Bauschutt soll nach dem Willen von Umweltschützern seltener auf Deponien abgeladen sondern häufiger wieder verwednet werden. Foto: Wilhelm Mierendorf

Die Politik wehrt sich gegen Kritik aus der Baubranche. Stuttgarts OB Fritz Kuhn, die Grünen im Landtag und das Finanzministerium weisen den Vorwurf zurück, der Einsatz von recyceltem Beton werden im Südwesten verhindert.

Stuttgart - Ein Bericht unserer Zeitung hat heftige Reaktionen ausgelöst. Die Stuttgarter Stadtverwaltung, die Fraktionsspitze der Grünen im Landtag und das Finanzministerium des Landes fühlen sich von der Kritik aus Kreisen der Bauwirtschaft offenbar angegriffen. Wie unsere Zeitung exklusiv berichtet hatte, bemängeln sowohl der Verein der Bauwirtschaft als auch Unternehmer aus dem Südwesten, dass die öffentliche Hand bei Bauprojekten bewusst auf den Einsatz von nachhaltigem Baumaterial und recyceltem Beton verzichtet.

Besonders deutlich wird Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne). „Es ist schlicht unwahr, dass sich die öffentliche Hand gegen recycelten Beton wehrt. Im Gegenteil: Es ist der Regelfall, dass wir möglichst ressourcenschonend bauen wollen. Daher verwenden wir bei städtischen Bauprojekten immer häufiger recycelten Beton“, erklärt der Oberbürgermeister in einer am Freitag verfassten Presseerklärung. Kuhn verweist in seiner Mitteilung zudem auf die Verwendung von recyceltem Beton beim Bau des Rosensteintunnels – das Projekt wurde in den Berichten unserer Zeitung im Übrigen explizit als positives Beispiel genannt.

Auch das Ministerium für Finanzen erklärt, man trete dem Vorwurf, das Land sperre sich gegen ökologisches Bauen etwa mit Recycling-Beton, entschieden entgegen. Ein Sprecher des Ministeriums erklärt: „Als Bauverwaltung wollen wir das ressourcenschonende Bauen stärken und sind vorbildlich unterwegs.“

Deutliche Kritik aus der Baubranche

Zum Vorwurf der Bauwirtschaft, die öffentliche Hand im grünregierten Baden-Württemberg werde ihrer Vorreiterrolle nicht gerecht, hatte ein Sprecher des Umweltministeriums geantwortet, er bezweifle, dass der Südwesten sich deutlich negativ abhebe, schon weil das Vergaberecht für alle dasselbe sei.

Noch weiter geht der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag: „Mit mehreren Initiativen haben wir auch über die Landesgrenzen hinaus wichtige Impulse gesetzt und eine bundesweite Vorreiterrolle in Sachen Recyclingbeton eingenommen“, sagt Andreas Schwarz in seiner Reaktion. Und weiter: Nachhaltiges Wirtschaften zu fördern sei ein zentrales Ziel der Regierungsarbeit, so Schwarz.

Die Kritik aus der Baubranche war deutlich. Rainer Mang vom Verein der Bauwirtschaft hatte unserer Zeitung gegenüber gesagt: „Unsere Mitglieder berichten, dass sich die öffentliche Hand im Südwesten geradezu gegen recycelten Beton wehrt.“ Und: Entweder werde plump gefordert, dass keine recycelten Baustoffe verwendet werden dürften, hatte Mang berichtet. Eine weitere Möglichkeit sei es, die Vorgabe zu machen, dass nur Baumaterial verwendet werden dürfe, welches für Wasserschutzgebiete geeignet sei. „Das wird gemacht, auch wenn weit und breit kein Wasserschutzgebiet zu finden ist“, so Mang. Der Grund: „Recycelte Baustoffe sind dort gesetzlich nicht zugelassen“, hatte der Abteilungsleiter des Vereins der Bauwirtschaft weiter berichtet.