Die Vikarin Anna Bolender und die Gemeindediakonin Birgit Keyerleber bereiten mit ein paar Helfern das monatliche Frühstück vor. Foto: Alexandra Kratz

Die evangelische Kirchengemeinde Möhringen lädt jeden zweiten Mittwoch im Monat zum Begegnungsfrühstück unter der Überschrift „Aktiv im Ruhestand“ ein. Es ist ein Angebot speziell für Menschen ab 65, die sich für Seniorenkreise noch zu jung fühlen.

Möhringen - Immer nur zu Hause sein, das ist nichts für Hannelore und Paul Reiser. Das rüstige Ehepaar möchte andere Menschen kennenlernen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Darum sind die beiden beim Begegnungsfrühstuck. Dieses haben die Gemeindediakonin Birgit Keyerleber, die Vikarin Anna Bolender und der Pfarrer Detlef Häussler im Sommer ins Leben gerufen. „Uns ist aufgefallen, dass es in unserer Gemeinde schon viele Angebote für Senioren gibt. Aber wir haben auch viele Menschen, die sich noch zu jung fühlen, um zu den klassischen Seniorenkreisen zu gehen“, sagt Anna Bolender. Birgit Keyerleber ergänzt: „Diese Altersgruppe so um die 65 Jahre ist noch unglaublich aktiv. Die Menschen haben viele Termine. Darum haben wir bewusst eine andere Uhrzeit und einen anderen Rahmen gewählt.“

Nun bereiten die beiden, unterstützt von Detlef Häussler, jeden zweiten Mittwoch im Monat ein großes Buffet vor. Bei Käsebrötchen und Obstsalat kommen die Senioren miteinander ins Gespräch. Und zwar buchstäblich über Gott und die Welt, von Papst Franziskus in Rom bis hin zum Gerberviertel in Stuttgart. Doch es wird nicht einfach nur gefrühstückt, es geht auch um Inhalte. „Die wollen wir aber nicht vorgeben. Die Teilnehmer können selbst Wünsche äußern und Veranstaltungen organisieren“, sagt Keyerleber. Auch Exkursionen stehen auf dem Programm. Zuletzt war die Gruppe beispielsweise im Haus des Waldes in Degerloch. Für das Frühjahr ist ein Spaziergang über die Filder unter der Überschrift „Stuttgarter Brünnele“ geplant.

Heute wird zur Abwechslung aber wieder mal gemeinsam im Gemeindezentrum gefrühstückt. Das war der Wunsch des festen Teilnehmerkreises, der sich inzwischen gebildet hat. Annegret Bretz ist gern gekommen. „Das ist für mich wie ein Kurzurlaub direkt vor der Haustür“, sagt sie. Die Frau, die ihr gegenüber sitzt, sieht es pragmatisch: „Zu Hause müsste ich jetzt allein essen. Und ich müsste mir mein Frühstück selbst machen.“ Und so ein umfangreiches Buffet, wie es an diesem Morgen im Gemeindezentrum der Martinskirche, würde es dann natürlich auch nicht geben.

Auch Glaubensthemen haben ihre Berechtigung

Karin von Plessen wohnt erst seit vier Jahren in Möhringen. Sie sei in ihrem Leben oft umgezogen, erzählt die alte Dame. Doch nun wolle sie auf den Fildern bleiben. Denn dank verschiedener Angebote wie dem Begegnungsfrühstück fühle sie sich mittlerweile in Möhringen heimisch. Auch das ist Ziel des Begegnungsfrühstücks: den Menschen eine Heimat bieten.

Birgit Keyerleber ist wichtig, dass man letztlich eine kirchliche Gruppe sei. „Darum haben Glaubensthemen hier eine Berechtigung“, sagt sie. An diesem Morgen beispielsweise geht es um die „Stufen des Lebens“. Anna Bolender hat den Impuls vorbereitet – frei nach dem Gedicht aus Herrmann Hesses „Glasperlenspiel“. Keyerleber freut sich aber auch, dass immer wieder Menschen zu dem Begegnungsfrühstück kommen, die nicht zum festen Kern der Gemeinde gehören. Das Angebot sei offen für alle, betont die Diakonin.