Derzeit sind bei den Sprechstunden Decken und dicke Winterjacken nötig, denn es gibt noch keine richtige Heizung. Foto: Gottfried Stoppel

Das Bazärle in Unterweissach sitzt wegen der Kündigung seines Ladens nun in einem Provisorium an der Welzheimer Straße. Die rund 30 Quadratmeter große Notlösung ist nach wie vor eine wichtige Anlaufstelle für geflüchtete Menschen.

Weissach im Tal - Die Ladeneinrichtung ist teils verkauft, teils eingelagert, teils verschenkt. Die in den vergangenen Monaten von Bürgern gespendete Kleidung hat der Verein Weissach Klimaschutz konkret an soziale Einrichtungen weitergegeben. Denn Lagerraum dafür gibt es fast keinen mehr im neuen Bazärle in Unterweissach: Gerade einmal 30 Quadratmeter stehen der Anlaufstelle für Geflüchtete und Einheimische für ihre Arbeit noch zur Verfügung. Ende Dezember hat das Projekt, das als „Markt für Gebrauchtes, Kreatives und Integration“ im Sommer 2015 gestartet war, aus seinem rund 300 Quadratmeter großen, angemieteten Domizil in der Friedensstraße ausziehen müssen, da das Haus verkauft wurde.

Eine 30 Quadratmeter große Notlösung

Weil der Verein keine passenden Räume als Alternative fand, aber entschlossen war, das mit dem Bürgerpreis Rems-Murr 2016 ausgezeichnete Projekt weiterzuführen, ist das Bazärle nun in ein mobiles, möbliertes Heim gezogen, das auf einem kommunalen Grundstück an der Welzheimer Straße steht. Eine Notlösung sei der 3,5 auf neun Meter große Wohncontainer, sagt die Vereinsvorsitzende Silke Müller-Zimmermann – aber besser, als auf der Straße zu stehen. Falls die für diese Woche angekündigte Überprüfung der eingebauten Gasheizung glatt läuft, könnte es demnächst sogar warm werden im Bazärle-Mobil. Fließend Wasser gibt es nicht, ebenso wenig eine Toilette. Aber immerhin können die Vereinsmitglieder auf einen Stromanschluss hoffen. „Dazu muss in der Scheune nebenan noch ein Zähler eingebaut werden“, erklärt Silke Müller-Zimmermann.

Das mobile Heim hat der Verein über eine Kleinanzeige im Internet aufgetan und für 3300 Euro erstanden. Die Anreise auf einem Schwertransporter kostete weitere 1200 Euro. Noch ist die neue Unterkunft nicht komplett finanziert. „Wir nehmen gerne Spenden an“, sagt Sabine Löchelt. Umso mehr, als der Verein keine Einkünfte mehr aus dem Verkauf von Second-Hand-Kleidern generieren kann, denn dafür fehlt ja nun der Platz. So fällt auch die Beschäftigungsmöglichkeit für Asylsuchende weg, die das Bazärle bislang geboten hatte: Die Geflüchteten hatten die Möglichkeit, im Tandem mit einem einheimischen Mitarbeiter den Laden zu betreuen und dabei Deutsch zu lernen. Als Gegenleistung durften sie Kleidung mitnehmen.

Hausaufgabenbetreuung für Schüler

Kleider spielen auch eine wichtige Rolle beim sogenannten Mehrwert-Projekt, das trotz der beengten Verhältnisse weiter läuft: Im ehemaligen Schlafzimmerchen des mobilen Heims steht eine Nähmaschine. Eine geflüchtete Frau aus Sri Lanka verarbeitet hier Stoffspenden. Sie fertigt aus abgelegten Fußballtrikots und T-Shirts Einkaufstaschen, außerdem Rucksackbeutel aus alten Jeans. „Ziel ist, dass daraus ein 99-Euro-Job wird“, erklärt Silke Müller-Zimmermann. Auch die Hausaufgabenbetreung, welche die Gemeindemitarbeiterin Susanne Rehm für Schüler anbietet, soll im Bazärle-Mobil weiterlaufen. Außerdem findet weiterhin jeden Freitag von 14 bis 16 Uhr eine Sprechstunde statt. „Viele Flüchtlinge nutzen sie, um sich Rat und Hilfe zu holen. Aber sie ist auch für Bürger gedacht, die sich engagieren wollen und Ideen für neue Projekte haben“, sagt Tina Unold vom Verein, der sich über mehr positive Resonanz und Unterstützung für seine Arbeit freuen würde.