Die Polizeisiedlung ist nur noch über eine Einbahnstraße zu erreichen. Doch der zulässige Weg über die Gleise ist für große Fahrzeuge und Lastwagen kaum breit genug, die erlaubte Ausfahrt auf die Böblinger Straße aufgrund von Containern, Baufahrzeugen und parkenden Autos schlecht einsehbar. Foto: Sandra Hintermayr

Die Anwohner der Böblinger Straße ärgern sich über eine Baustelle der Netze-BW. Durch die Bauarbeiten an den Gasleitungen werden Autofahrer umgeleitet und das Parken wird problematisch.

Kaltental/Heslach - Die Geschichte ist eine unendliche“, sagt Manfred Brunner. Er wohnt an der Böblinger Straße und erzählt von verschiedenen Baumaßnahmen, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder ein Ärgernis für die Bewohner der sogenannten Polizeisiedlung waren. Seit dem Jahr 1983 ginge das so, erzählt Brunner: Bauarbeiten an den Gleisen, an der Straße, am Radweg – es nehme einfach kein Ende.

Einbahnstraße oberhalb der Hausnummer 318

Aktuell arbeitet die EnBW-Tochter Netze-BW im Bereich der Böblinger Straße 316 bis 322 an den Gasleitungen. Dazu wurde die Zufahrt zu den Häusern oberhalb der Hausnummer 318 zu einer Einbahnstraße in Richtung Heslach deklariert, die Einfahrt über die Gleise ist an dieser Stelle untersagt.

Die enge Kurve beschert Autofahrern Probleme

Die Anwohner müssen bis zur Hausnummer 344 am oberen Ende der Siedlung fahren, um über die Gleise und zu ihren Häusern zu kommen. Dort ist die Kurve sehr eng. Selbst mit einem kleinen Auto hat man Probleme, um die Kurve zu kommen, ohne irgendwo anzuecken. Für größere Fahrzeuge wie etwa die Müllabfuhr ist das unmöglich. „Besonders ärgerlich ist es, dass die Einbahnstraße nicht allen Anwohnern angekündigt wurde“, kritisiert Brunner. Er sei eines Morgens aufgestanden und habe die Einbahnstraße vor seiner Haustüre vorgefunden. Informiert worden seien nur die Anwohner, die direkt an der Baustelle wohnen, nicht aber die restlichen Bewohner der Polizeisiedlung. Und das seien immerhin rund 50 Personen. „Das ist nicht in Ordnung, wenn die Anwohner nicht ausreichend informiert worden sind“, sagt Hans-Jörg Groscurth, der Pressesprecher der Netze-BW. Soweit er wisse, seien die Anwohner sogar persönlich über die Baumaßnahme in Kenntnis gesetzt worden.

Helga Brunner sagt, dass die Einbahnstraße in dieser Länge unnötig sei. Die Anwohner müssten jetzt bis zur Baustelle hinunterfahren, um die Gleise zu überqueren und auf die Böblinger Straße zu gelangen. „Dabei wäre es für uns viel einfacher, den näher liegenden Übergang am oberen Ende der Siedlung zu nutzen“, sagt Helga Brunner. Das geht aber aufgrund der Einbahnstraßenregelung nicht. „Nun müssen wir bis zur Baustelle fahren, vorbei an Baufahrzeugen und Containern, um an einer schlecht einsehbaren Stelle auf die Böblinger Straße zu kommen.“

Aussteigen mitten auf der Hauptstraße

Schlecht einsehbar ist die Ausfahrt deswegen, weil die Anwohner des unteren Bereichs auf der Böblinger Straße wegen der Baustelle neben den Gleisen parken dürfen. Das ist natürlich ein Zugeständnis, aber „eine miserable Lösung“, wie Ulrich Langjahr sagt, der sein Auto zeitweise dort abstellen darf. Beifahrer könnten nicht aussteigen, weil der Bauzaun im Weg ist; gefährlich wird es, wenn Kinder im Fahrzeug sind. „Man muss quasi mitten auf der Hauptstraße aussteigen“, sagt Langjahr. Hat man es aus dem Auto geschafft, muss man schauen, wie man möglichst sicher und schnell zwischen den Baufahrzeugen und Containern hindurch über die Gleise kommt.

Einer der Hauptbetroffenen der Baumaßnahmen ist Stefan Dominikovic. An der Zufahrt zu seinem Haus wird derzeit die Straße aufgerissen, um an den Gasleitungen zu arbeiten. „Erst hieß es, die Baustelle sei für zwei Wochen vorgesehen, nun ist sie schon seit drei Wochen hier“, sagt Dominikovic. Die Baumaßnahme sollte ursprünglich nur einen neuen Hausanschluss beinhalten. „Dabei hat man allerdings festgestellt, dass die Leitung neu verlegt werden muss“, sagt der Netze-BW Pressesprecher Groscurth. „Die Bauarbeiten werden sich noch bis Mitte nächster Woche hinziehen.“ Die Gegebenheiten vor Ort seien aufgrund der schmalen Zufahrt schwierig. „Baufahrzeuge kommen nur schwer durch“, sagt Groscurth. Die Einbahnstraße sei nötig gewesen, um die Arbeit der Netze-BW zu erleichtern.

Andere Lösungsvorschläge kommen von den Anwohnern

„Ich sehe ein, dass die Arbeiten nötig sind, aber es ist nicht in Ordnung, wie das hier gehandhabt wird“, sagt Dominikovic. Die Einbahnstraße sei schlicht „sinnlos“ und mache für die Anwohner alles komplizierter. Groscurth zeigt Verständnis für den Unmut der Anwohner. „Das ist kein Zustand, den man sich wünscht. Wir tun alles, damit die Bauarbeiten so schnell wie möglich abgeschlossen werden.“ Solange hofft er auf die Geduld der Anrainer.

Die Lösung aller Probleme wäre nach Meinung der Bewohner eine Verlegung der Stadtbahngleise weiter auf die Böblinger Straße. Damit wäre der Zufahrtsweg zu den Gebäuden breiter. Parken, aussteigen und durchfahren wäre kein Problem mehr. Die 1927 angelegte Siedlung sei mal eine schöne Wohngegend gewesen, sagt Manfred Brunner. Nun würden immer mehr Häuser verkauft. Nicht zuletzt, weil die Wohnqualität durch die nicht enden wollenden Baustellen spürbar sinkt. „Ich sehe schwarz für unsere Siedlung.“ Dominikovic ergänzt kopfschüttelnd: „Es gibt einfach keine Ruhe hier.“