Trauer um die zwei toten Mädchen in Köngen – am Landgericht läuft der Prozess gegen die Mutter Foto: dpa

Der Vater der zwei Mädchen, die von seiner Frau in Köngen ermordet worden sein sollen, hat der 41-Jährigen vor Gericht widersprochen. Er habe nie vorgehabt, sich von ihr zu trennen.

Stuttgart/Köngen - Als der heute 52 Jahre alte Mann von einer Reise am 2. November vorigen Jahres um 14.30 Uhr zuhause in Köngen (Kreis Esslingen) ankommt, weiß er nicht, was ihn erwartet. Von unterwegs hatte er seine Frau vergeblich per Handy zu erreichen versucht. Er entdeckt seine Frau im Nachbargarten – blutüberströmt. Im Haus liegen die sieben und zehn Jahre alten Mädchen. Sie sind tot. Ihre Mutter hat sie erstochen. Das ältere Kind mit 40, das jüngere mit elf Messerstichen.

„Seither bin ich in Behandlung, kann nicht mehr arbeiten und muss Tabletten nehmen“, sagt der 52-Jährige vor dem Landgericht. Dort muss sich seine Frau wegen zweifachen Mordes verantworten. Noch vor der Aussage des Mannes hat sie über ihren Verteidiger ihr Geständnis wiederholen lassen. Sie bedauere unendlich, was sie getan habe. „Ich wollte mit meinen geliebten Kindern aus dem Leben scheiden“, so die 41-Jährige. Es gebe keine Worte und keine Entschuldigung für das, was sie getan habe.

Vor dem Landgericht geht es nach dem Geständnis nicht mehr um das Wer oder das Wie, sondern um das Warum. Die Frau, die beim psychiatrischen Gutachter immer wieder gesagt hatte, die Kinder seien ihr Ein und Alles gewesen, hatte laut eigener Aussage Angst vor einer Trennung. Sie sei sicher gewesen, dass sie die Mädchen an ihren Mann verlieren werde – und dass die Kinder dies nicht verkraften würden, so die Frau zum Gutachter. Vor Gericht schweigt sie.

„Ich habe nie gesagt, dass ich mich trennen will“, sagt der Vater der beiden toten Mädchen. Das Paar hatte 2004 geheiratet. Nach der Geburt der ersten Tochter habe sich seine Frau jedoch verändert. Sie sei immer misstrauischer geworden, er habe kaum mehr etwas richtig machen können. „Ich habe mich am Ende kaum mehr getraut, etwas zu sagen“, so der 52-Jährige. Er habe immer wieder das Gespräch gesucht, gesagt, er könne so nicht weitermachen, er halte die Situation nicht mehr aus. „Sie hat das gar nicht angenommen“, sagt er. In der Beziehung habe es keine Liebe und kein Vertrauen mehr gegeben. Selbst die finanzielle Unterstützung seiner Mutter habe sie ihm vorgeworfen. „Der Druck auf mich hat enorm zugenommen“, klagt der Mann. Die Kinder habe seine Frau aber ebenso geliebt wie er.

Die Angeklagte fixiert ihren Mann dabei ständig und beschwert sich in einer Pause bei ihrem Anwalt, ihr Mann schaue ihr nicht in die Augen.

Der 52-Jährige wiederholt, dass er keine Trennung geplant habe. In Kurznachrichten, die er einer Frau, mit der er 2014 eine kurze Affäre hatte, hört sich das anders an. „Es gibt kein Zurück, für meine Frau ist eine Welt zusammengebrochen", heißt es da, und: „Für mich war wichtig, dass ich meiner Frau in die Augen schaue und ihr sage, dass ich mich trennen werde.“ Im Juli 2014 soll er zu seiner Frau gesagt haben, wenn sich nichts ändere, würde er sich von ihr trennen. Die 41-Jährige hatte dem Gutachter gesagt, sie habe in ständiger Angst gelebt, ihre Töchter an ihren Mann zu verlieren. Diese Angst müsse in ihr in der Tatnacht „explodiert“ sein. Der Prozess wird am 6. Mai fortgesetzt.