslosigkeit auch einige junge Saudis aus weniger wohlhabenden Familien diesen Beruf aus.