Zentrale der Bausparkasse Schwäbisch Hall: Hier sollen bis zu 250 Stellen abgebaut werden Foto: Bausparkasse

Auch der Marktführer im Bauspargeschäft muss in der Niedrigzinsphase Federn lassen. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall drückt auf die Kostenbremse und baut bis zu 250 Stellen ab.

Stuttgart - Gerade 100 Tage ist Reinhard Klein im Amt, und schon verordnet der neue Chef der Bausparkasse Schwäbisch Hall den Mitarbeitern ein Sparprogramm.

Bis Ende 2016 will das Unternehmen Kosten in der Größenordnung von 50 bis 80 Millionen Euro einsparen. Das entspricht Klein zufolge 10 bis 15 Prozent der Gesamtkosten. Der Großteil der Einsparungen soll auf Sachkosten entfallen. Es werden aber auch 200 bis 250 Vollzeit-Stellen abgebaut werden, sagte Reinhard Klein in einem Pressegespräch. Der Schwäbisch-Hall-Chef zeigte sich überzeugt, dass der Stellenabbau sozialverträglich gelingen werde, also ohne betriebsbedingte Kündigungen. Der Hintergrund ist: Von den 3300 Mitarbeitern in der Schwäbisch-Hall-Zentrale werden etwa 1000 in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand gehen.

Es ist die anhaltende Niedrigzinsphase, die den Kostendruck verstärkt und den Marktführer im Bausparen handeln lässt. Denn die niedrigen Zinsen drücken auf das für die Bausparkasse maßgebliche Zinsergebnis. „Die Branche hat vor einem Jahr noch gehofft, dass die Zinsen wieder nach oben gehen.“ Mittlerweile habe er den Glauben daran verloren, sagte Klein. Die Zinsen seien seither weiter gefallen. Ihm fehle im Augenblick die Fantasie, wo Zinserhöhungen herkommen sollen, so der Bausparkassenchef. Die Politik habe kein Interesse daran, dass die Zinsen steigen. „Wir sind darauf eingestellt, dass die Zinsen in den nächsten drei bis fünf Jahren so niedrig bleiben“, sagte Klein.

Um die Produktivität zu erhöhen, wird die Bausparkasse in ihre Informationstechnologie (IT) investieren. Die IT sei in die Jahre gekommen. „Das wird unser Kerninfrastrukturprojekt in den nächsten Jahren“, so Klein. Allein für den Umbau der beiden Rechenzentren am Standort Schwäbisch Hall sollen in den nächsten Jahren 20 Millionen Euro fließen. Strukturen und Prozesse sollen unternehmensweit vereinfacht werden.

Der neue Mann an der Spitze kennt die Bausparkasse gut. Der 54-Jährige heuerte bereits 2002 bei Schwäbisch Hall an und war von 2003 bis 2006 Vorstandsmitglied. 2006 wechselte er in den Vorstand der Hamburger Sparkasse. 2014 kehrte Klein zurück nach Schwäbisch Hall, seit Juni 2014 folgte er Matthias Metz auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden nach. Er wolle das bewährte Geschäftsmodell „evolutionär weiterentwickeln“, betonte Klein. Konkret sagte er, die „hervorragende Marktstellung“ solle ausgebaut werden. Die Kultur im Haus sei, auf Sieg zu spielen. Allein bis Ende August konnten im Inland netto rund 50 000 neue Bausparer gewonnen werden. Die Zahl der Kunden soll weiter wachsen.

Trotz des schwierigen Zinsumfelds rechnet Klein in diesem und im nächsten Jahr mit konstanten Ergebnissen. Das Bausparneugeschäft wird voraussichtlich zum vierten Mal in Folge bei mehr als 30 Milliarden Euro liegen. Damit wird es aber nicht an den hohen Vorjahreswert herankommen, der bei 36 Milliarden Euro lag. 2013 profitierte Schwäbisch Hall von einem Schlussverkaufseffekt, weil die Bausparkasse zur Jahresmitte neue Tarife mit niedrigeren Spar- und Kreditzinsen eingeführt hatte. Davor hatte das Unternehmen massiv um Kunden geworben, die sich noch die höheren Sparzinsen sichern wollten. „2013 war ein Ausnahmejahr“, betonte Klein. Der Marktanteil erreichte knapp 33 Prozent.

In der Baufinanzierung peilt die Bausparkasse für 2014 erneut ein Rekordgeschäft an, nachdem sie 2013 bereits ein Volumen von 12,7 Milliarden Euro erzielt hat.

Klein appelliert an die Politik, die Grenzen für die Wohnungsbauförderung anzuheben. Das sei seit 15 Jahren nicht geschehen. Die Politik sollte zudem mehr für Gebäudesanierungen tun, um die Klimaziele zu erreichen. Bisher drehe sich die Debatte vor allem um die Energiegewinnung. Es sei sinnvoll, direkt in die Sanierung von Häusern zu investieren, um weniger Energie zu verbrauchen. „Wir werden die Klimaziele nicht erreichen, wenn es bei der Gebäudesanierung nicht massiv vorangeht“, betonte Klein. Mit Zuschüssen an dieser Stelle könne man „relativ viel bewegen“. Die Politik sollte hierfür ein Konzept in der Schublade haben, um es im Abschwung herausziehen zu können.