Erste Bürgermeisterin Eva Noller, Oberbürgermeister Roland Klenk und Carl-Gustav Kalbfell bilden künftig das Spitzentrio der Stadtverwaltung in Leinfelden-Echterdingen. Foto: Günter E. Bergmann

Einmal mehr fliegt in Leinfelden-Echterdingen ein Bürgermeister aus dem Amt. Der Gemeinderat ist ein Karriereschreck, kommentiert unser Autor.

Leinfelden-Echterdingen - Seit der Wahl vom Dienstag ist eines endgültig klar: Beigeordnete in Leinfelden-Echterdingen haben alles – außer Arbeitsplatzsicherheit. Mit schöner Regelmäßigkeit werden Bürgermeister spätestens am Ende ihrer Amtsperiode vom Gemeinderat in die Wüste geschickt: Ignac Vamos (CDU) wurde die Rote Karte gezeigt, Frank Otte (Freie Wähler) ist der drohenden Vertreibung durch einen Wechsel zuvorgekommen, nun ereilt Alexander Ludwig (Grüne) der Karriereknick.

Der Bürgermeistersessel in L.-E. ist ein Schleudersitz. Das werden die amtierende OB-Stellvertreterin Eva Noller und der frisch gewählte Sozialbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell registriert haben. Schlagartig wird dazuhin klar, dass Dezernenten die Gemengelage der politischen Machtinteressen zum Zeitpunkt ihrer Wiederwahl nur bedingt beeinflussen können. Dieses Risiko ist Wahlbeamten jedoch bekannt, sie wissen also, auf was sie sich einlassen.

Konsequenzen bedenken

Insofern hält sich das Mitleid mit dem Schicksal des am Dienstag abgewählten Bürgermeisters Alexander Ludwig querbeet in Grenzen. Die Fraktionen dürfen aber die Konsequenzen aus ihrem Umgang mit Bürgermeistern nicht aus dem Blick verlieren: Für die Stadt L.-E. wird es infolgedessen in Zukunft immer schwieriger werden, qualifiziertes Personal für die Spitzenämter in der Stadtverwaltung zu finden.

Alexander Ludwig ist jedoch nicht ausschließlich ein Opfer lokalen Machtpokers. Er hat am Dienstag zwar die wahrscheinlich beste Rede seiner Amtszeit gehalten und ansatzweise Selbstkritik geübt, die Abbitte kam aber für viele, die er seit 2007 vor den Kopf gestoßen hat, zu spät. Politisch war Ludwig ohnehin seit der Ablehnung der von ihm propagierten Gemeinschaftsschule stark angeschlagen.

Nun muss ein Liberaler – erstmals stellt die FDP einen Bürgermeister in L.-E. – zeigen, dass er es besser kann. Man darf gespannt sein, ob Carl-Gustav Kalbfell seinen Schleudersitz blockieren kann.