Wenn ein Lastwagen mit Material für die Baustelle kommt, ist der 31-jährige Baustellenwächter gefragt: Er muss die Absperrung zur Seite schieben. Foto: Fleischer

Ein junger Mann im Rems-Murr-Kreis verdient sein Geld vor allem mit Warten. Er bewacht eine Baustellen-Absperrung – wenn ein Laster ankommt, beginnt der spannende Teil seiner Arbeit.

Schmiden - Pünktlich um 7 Uhr steht er an der Baustelleneinfahrt in der Fellbacher Straße in Schmiden – und verbringt dann den größten Teil des Tages damit, die Zeit totzuschlagen. Denn bei dem 31-Jährigen, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, lässt sich ohne jegliche Übertreibung sagen, dass er sein Geld mit Warten verdient.

Erst wenn ein Transporter mit Material für die Baustelle an die Kreuzung kommt, setzt sich der Security-Mann in Bewegung. Es beginnt der spannendste Teil einer wenig abwechslungsreichen Aufgabe: Er geht die paar Schritte zur Absperrung, schiebt diese zur Seite und lässt den Brummi passieren. Ist der Lastwagen durch, schließt er die Baustellen-Barrikade und setzt sich wieder auf seinen Campingstuhl am Rand der Kreuzung. Und das war’s dann meist für die nächsten Stunden. Anstrengend an seiner Arbeit ist vor allem die Warterei.

An manchen Tagen kommt kein einziger Laster auf die Baustelle

Seit mehr als einem Monat macht der Plochinger diesen Job nun. „Manchmal kommen zehn Lastwagen am Tag. Es gibt aber auch Tage, da muss kein einziger Transport auf die Baustelle“, erzählt der 31-Jährige. Insgesamt arbeitet er bereits seit April an der Kreuzung, täglich von 7 bis 16 Uhr. Denn zunächst hatte er die Rolle des Ordnungshüters.

Als mit der Baustelle begonnen wurde, durften Busse und Taxis noch einspurig durch die Ortsmitte fahren. Das allerdings führte zu großen Schwierigkeiten: Anwohner missachteten die Schilder mit dem Durchfahrtsverbot, ortsfremde Autofahrer verirrten sich heillos in den Wohnstraßen und verursachten mit wirren Wendemanövern Chaos. Nach einigen Wochen hatte die Stadt ein Einsehen und heuerte eine private Sicherheitsfirma an, die einen Aufpasser an der Baustelle postierte.

Vor einiger Zeit wurde der Wächter fast überfahren

Seitdem steht sich der 31-Jährige an der Kreuzung die Beine in den Bauch. Allerdings ist die Aufgabe an der Absperrung für ihn deutlich entspannter als die Rolle des Ordnungshüters: In den ersten Monaten war es sein Job, wütenden Autofahrern klarzumachen, dass sie sich wegen des Durchfahrtsverbots eine andere Route suchen mussten. Ein besonders erzürnter Zeitgenosse sei ihm sogar über den Fuß gefahren – dank Sicherheitsschuhen glücklicherweise ohne bleibende Schäden. „Es gab ständig Ärger, jetzt ist mein Job angenehmer“, sagt der Plochinger.

Große Langeweile kommt bei ihm trotz des einseitigen Jobs übrigens nicht auf: Der 31-Jährige hört Musik, gerne Hip-Hop, beschäftigt sich mit seinem Handy oder liest – im Moment ein Buch darüber, wie man mit dem Rauchen aufhört. „Ich bekomme die Zeit schon totgeschlagen“, sagt er. Und hat sogar Spaß dabei, den Fortschritt der Baustelle zu beobachten. „Man sieht, dass es nicht umsonst ist“, sagt er.

An den langweiligen Job „gewöhnt man sich mit der Zeit“.

Da die Einfahrt in den Baustellenbereich komplett mit Baken und Absperrungen blockiert ist, muss der Sicherheitsmann niemandem mehr erklären, dass er nicht durchfahren darf. Denn es ist schlichtweg nicht möglich. Manchmal kommen aber auch Privatfahrzeuge aus dem Baustellenbereich. „Ich weiß gar nicht, wie die es immer wieder schaffen da reinzukommen“, sagt der 31-Jährige verwundert. Aufgefallen ist ihm, dass die Absperrung morgens mitunter zur Seite geschoben ist. Manchmal auch, wenn er nach der Mittagspause wieder an seinen Arbeitsplatz an der Kreuzung kommt. So richtig akzeptiert wird das Durchfahrtsverbot eben immer noch nicht.

Mit der sommerlichen Hitze indes hatte der 31-Jährige kein Problem, da es auch ein schattiges Plätzchen am Straßenrand gibt. „Lieber so, als wenn es regnet“, sagt er. Denn dann sitzt er die meiste Zeit im Auto und muss für jeden Lastwagen raus ins Nasse springen. Vor seiner Aufgabe als Baustellen-Bewacher wurde der 31-Jährige oft im Daimler-Stadion bei VfB-Spielen als Sicherheitsdienst eingesetzt.

Da sei der jetzige Arbeitsplatz an der Kreuzung gemütlicher. Voraussichtlich wird er noch bis Ende Oktober in Schmiden stehen. Sieben Monate lang ein Kreuzungs-Wächter. Der 31-Jährige nimmt’s gelassen: „Man gewöhnt sich mit der Zeit daran.“