Wenn der Chef nicht mehr Geld zahlen will oder kann, können Arbeitnehmer nach anderen Zusatzleistungen fragen, die die Firma wenig kosten und dem Mitarbeiter das Leben leichter machen.

44 Prozent der Arbeitnehmer würden gerne mehr verdienen. Das veröffentlichte die Jobplattform Monster.de in einem aktuellen Report. 'Ist eine Erhöhung des Gehalts keine Option im Unternehmen, gibt es andere Wege, um Mitarbeiter zufriedenzustellen und zu motivieren', sagt Bernd Kraft, Deutschlandchef bei Monster im Rahmen der Studie. 'Eine Möglichkeit ist beispielsweise, günstige Bedingungen für ein gemeinschaftliches und angenehmes Arbeitsklima zu schaffen. Mitarbeiter bei einer guten Leistung mit einem zusätzlichen Urlaubstag zu belohnen, ist ein weiterer Weg, um Wertschätzung zu zeigen.' Verhandlungsexperte Frieder Gamm kennt die Möglichkeiten, die Arbeitnehmer im Gehaltsgespräch haben.

Oftmals haben Abteilungen nur einen geringen finanziellen Spielraum. Dann bietet es sich an, eine Gehaltserhöhung jenseits des Geldes herauszuhandeln. 'Es ist wichtig, flexibel zu sein und sich nicht zu früh festzulegen', sagt Gamm. Es gibt auch andere Dinge, die Vorteile bringen oder Spaß machen. Neben dem Klassiker Firmenfahrzeug können auch besondere Fortbildungen, Auslandsaufenthalte oder spannende Projekte Gegenstand der Verhandlung sein. 'Idealerweise hat der Mitarbeiter sich schon Gedanken gemacht, was für ihn infrage kommt, und entsprechende Vorschläge parat', sagt der Stuttgarter. Wenn finanziell gar nichts geht, kann man sich mehr Status auf der Visitenkarte erbitten oder einen Parkplatz auf dem Werksgelände. Gamm rät, neben einem Maximalziel, dem höheren Gehalt, auch ein Minimalziel, beispielsweise eine bestimmte Schulung, parat zu haben. Und wenn sich der Chef auf gar nichts einlässt, sollte ein Plan B vorbereitet sein. Das könnte beispielsweise sein, die Verhandlung um ein halbes Jahr zu vertagen. Oder im äußersten Falle den Job zu wechseln. Gamm kann von vielen guten Honorarverhandlungen erzählen. 'Für eine bekannte Fluggesellschaft sollte ich ein Schulungsprogramm aufsetzen. Die Honorarvorstellungen gingen aber weit auseinander', erzählt er.

Immer höflich bleiben

Denn die Airline konnte oder wollte die Sätze des Trainers nicht bezahlen. Schließlich einigte man sich darauf, die Differenz in Freiflügen zu vergelten. 'Das war für mich eine tolle Sache, denn als Redner und Trainer reise ich viel', sagt Gamm. Solche Sachbezüge müssen aber zum Einzelnen passen. Denn als die Airline seinem Kollegen eine ähnliche Regelung vorschlug, lehnte dieser ab. Er hatte Flugangst und fuhr lieber mit dem Pkw. 'Deshalb ist es wichtig, individuelle Pakete zu schnüren. Dem Bodenständigen eher eine Versicherung anzubieten und dem Vielreisenden eine Bahncard.' Meistens sind Chefs nicht hellauf begeistert, wenn ihr Personal mit Geldforderungen kommt. Auch wenn der Vorgesetzte nicht direkt auf Forderungen eingeht, sollte man höflich bleiben, nicht drohen oder emotional werden. 'Bleiben Sie professionell, und bleiben Sie auf der Metaebene', rät Gamm. Die Dinge mit Distanz zu betrachten und die Chancen für einen weiteren Termin auszuloten, ist hier die beste Strategie. Ein No-Go ist es ebenfalls, mit dem Gehalt der Kollegen zu argumentieren. Schließlich müssen die meisten Angestellten auch nach der Gehaltsverhandlung mit ihrem Chef zusammenarbeiten.

Robert Stettmer hat schon einige gescheiterte Gespräche um mehr Geld hinter sich. Beispielsweise als er sich für seine aktuelle Stelle im Marketing einer Stuttgarter Hochschule bewarb. 'Mir wurde von Anfang an klargemacht, dass für die Führungsposition nur ein durchschnittliches Angestelltengehalt gezahlt werden kann', sagt der 39-Jährige. Als er sich vor vier Jahren beim Bildungsunternehmen bewarb, hatte er zwar schon einige Jahre Berufserfahrung im Direktmarketing vorzuweisen, aber noch kaum Führungserfahrung. Er wusste, dass sich hier eine gute Gelegenheit auftat, einen Karrieresprung zu tun. 'Also nahm ich die Stelle an und wurde Chef von vier Mitarbeitern, deren Gehalt sich von meinem kaum unterschied', erzählt der gebürtige Sachse. Der Status als Führungskraft und die neue Herausforderung waren ihm vorerst genug. 'Es kommt oft vor, dass Firmen einfach nicht mehr zahlen können.

Das sollte man dem Vorgesetzten dann nicht als bösen Willen auslegen', weiß Verhandlungsexperte Gamm. Mit einem höheren Status, interessanteren Aufgaben und Weiterbildungsmaßnahmen entsteht eine Win-win-Situation, von der Mitarbeiter und Unternehmen profitieren können. Stettmers Gehalt wurde in den darauffolgenden Jahren langsam angepasst. Dazu darf er die Seminare seines Arbeitgebers kostenfrei besuchen. Außerdem zahlt die Institution einen Zuschuss zum Jahresticket für öffentliche Verkehrsmittel. Denn Fahrtzuschüsse, Gutscheine für Massagen, Wellness oder Essensgutscheine sind steuerlich absetzbare Zuwendungen. Das heißt, die Firma kann diese Kosten für den Mitarbeiter bis zu einem Betrag von 44 Euro im Monat als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen. Der Arbeitnehmer muss diese nicht als Teil seines Gehalts versteuern.