Im Zweikampf unter dem Korb ist Lukas ­Herzog (rechts) besonders gut. Foto: Baumann

Lukas Herzog gilt als großes Basketballtalent. Der 14 Jahre alte Weilimdorfer geht in Ludwigsburg aufs Otto-Hahn-Gymnasium und spielt bei den BSG Baskets Ludwigsburg. Das erste Sichtungsturnier des Bundestrainers hat er bereits hinter sich.

Ludwigsburg - Im Hintergrund läuft das Spiel Cleveland Cavaliers gegen Golden State Warriors. Das diesjährige Endspiel der amerikanischen Profiliga NBA also. Allerdings läuft das Spiel nur auf einer Konsole, die Golden State Warriors liegen in Führung. „Dennoch wird Cleveland gewinnen“, erzählt Lukas Herzog (14) selbstsicher. „Die haben mit LeBron James auch auf der Konsole einfach den stärksten Spieler.“ Der amerikanische Superstar ist Herzogs Vorbild, ebenso im echten Leben.

Wegen Dirk Nowitzki jedenfalls habe er nicht vor gut vier Jahren begonnen Basketball zu spielen – so wie viele andere Kinder und Jugendliche in Deutschland. Sowieso finde er Dennis Schröder besser, den kommenden deutschen Star in Amerika. „Ich habe ihn sogar schon einmal getroffen und ein Foto mit ihm geschossen. Das war sehr beeindruckend.“ Früher hat der mittlerweile 14-Jährige auch Fußball gespielt; irgendwann wurde die Doppelbelastung mit zwei Sportarten gleichzeitig aber zu groß, wie seine Mutter Ulrike Hindenach-Herzog erzählt. „Also habe ich ihn vor die Wahl gestellt, Basketball oder Fußball.“ Lukas entschied sich für Basketball.

Die Einladung vom Bundestrainer hat Lukas nicht wirklich überrascht

Glücklicherweise – da sind sich seine Trainer heute einig. Im Mai dieses Jahres erhielt er erstmals einen Brief des Bundestrainers, er sei zu einem nationalen Sichtungslehrgang eingeladen. Überraschend kam diese Nachricht für den Weilimdorfer nicht. Vorher hatte er bereits auf Landesebene auf sich aufmerksam gemacht. Damals zählte er schon zu den besten Nachwuchsspielern Baden-Württembergs. „Der Trainer der Baden-Württemberg-Auswahl hat mich da schon vorgewarnt, dass vielleicht Post vom Nationaltrainer kommt“, erzählt Herzog mit einem Schmunzeln.

Trotz aller Unaufgeregtheit ist die Leistung des jungen Basketballers beachtlich. Insgesamt 50 Spieler der Altersklasse U 15 wurden zu einem Turnier in Heidelberg beordert. Anschließend nominierte Bundestrainer Kay Blümel die zwölf Spieler, die Deutschland bei einem Ländervergleich im Juni in Litauen vertreten sollten. Die Konkurrenz dort war groß. Die deutsche Auswahl zog gegen die Gastgeber sowie gegen Kroatien jeweils den Kürzeren, die Partie gegen Russland gewann der deutsche Nachwuchs. Lukas Herzog, der im November 15 Jahre alt wird, stand in allen drei Begegnungen von Beginn an auf dem Feld. „Das hat mich schon stolz gemacht, auch wenn das Ergebnis nicht optimal war.“ Vor zwei Wochen hätte er bei einem weiteren Turnier sogar als Kapitän für Deutschland auflaufen sollen; urlaubsbedingt konnte er diesen Termin jedoch nicht wahrnehmen. „Dieses Turnier wurde immer wieder verschoben; irgendwann ist es eben in unserer Urlaubszeit gelandet. Sonst hätte Lukas natürlich gespielt“, erklärt seine Mutter Ulrike Hindenach-Herzog.

Am Otto-Hahn-Gymnasium kann Lukas Schule und Sport miteinander verbinden

Für das eine Mal musste der junge Basketballer, der für die BSG Basket Ludwigsburg in der höchsten deutschen Jugendliga startet, die Verantwortung also aus der Hand geben. Als Spielmacher trägt er diese nämlich normalerweise Spiel für Spiel. Lukas Herzog ist für die Ballverteilung zuständig, braucht eine gute Übersicht und das richtige Auge für den Mitspieler. „Vieles gelingt mir schon ziemlich gut, denke ich. Zum Beispiel Distanzwürfe oder die Zweikämpfe unter dem Korb“, erzählt der 1,85 Meter große Stuttgarter, der seine Stärken vor allem in der Defensivarbeit sieht. Selbstkritisch ist Lukas Herzog jedoch auch. Er weiß, dass viele andere Spieler seines Alters schon länger Zeit Basketball spielen als er: „Insbesondere im Ballhandling muss ich mich noch verbessern“, sagt der Nachwuchsspieler. „Das liegt daran, dass ich erst seit vier Jahren dabei bin.“

Gelegenheiten zum Training hat er jedenfalls genug. Herzog besucht das Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg. Hier steht er mindestens vier Mal pro Woche in der Halle beim Mannschaftstraining. Zudem gibt es noch fünf oder sechs Trainingseinheiten im Kraft- und Athletikbereich. „Die Tatsache, dass meine Schule ein Sportgymnasium ist, ist sehr wichtig für mich. Meine Trainer sind eigentlich immer für mich da, da ist das Potenzial, um mich zu verbessern, natürlich gegeben.“ Und Herzogs Ziele sind durchaus ehrgeizig: „Ich möchte Profispieler werden“, erklärt er. Aber nach Möglichkeit eben nicht in Deutschland. „Die hiesigen Vereine wie Tübingen, Ulm oder Bamberg spielen zwar auch guten Basketball, aber der beste Verein kommt noch immer aus Cleveland“, sagt Herzog.