Nicolas Augustesen schwebt in einem Rettungskäfig über der Stadt. Foto: Sascha Sauer

Der sechsjährige Nicolas Augustesen bekommt seinen Traum erfüllt. Der Junge mit Handicap darf auf der Baustelle des Gewa-Tower dem Kranführer ganz nahe kommen.

Fellbach - Höhenangst? Die kennt Nicolas Augustesen nicht. In einem Rettungskäfig, mit dem normalerweise Verletzte transportiert werden, schwebt er in fast 100 Metern Höhe. Fellbach liegt ihm zu Füßen. Am Boden wirkt alles winzig, auch die beiden Ablufttürme des Stadttunnels sehen aus, als seien sie auf Zwergengröße geschrumpft worden.

Der Junge liebt tonnenschwere Kräne

Nicolas liebt tonnenschwere Kräne. Er selbst war bei seiner Geburt ein Leichtgewicht, das gerade mal 450 Gramm auf die Waage brachte. Am Freitag wurde für den Jungen mit Handicap ein Traum wahr. Der Sechsjährige durfte auf der Baustelle des Gewa-Tower dem Kranführer ganz nahe kommen.

Möglich gemacht haben das Mark Warbanoff, der Geschäftsführer der Gewa Real Estate GmbH sowie der Verein Sternentraum 2000 aus Backnang. Der erfüllt Wünsche von Kindern und Jugendlichen, die eine schwere oder chronische Erkrankung oder eine Behinderung haben. „Als ich eine Anfrage von Sternentraum bekam, habe ich zwei Minuten später zurückgerufen und gesagt, dass Nicolas kommen kann“, sagt Warbanoff.

Nicolas ist verrückt nach Baustellen

Der Sechsjährige hat eine einseitige Stimmbandlähmung und spricht nicht viel. Stattdessen hüpft er vor Freude, als er einen Bauhelm mit seinem Namen überreicht bekommt. Während der Rettungskäfig vom Kran in die Höhe gezogen wird, erzählt der Vater von Nicolas, dass sein Sohn verrückt nach Baustellen ist. „Wir müssen überall anhalten und die Kräne anschauen“, sagt Rolf Augustesen.

Immer weiter geht es hinauf. Der Wind pfeift laut. Nicolas kuschelt sich in die Arme seiner Mutter, und der Oberpolier Jörg Schöbinger zeigt auf das 21. Geschoss des Gewa-Towers, wo gerade Vorbereitungen für das Betonieren getroffen werden. „Ganz viele Meter hoch“, sagt der Junge.

Fast 100 Meter über dem Boden winkt Nicolas dem Kranführer zu. Jetzt sind sie auf Augenhöhe. Sein Traum hat sich erfüllt. Weil der Wind so kalt ist, zieht Vater Rolf die Jacke aus und gibt sie seinem Sohn. Kurz darauf ordnet der Oberpolier Schöbinger an, den Rettungskäfig wieder nach unten schweben zu lassen.

Das Abenteuer ist noch nicht vorbei

Doch das Abenteuer auf der Baustelle ist noch nicht vorbei. Mark Warbanoff zeigt dem Jungen und seinen Eltern noch zwei Wohnungen im Gewa-Tower. Während die Erwachsenen die Aussicht vom 15. Stock aus bestaunen, interessiert sich Nicolas mehr für die Arbeiter, die den 107 Meter hohen Wohnturm bauen. Das ist seine Welt. Auch ein Geschenk bekommt Nicolas von Warbanoff überreicht. In seinem Kinderzimmer wird jetzt ein Kranmodell im Verhältnis 1:82 stehen.