Plieninger fürchten neue Staus. Foto: Archiv

Der Bau eines Regenrückhaltebeckens an der Körsch beunruhigt Anwohner. Sie fürchten zusätzlichen Verkehr durch die Baustellen-Lastwagen.

Plieningen - Die Lastwagen rollen, die Bäume fallen, und der Bürger wusste mal wieder von nichts. Auf diese drei Punkte lässt sich die Kritik von Plieninger Bürgern zusammenfassen, die sich selbst Anwohner des geplanten Regenrückhaltebeckens an der Körsch nennen. Dieses soll von Juni an der Oberen Mühle gebaut werden. Ein Anwohner der Breitensteinstraße will nicht einsehen, dass Bäume gefällt werden, deren Stammumfang auf ein hohes Alter schließen lässt. „Für das Tiefbauamt ist doch das Fällen von Bäumen so etwas wie Rasenmähen“, sagt er. Er muss nicht ausdrücklich sagen, dass er auf Stuttgart 21 Bezug nimmt.

Eine Plieningerin, die an der Paracelsusstraße wohnt und ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, moniert, dass die Lastwagen auf dem Weg von und zur Baustelle die Paracelsusstraße befahren sollen. „Gegenüber der Presse haben sie gesagt, dass sie den Ortskern meiden werden, aber das ist doch der Ortskern“, sagt sie. Und der leide aufgrund der Sanierung ohnehin unter hohem Verkehrsaufkommen. Außerdem beklagt die Plieningerin, dass niemand an der Paracelsusstraße vom Tiefbauamt angesprochen wurde. Auch sie erkennt Parallelen zu Stuttgart 21: „Die lernen doch nichts.“

Stadt will informieren

Die gescholtene Stadt weist die Vorwürfe zurück und versucht, Sorgen zu zerstreuen. „Die unmittelbaren Anlieger am künftigen Standort des Regenüberlaufbeckens Paracelsusstraße wurden vor Ort sowie bei Rückfragen telefonisch mehrfach informiert“, sagt Harald Beutel, Sprecher der Stadt. Ebenso seien Fragen von Anwohnern aus dem ferneren Umkreis telefonisch beantwortet worden. „Vor Baubeginn erhalten die Anlieger eine Baustelleninformation“, sagt Beutel. Wer allerdings für die Stadt unmittelbarer Anwohner ist und wer nicht, verrät Beutel nicht.

Zudem könne von einer Lastwagenkolonne durch Plieningen keine Rede sein. 60 Fahrzeuge würden vom Baubeginn im Juni 2012 an bis zur geplanten Fertigstellung im Frühjahr 2013 an insgesamt 200 Arbeitstagen die Paracelsusstraße befahren. In den ersten 40 Arbeitstagen würden die Fahrzeuge zwar vermehrt rollen. Er hält dieses zusätzliche Verkehrsaufkommen aber für gering und erwartet deshalb keine zusätzlichen Staus. Denn die Ortskernsanierung werde lange vor dem Baubeginn des Regenrückhaltebeckens beendet sein. Die Strecke, die Lastwagen über die Paracelsusstraße, Goezstraße und Scharnhauser Straße aus Plieningen hinausführen soll, nennt der Sprecher der Stadt alternativlos. „Damit wird vermieden, dass Schulwege genutzt werden.“

Bäume werden gefällt

Einige Bäume an der Körsch, um deren Zukunft manche Plieninger sich sorgen, müssen dem Bauprojekt tatsächlich weichen. Die Stadt werde aber Ersatzpflanzungen vornehmen, sagt Beutel. Das Amt für Umweltschutz habe dafür grünes Licht gegeben.

Der Sprecher der Stadt verweist auf den Nutzen des Beckens. „Das Projekt Regenrückhaltebecken Paracelsusstraße dient zur Erfüllung der Wasserrahmenrichtlinien der EU und somit dem Gewässerschutz.“ Das Regenrückhaltebecken sammelt Abwasser aus der Kanalisation in einer Kaverne. Bei Regen füllt sich der Hohlraum. Wenn er voll ist, wird das saubere Regenwasser, das in einer Zulaufrinne oben schwimmt, einem Gewässer zugeführt. Das Wasser aus der Kaverne fließt dagegen einem Klärwerk zu.

Das in Plieningen geplante Becken hat laut Tiefbauamt ein Fassungsvermögen von 155 Kubikmetern. Andere Becken fassen bis zu 18 000 Kubikmeter. „Dementsprechend wird die Verkehrsbelastung gering sein“, versprach im vergangenen Jahr Ekkehard Schäfer vom Tiefbauamt. Gering ist derzeit allerdings auch das Vertrauen mancher Plieninger in diese Zusage.