Vor allem bei deutschen Touristen ist Mallorca nach wie vor beliebt. In der Hochsaison führt das zu Problemen. Foto: dpa

Mehr als 14 Millionen Touristen besuchen im Jahr die spanische Ferieninsel Mallorca. In der Hochsaison führt das zu Verkehrschaos und knappem Trinkwasser. Die Inselregierung zieht deshalb die Notbremse.

Palma - Immer mehr Touristen, neue Bettenburgen, landschaftsfressende Golfplätze. Nun zieht das Urlaubsparadies Mallorca die Notbremse und macht ernst mit der Deckelung des Wachstums: Nach der Feriensteuer, die von diesem Sommer an kassiert werden soll, wurde nun auch ein Baustopp beschlossen. Damit wird die Konstruktion neuer Hotels und großer Ferienressorts stark eingeschränkt. „Wir brauchen ein nachhaltigen Tourismus, um unsere Zukunft zu sichern“, sagte Francina Armengol, sozialistische Regierungschefin der Baleareninseln.

2015 war auf Mallorca und den Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera ein Rekordjahr: 11,6 Millionen ausländische Urlauber kamen auf die Balearen, zudem noch 2,5 Millionen spanische Touristen. Zwei Drittel aller Gäste drängelten sich in der Hochsaison von Juni bis September auf den Inseln. Allein auf Mallorca tummelten sich zehn Millionen Erholungssuchende – 40 Prozent waren Deutsche.

Kommenden Sommer wird es noch enger auf Mallorca werden: Die Buchungskurve zeigt nach oben. Und auch die Bettenburgen breiten sich weiter aus. Die Hoteliers nutzten den Boom der letzten Jahre, um kräftig auszubauen. Allein an der berühmtesten Touristenmeile der Insel, an der Playa de Palma, wächst die Bettenzahl von etwa 40 000 bis zum Jahr 2017 um nahezu zehn Prozent.

Viele Hotels auf Mallorca rüsten in Sachen Komfort auf

Gerade werden dort wenigstens 30 Hotels um- und ausgebaut: Die frühere konservative Inselregierung hatte erlaubt, die Hotelfläche um bis zu 40 Prozent zu erhöhen, wenn gleichzeitig in Sachen Komfort aufgerüstet wird. Deswegen verwandeln sich viele ältere Drei-Sterne-Hotels nun in Vier-Sterne-Herbergen. Sogar die ersten Fünf-Sterne-Quartiere sind im Ballermann-Viertel, wie diese Party-Hochburg auch genannt wird, im Bau.

Doch der Bettenvermehrung wird nun ein Riegel vorgeschoben, um einen Kollaps zu vermeiden. Die Insel ist in der Hochsaison überfüllt, was sich nicht nur in vollen Stränden und Verkehrsstaus widerspiegelt, sondern auch das Trinkwasserproblem verschärft: Mangels Regen sind die Talsperren fast leer, sodass bald Wassernot ausbrechen könnte. „Ein Einwohner verbraucht 110 Liter Wasser am Tag, ein Tourist das Zwei- bis Dreifache“, warnte Antoni Noguera, Vize-Bürgermeister der Inselhauptstadt Palma.

„Unsere Kapazität im Sommer ist total ausgeschöpft“, stöhnte Tourismusminister Biel Barceló schon im letzten Jahr und trat damit eine Debatte über ein „Touristen-Limit“ los. Da man aber nur schwerlich Einreisebeschränkungen verhängen kann, versucht man nun über einen vorläufigen Baustopp wenigstens die Bettenzahl zu begrenzen.

Auch private Schwarzbauer müssen zittern

Das Moratorium gilt zunächst bis Ende 2017. Hotels dürfen nun nicht mehr aufgestockt werden. Neue Hotel- und Sportkomplexe im Hinterland werden verboten – was das Aus für mehrere geplante Ferienressorts mit Golfplätzen und Reitanlagen bedeutet. Neue Landhotels, die in den letzten Jahren vielerorts entstanden, werden ebenfalls Steine in den Weg gerollt.

Auch die vielen Grundbesitzer, welche ohne Erlaubnis ihr Heim hochzogen, müssen zittern: Eine Amnestie für Schwarzbauten wurde aufgehoben. Rund 30 000 illegale Bauten soll es auf den Balearen geben – vom Ferienhaus bis zu ganzen Siedlungen, die unerlaubt in die Landschaft gepflanzt wurden. Hier sollen nun, vor allem in Naturschutzgebieten, Abrissbagger anrollen.

Als ein Instrument im Kampf für einen umweltverträglichen Fremdenverkehr gilt zudem die „Steuer für nachhaltigen Tourismus“, die von Juni an kassiert werden soll. Die Abgabe beträgt je nach Unterkunft und Reisezeit zwischen 0,25 Cent und 2 Euro pro Kopf und Nacht. Mit den Einnahmen von jährlich 50 bis 80 Millionen Euro sollen der Umweltschutz und die touristische Infrastruktur verbessert werden.