Lothar Komorowski beschattet als Detektiv Schuldner und untreue Ehepartner. Foto: Petsch

Schon als Kind hat Lothar Komorowski Krimis geliebt. Vor 26 Jahren schmiss er dann seinen Beruf als Bäcker hin und wurde Kaufhausdetektiv. Heute leitet er in Böblingen seine eigene Detektei.

Schon als Kind hat Lothar Komorowski Krimis geliebt. Vor 26 Jahren schmiss er dann seinen Beruf als Bäcker hin und wurde Kaufhausdetektiv. Heute leitet er in Böblingen seine eigene Detektei.

Böblingen - Von der Straße aus kann man die Detektei Larsen nicht sehen. Ein wenig versteckt liegt der Eingang zu dem Detektivbüro in einem Innenhof, der von Mehrfamilienhäusern umringt ist. Früher war das Büro mitten in Böblingen, an der Straße. „Unseren Kunden ist es lieber, wenn man sie nicht dabei beobachten kann, wie sie zu einem Privatdetektiv gehen“, sagt der geschäftsführende Inhaber Lothar Komorowski.

Er spricht aus langjähriger Erfahrung: Seit 26 Jahren ist der geprüfte Detektiv schon im Geschäft. Er beschattet für eifersüchtige Frauen deren Männer und umgekehrt. Unter falscher Identität arbeitet er in Betrieben mit, überwacht Mitarbeiter, verfolgt Diebe. Und das alles ohne Trenchcoat, Schirmmütze oder Meerschaumpfeife.

Komorowski bastelt an falschen Identitäten

Tatsächlich arbeitet Komorowski viel von seinem Büro aus. Dort recherchiert er im Internet, telefoniert mit seinen Kontaktpersonen und bastelt an Legenden, wie die falschen Identitäten genannt werden. An der Wand hängt eine Karte von Europa, und über den Schreibtisch hat er den Ehrenkodex gepinnt, den der Bund Internationaler Detektive (BDI) aufgestellt hat.

Weil die Berufsbezeichnung Detektiv nicht geschützt ist, darf jeder eine Detektei eröffnen. „Eine Mitgliedschaft im BDI ist eine der wenigen Möglichkeiten, an denen man einen seriösen Detektiv erkennen kann“, sagt Komorowski. In dem Bund sind die Ermittler weltweit organisiert, bilden sich weiter und folgen den Richtlinien, die im Ehrenkodex festgeschrieben sind. Außerdem gibt es die Zentralstelle für Ausbildung im Detektivgewerbe (ZAD), bei der man sich als Privatermittler ausbilden lassen kann.

Von der ZAD hat auch Komorowski sein Zertifikat als geprüfter Detektiv. Dabei ist der Privatermittler eigentlich gelernter Bäcker. Ein Dreivierteljahr nach seiner Gesellenprüfung merkte er, dass ihn das Bäckerhandwerk nicht ausfüllte. „Deswegen habe ich kurzerhand gekündigt“, sagt Komorowski. „Meine Wohnung musste ich trotzdem bezahlen, ich brauchte dringend einen Job.“

Einstieg als Kaufhausdetektiv

In der Zeitung fand er eine Anzeige: Kaufhausdetektiv gesucht. Er bewarb sich und wurde genommen. „Die Arbeit als Kaufhausdetektiv ist für viele der Einstieg“, sagt Komorowski. „Dabei lernt man, wie man unauffällig Leute observiert.“ Das gehört zum Handwerk, denn Diebe achten darauf, ob sie beobachtet werden. „Ich habe viele erwischt“, sagt der Ermittler. „Vermutlich hat es mir geholfen, dass ich eher unscheinbar aussehe.“

Wenn Lothar Komorowski mit grauen Haaren, Bart und weißem Hemd vor einem steht, wirkt nichts an ihm auffällig. Er erzählt, wie oft nicht einmal die Verkäuferinnen gemerkt hätten, dass er im Laden war: „Manchmal haben die den Geschäftsführer angerufen und gefragt, warum kein Detektiv im Haus ist.“ Das war ganz im Sinne von Komorowski, der so auch die Mitarbeiter überwachen konnte.

Ladendiebe einzusacken ist nicht ungefährlich: „Es kommt schon mal vor, dass man sich bei einer Verfolgungsjagd verletzt“, sagt der Detektiv. „Ich war auch schon in die eine oder andere Klopperei verwickelt. Da ist dann immer sehr viel Adrenalin im Spiel.“

Ehemann auf Geschäftsreise erwischt

Zwei Mitarbeiter hat Komorowski angestellt, für viele Aufträge greift er auf einen Pool freier Detektive zurück. Oft arbeitet er auch mit anderen Detekteien zusammen, die im BDI organisiert sind. Als er für eine Frau deren Mann auf Geschäftsreise überwachen sollte, rief er kurzerhand einen Kollegen in der betreffenden Stadt an. Der Detektiv machte Fotos von dem Mann, wie er mit einer Kollegin händchenhaltend durch die Stadt spazierte, und ermittelte, dass sich die beiden ein Hotelzimmer teilten.

Solche Aufträge bekommt Lothar Komorowski viele. In einem Fall beschattete er für eine verheiratete Frau ihren Liebhaber, der ebenfalls verheiratet war. Der Detektiv fand heraus, dass seine Zielperson neben der Auftraggeberin eine weitere Geliebte hatte. „Die Kundin hat aber nichts unternommen“, sagt Komorowski. „Ein Jahr später hat sie uns erneut beauftragt, denselben Mann zu überwachen.“

Auch Firmen und Gläubiger als Kunden

Außer für Privatpersonen arbeitet Lothar Komorowski für Firmen und Gläubiger. Um einen abgetauchten Schuldner aufzutreiben, flog er vor ein paar Jahren um die halbe Welt. Zusammen mit einem Kollegen spürte er den Mann in Südamerika auf, der dort unter falschem Namen lebte. Sie nahmen unter einem Vorwand Kontakt zu dem Gesuchten auf und fanden seine wahre Identität heraus. „Auftrag erledigt“, kommentiert Komorowski diesen Fall und grinst verschmitzt.

In seiner Freizeit liest der Detektiv gern Kriminalgeschichten, sonntags verpasst er kaum einen „Tatort“. Über die Methoden der TV-Ermittler muss er oft schmunzeln. Wenn die Beamten einen Verdächtigen aus zehn Meter Entfernung beschatten. „Normwalerweise steht man mindestens zwei Querstraßen entfernt“, erklärt Komorowski. „Alles andere wäre viel zu auffällig.“

Das hätte sich in den neueren „Tatort“-Folgen allerdings verändert, sagt er, die Serie sei authentischer geworden. Selbst nach Feierabend lässt die Spürnase Komorowski das Schnüffeln nicht sein.