Voller Einsatz für Rio: Karla Borger (vorne) gibt alles für die Olympia-Qualifikation. Foto: Getty

Das Beachvolleyball-Duo Karla Borger und Britta Büthe startet in Brasilien in die Olympia-Qualifikation. Sollte es den Vize-Weltmeisterinnen von 2013 gelingen, sich für die Olympischen Spielezu qualifizieren, würde sich für die Stuttgarterinnen ein Traum erfüllen.

Stuttgart - Karla Borger (27) und Britta Büthe (27) sehen aus, als hätten sie gerade einen längeren Wellness-Urlaub hinter sich. Braungebrannt, austrainiert, immer mit einem Lächeln im Gesicht. Sie hatten zuletzt auch wirklich gute Wochen in Ägypten und auf Teneriffa – allerdings nicht als Touristen. Die Beachvolleyballerinnen haben sich in der Sonne und im Sand auf die wichtigste Saison ihrer Karriere vorbereitet, und jetzt sind sie voller Vorfreude: „Es wird Zeit, dass es los geht. Wir sind so fit wie noch nie.“

Dieser Satz ist nicht selbstverständlich, vor allem nicht für Karla Borger. Im August 2015 musste sie sich nach zwei Wochen qualvoller Rückenschmerzen an der Bandscheibe operieren lassen. Die Abwehrspielerin des Duos hatte zwar nie Zweifel daran, wieder zu alter Leistungsstärke zurückzufinden, froh war sie aber doch, als in der Rehabilitation alles reibungslos klappte. 15 Wochen arbeitete sie täglich mit Trainer Sascha Schlechtweg vom Olympiastützpunkt Stuttgart („Die Betreuung war mega gut“), die Rückkehr in die Sandgrube gelang besser als erwartet. „Wir sind absolut glücklich, wie alles gelaufen ist“, sagt Borger, „unsere Saisonvorbereitung war perfekt.“

Erster Grand-Slam-Wettbewerb in Rio

Weshalb die Vize-Weltmeisterinnen von 2013 die erste Etappe auf dem Weg zu den Olympischen Spielen voller Optimismus in Angriff nehmen. An diesem Donnerstag startet der Flieger, über Rio de Janeiro geht es nach Maceio. In dem brasilianischen Küstenort findet nach ein paar Tagen Training das erste Turnier der Open-Serie statt, danach steigt der erste Grand-Slam-Wettbewerb in Rio – an der Copacabana spürt die Weltelite schon mal olympischen Sand unter den Füßen. Zum Abschluss des Brasilien-Trips steht ein weiteres Open-Turnier in Vitoria an. Viereinhalb Wochen sind Borger und Büthe unterwegs, ihr Ziel ist klar: Sie wollen nach einem halben Jahr Pause wieder in den Rhythmus kommen – und zu möglichst vielen Punkten.

Zur Olympia-Qualifikation zählen bei jedem Team die besten zwölf Ergebnisse aus der Saison 2014 und dem ersten Halbjahr 2015. In den neun Wettbewerben vor Borgers Verletzung haben die Stuttgarterinnen einige starke Resultate erzielt, durch die folgende Auszeit allerdings weniger Streichmöglichkeiten als die Konkurrenz. Zwei deutsche Paare werden in Rio aufschlagen. Die Europameister Laura Ludwig und Kira Walkenhorst (Hamburg) dürften bereits durch sein, dahinter ist alles offen. Sorgen machen sich Borger und Büthe darüber nicht. „Wir beginnen jetzt sicher keine Rechnerei, und wir schauen auch nicht nach unseren Konkurrentinnen“, sagen sie durchaus selbstbewusst, „wenn wir gut spielen, dann sind wir in Rio auch dabei.“

Damit würde sich ein Traum erfüllen. Weil es die Olympia-Premiere wäre. Und weil Beachvolleyball in der spektakulären Arena an der Copacabana bei diesen Spielen absolut im Fokus stehen wird. „Es wäre Wahnsinn, diese Faszination als Sportler mitzuerleben“, sagt Britta Büthe, „aber am Ziel wären wir damit nicht.“ Weil es einem Profi-Sportler selten reicht, nur dabei zu sein.

Das Wort „Medaille“ kommt ihnen nicht über die Lippen

Borger und Büthe rechnen zwar nicht ständig die Qualifikations-Tabelle aus, eine Kalkulation für die Spiele aber gibt es sehr wohl. Weil aus den Top-Nationen jeweils nur zwei Teams am Start sein werden, ist das olympische Turnier weniger stark besetzt als eine WM oder ein Grand-Slam-Wettbewerb. Es wird zwar eng zugehen, doch womöglich erst ab dem Viertelfinale. „Wir wären sicher nicht die Favoriten“, sagen Borger und Büthe, „aber wir wissen, dass wir an einem guten Tag alle Gegner schlagen können.“

Das Wort „Medaille“ kommt ihnen zwar nicht über die Lippen, aber das haben ohnehin schon andere übernommen. Der Volleyball-Verband muss laut Zielvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Rio eine Medaille liefern. Da die Hallen-Nationalteams das Ticket verpasst haben und die Beach-Männer wohl ohne Chance sind, liegt es an den Beach-Frauen, diese Vorgabe zu erfüllen. Dass Borger und Büthe es aufs Treppchen schaffen können, daran hat Thomas Grimminger keine Zweifel. „Sie sind fit, erfahren, spielstark und professionell“, meint der Leiter des Olympiastützpunktes Stuttgart, „sie haben also alles, was es braucht, um ganz vorne zu landen.“ Sofern sie dabei sind.