Die Baubranche verzeichnet deutlich mehr Aufträge. Foto: dpa

Als die Zahl der Flüchtlinge 2015 rasant stieg, war klar: Der Bedarf an geeignetem Wohnraum geht ebenfalls in die Höhe. Baumanager im Südwesten gaben sich zunächst trotzdem zurückhaltend - bis jetzt.

Stuttgart - Dank des Zuzugs von Flüchtlingen im vergangenen Jahr haben Baden-Württembergs Bauunternehmen nun alle Hände voll zu tun. „Die Bauwirtschaft profitiert zunehmend, die Nachfrage vor allem nach Wohnheimen ist deutlich gestiegen“, sagte der Geschäftsführer der Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Dieter Diener, in Stuttgart. Auch 2017 werde die Branche davon stark profitieren. Er verwies auf Angaben des Statistischen Landesamtes, denen zufolge sich die Zahl genehmigter neuer Wohnheime mehr als vervierfacht hat. Waren es in den ersten drei Quartalen 2015 noch rund 1300 Genehmigungen für Wohnheim-Bauten, so waren es ein Jahr später schon 5300.

In Abgrenzung zu Mehrfamilienhäusern versteht man unter Wohnheimen in der Statistik Gebäude, die Räume zur gemeinsamen Nutzung von Bewohnern haben, etwa sanitäre Anlagen oder Aufenthaltsräume. Schätzungsweise 70 bis 80 Prozent dieser 2016 genehmigten Bauten seien Flüchtlingsheime, der Rest beispielsweise Studentenwohnheime, sagte Diener. Auch für das gesamte Jahr 2016 - also inklusive des vierten Quartals - rechnet Diener mit einem „exorbitant hohen Ergebnis“ für Wohnheime. Viele Bauanträge wurden bereits 2015 eingereicht, bis zur Genehmigung durch die Behörden dauert es normalerweise zwischen drei und neun Monate.

Deutlich mehr Aufträge

Für 2017 rechnet Diener damit, dass sich die Kurve mit der Zahl der Wohnheim-Genehmigungen zwar leicht abflachen werde. „Aber das wird auf einem sehr hohen Niveau bleiben.“ Noch immer sei der Bedarf der öffentlichen Hand an dauerhaften Unterkunftsmöglichkeiten für Flüchtlinge hoch.

Auch insgesamt verbucht die Baubranche deutlich mehr Aufträge. Die Zahl der genehmigten Wohneinheiten stieg in den ersten neun Monaten 2016 den Angaben zufolge um 28 Prozent auf rund 33 500. Dies allerdings lag auch an einem Vorzieheffekt - 2015 wurden noch viele Bauanträge eingereicht, um noch nicht unter neue, strengere Energieeffizienz-Regeln zu fallen. Für Wohnheime galt dieser Vorzieheffekt aber nicht. Ein wichtiger Treiber für den Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern ist die Niedrigzinsphase - in Ermangelung gut verzinster Geldanlagen setzen viele Menschen auf Immobilien zur Investition.