Volltanken und Wegfahren: Benzindiebe haben in Stuttgart schlechte Karten. Foto: dpa

Spritdiebe sparen sich das Bezahlen an der Tankstelle und glauben damit durchzukommen. Doch in Stuttgart scheint es eher die Polizei zu sein, die den Tiger im Tank hat.

Stuttgart - Manche Autofahrer machen es sich einfach: Vorfahren, volltanken, abhauen. Das Internet-Vergleichsportal billiger.de hat erhoben, dass deutschlandweit im Jahr 2014 über 86 000-mal an Tankstellen nicht bezahlt wurde. Doch wo die Benzindiebe vielerorts glimpflich mit ihrer Masche durchkommen, haben sie in Stuttgart offenbar schlechte Karten: In keiner Landeshauptstadt – außer Wiesbaden – ist die Aufklärungsquote höher. 62,2 Prozent der Täter werden identifiziert. In den meisten Großstädten ist die Quote laut der Studie nicht einmal halb so hoch.

Die Stuttgarter Polizei bestätigt die Zahlen. Doch einen Grund für die höhere Trefferquote können die Beamten im Südwesten selbst nicht nennen. „Eine plausible Erklärung hat da niemand. Aber offenbar machen wir einen guten Job“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Spekulationen, auf dem Land hätten die Spritdiebe es wegen mangelnder Polizeipräsenz eben leichter, werden durch die Statistik schnell entkräftet. Einen Zusammenhang zwischen der Größe eines Ortes, den Spritdiebstahldelikten und deren Aufklärungsquote scheint es nicht zu geben. In Esslingen beispielsweise liegt die Quote mit 68,2 Prozent noch höher. Aber auch das ist offenbar relativ – und von statistischen Zufällen abhängig. Denn 2014 hatte Esslingen noch einen Traumwert von 91,7 Prozent.

Auch der Tankstelleninteressenverband kann nur Mutmaßungen anstellen, warum mancherorts die Quoten höher sind als anderswo. An der Überwachung der Tankstellen im Südwesten liege es jedenfalls nicht. „Was die Ausstattung mit Kameras angeht, gibt es keine regionalen Unterschiede“, sagt Jochen Wilhelm, Geschäftsführer des Tankstelleninteressenverbandes.

Fünf Mal pro Jahr wird eine Stuttgarter Tankstelle im Schnitt von Spritdieben heimgesucht

Konstantin Korosides, Pressesprecher des Internetportals, hat da seine Zweifel: „Bestimmt macht die Polizei in Stuttgart einen guten Job. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es nur daran liegt. Mit Sicherheit sparen manche Tankstellenbetreiber an den Sicherheitsvorkehrungen, was sich dann rächt.“ Der Tankstelleninteressenverband wolle nur seine Mitglieder in den Problemzonen nicht verprellen, behauptet er. Statistisch fünf Mal pro Jahr wird jede Tankstelle in Stuttgart von Spritdiebstahl heimgesucht, insgesamt wurden an den 79 Tankstellen 407 Fälle verzeichnet. Zum Vergleich: In Berlin, wo der Benzinklau im bundesweiten Vergleich offensichtlich am deutlichsten in Mode ist, geht der Tankwart durchschnittlich 24-mal so oft leer aus, obwohl er literweise um Benzin erleichtert wurde. Die Aufklärungsquote liegt in der Bundeshauptstadt bei nur 21,8 Prozent – also wird nur ein Drittel der Delikte gesühnt.

Die Studie des Internetportals bezieht sich auf Zahlen des Bundeskriminalamts sowie der Landeskriminalämter. Besonders dreist gehen die Diebe in den Sommermonaten Juni und August vor. Jeder fünfte Betrug fand in diesen beiden Monaten statt. Nicht selten tarnen die Gauner ihre Identität mit falschen Nummernschildern. Konstantin Korosides sagt, dass sich die Betrüger deshalb auch von Überwachungskameras kaum noch abhalten ließen. „Sie schlagen außerdem öfter zu, je teurer der Benzinpreis ist“, sagt Korosides.

2014 haben die Spritdiebe der Branche bundesweit damit einen Schaden von 5,6 Millionen Euro zugefügt. „Das sind keine Kavaliersdelikte“, so Korosides weiter. Meist geht es um Beträge zwischen 50 und 250 Euro. Verursacher für die Schäden seien vor allem Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren.