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Leno sagt Stammkeeper Ulreich Kampf an - Torwarttrainer Menger ist ein Mann der klaren Worte.

Stuttgart - Torhüter Bernd Leno (19) stach heraus beim Trainingsauftakt des VfB. Grellorange war das Trikot, eher er es gegen ein rotes umtauschte - und kess seine Aussagen. "Über kurz oder lang will ich beim VfB die Nummer eins werden", sagt der Keeper. "Ich weiß aber, dass ich noch nicht die große Erfahrung habe und noch Zeit brauche - ich muss mir erst mal Respekt verschaffen bei den Teamkollegen." Und das gehe nur mit Leistung. "Eine große Klappe in der Kabine hat noch keinen weitergebracht. Es ist klar, dass ein gestandener Nationalspieler wie Cacau noch nicht auf mich hört", sagt Leno.

Das könnte sich bald ändern, wenn der Torhüter da weitermacht, wo er in der vergangenen Saison in der dritten Liga beim VfB II aufgehört hat. Leno avancierte zum besten Keeper der Liga. Seine Leistungen waren überragend. "Beeindruckend war seine Konstanz über die Saison hinweg und wie stark er nach seinen wenigen Fehlern wieder zurückgekommen ist", sagt der ehemalige VfB-II-Trainer Jürgen Seeberger. "Für Bernd gab es von anderen Clubs Anfragen noch und nöcher", sagt VfB-Manager Fredi Bobic. Für die Roten kam es aber nicht infrage, das Torwartjuwel abzugeben. "Er soll die Konkurrenz bei uns anheizen", sagt Bobic: "Er hat ein riesiges Potenzial."

Leno ohne Lernstress

Leno, der jeweils zwölfmal für die deutschen Jugendnationalteams U 19 und U 18 im Kasten stand, sieht seine Stärken "in der Präsenz im Spiel". Zudem könne er "Pässe in die Tiefe gut ablaufen und gut mitspielen". Hinzu kommen die starken Reflexe. Dieses Jahr kann er zum ersten Mal ohne den Lernstress für die Schule im Hinterkopf trainieren - vor ein paar Wochen schloss er die Fachhochschulreife auf der Cotta-Schule ab. Die Noten wird er bald erfahren.

Ob er sich bald Bestnoten im Bundesligator des VfB verdienen kann, hängt auch von Sven Ulreich (22) ab. Der sieht den neuen Konkurrenten im Kampf um die Nummer eins gelassen. "Ich habe in der vergangenen Saison gezeigt, was ich kann", sagt er, "ich habe eine sehr gute Rückrunde gespielt. Ich weiß, was ich kann und sehe mich als Nummer eins." Für Leno sei es ein großer Sprung von der dritten in die erste Liga: "Das ist ein anderes Niveau, das habe ich ja auch schon erlebt." Zur Konkurrenzsituation sagt Ulreich: "Jeder will zeigen, was er kann - und das ist auch gut so. Ich bin gerüstet."

Das scheint auch der neue Torwarttrainer der Roten zu sein. Andreas Menger hat seine ersten Trainingseinheiten mit den Keepern Ulreich, Leno und Marc Ziegler hinter sich. Menger kam von Eintracht Frankfurt. "Ich will unsere Jungs zu Torhüter-Persönlichkeiten formen", sagt er. "Sie sollen der Abwehr durch ihr Auftreten Sicherheit geben und eine große Präsenz im Spiel haben." Auf dem Trainingsplatz gab Menger schon mal klare Kommandos: "Fangt den Ball fester, ich will ihn klatschen hören", hieß es. Oder: "Nicht so starr stehen, ich will, dass ihr beweglicher seid. Spielerischer zum Ball gehen!" Oder: "Beim Fliegen das Bein nach hinten weg - fest sein im Rumpf!" Sven Ulreich sagt, es sei Menger wichtig, "dass wir nicht so unbeweglich wie eine Wurst auf die Bälle warten". Er spreche viel mit den Torhütern und bringe viel Neues rein. Und auch ein lockerer Spruch sei mal drin zwischendurch.

Ob die Atmosphäre auf Dauer so entspannt sein wird, bleibt abzuwarten. Der Kampf um die Nummer eins hat begonnen.