Baden-Württemberg hat in diesem Jahr den Vorsitz der Kultusministerkonferenz (KMK): Susanne Eisenmann hat sich als Schwerpunktthema für die berufliche Bildung entschieden. Foto: dpa

Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell. Trotzdem wird sie in Deutschland immer wieder weniger wertgeschätzt. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Susanne Eisenmann, fordert deshalb ein Umdenken.

Stuttgart - Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat vor der zunehmenden Akademisierung in Deutschland gewarnt. „Das Gleichgewicht zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung ist nicht mehr vorhanden “, sagt sie im Interview mit unserer Zeitung. Es sei deshalb an der Zeit, alle Schulabschlüsse wieder gleichermaßen wertzuschätzen. „Wir müssen wieder deutlich machen, dass kognitive und handwerkliche Begabungen absolut gleichwertig sind“, sagt sie.

Laut ihrem Ressort stieg der Anteil der Gymnasiasten in einem Geburtenjahrgang beim Übergang nach der Grundschule im vergangenen Jahrzehnt in Baden-Württemberg von knapp 38 auf 44 Prozent. Auch die Zahl derer, die ein Studium beginnen, wächst seit vielen Jahren. Bundesweit ist die Zahl der Studienanfänger seit 2013 sogar höher als die Zahl der neuen Lehrlinge.

Eisenmann: Politik hat Fehler gemacht

Ursächlich für den Trend zur Akademisierung der vergangenen Jahren ist aus Sicht der Kultusministerin eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung. Auch die Politik habe im Umgang mit internationalen Studien, die die Akademisierungsquote als Gradmesser für die Bildungsqualität in einem Land nehmen, Fehler gemacht, räumt Eisenmann ein. „Das hat uns zu falschen Signalen verleitet. Dabei haben wir mit dem dualen Ausbildungssystem ein Alleinstellungsmerkmal auf höchstem Niveau.“

Das will Eisenmann nun wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen bringen: „Viele wissen nicht um die unterschiedlichen Wege jenseits des Abiturs und die Bandbreite an Optionen.“ In dieser Woche räumt sie dem Thema berufliche Bildung eine breite Bühne ein: zuerst mit einem Bildungskongress am Mittwoch, danach als Gastgeberin beim Treffen der Kultusminister am Donnerstag und Freitag in Stuttgart.