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Spielmacher Green muss ab sofort bei Basketball-Zweitligist Kirchheim Knights trainieren.

Ludwigsburg - Als die Ludwigsburger Basketballer am Montagvormittag in der Rundsporthalle mit der Vorbereitung auf die neue Saison beginnen und bei drückender Hitze einige Angriffszüge einstudieren, fehlt ein bekanntes Gesicht: Jerry Green. „Er trainiert nicht mehr bei uns“, sagt Coach Steven Key trocken. Der US-Amerikaner hat lange überlegt, nun plant er ohne seinen 32 Jahre alten Landsmann – und das, obwohl Green noch einen gut dotierten Vertrag bei den Neckar Riesen bis Sommer 2013 besitzt. Der aus New Iberia im US-Bundesstaat Louisiana stammende Spielmacher soll sich bis auf Weiteres beim Zweitligisten Kirchheim Knights, dem Kooperationspartner der Ludwigsburger, fit halten. Es ist der bittere Höhepunkt der enttäuschenden zweiten Liaison zwischen Spieler und Verein.

Vor zwei Jahren, im Sommer 2010, hätte es noch niemand für möglich gehalten, dass es jemals so weit kommen würde. Damals ging Alexander Reil sogar an die finanzielle Schmerzgrenze, um Green vom italienischen Spitzenverein NGC Cantu nach Ludwigsburg zurückzuholen – mit einem Dreijahresvertrag und 130 000 Euro netto pro Spielzeit lockte er die Identifikationsfigur. Der Vorstandsvorsitzende der Neckar Riesen ist davon überzeugt gewesen, dass es sich lohnen würde, schließlich war Green bei seinem ersten Engagement in der Barockstadt von 2004 bis 2007 der überragende Mann des Teams. Er hatte den Bundesligisten in allen drei Jahren in die Play-offs geführt und die erfolgreichste Zeit des Vereins entscheidend mitgeprägt. 2007 wurde er gar zum wertvollsten Spieler der Bundesliga gekürt.

Green: körperlicher Zustand war desolat

Doch nach seiner Rückkehr erfüllte Green die Erwartungen nicht ansatzweise: Im ersten Jahr startete er nach seiner Hochzeit und Flitterwochen mit erheblichem Trainingsrückstand und fand nie zu seiner Form. Und in der zweiten Saison brachte ihn im November eine Sprunggelenksverletzung aus dem Tritt. Trotz einer mehrwöchigen Reha war sein körperlicher Zustand danach desolat. Key strich ihn aus dem Zwölf-Mann-Aufgebot für die Bundesliga-Partien. „Wir brauchen fitte Spieler im Kampf gegen den Abstieg“, erklärte der Trainer damals.

Auch in der neuen Saison wäre Green nur Spielmacher Nummer zwei hinter Neuzugang Kammron Taylor gewesen. Doch das kommt für den Führungsspieler von einst offenbar nicht infrage. „Jerry bringt nicht mehr die Qualität mit für einen Point Guard, der von Beginn an aufläuft“, erklärt Key (42), „er hätte daher bereit sein müssen, jede Rolle zu spielen. Aber so wie es aussieht, will er das nicht.“ Der Trainer sieht in Zukunft das Team im Vordergrund. Und dem müssen sich alle Spieler unterordnen. Green scheint das nicht zu wollen. „Eine wirkliche Bereitschaft dazu war in den Gesprächen nicht zu erkennen“, sagt Riesen-Chef Reil. Deshalb hat der Coach den Guard nun ausgebootet.

Green muss ab sofort in Kirchheim trainieren

„Es war eine harte Entscheidung, aber ich musste sie treffen, bevor wir während der Saison ein Problem haben“, stellt Key klar. Die Konsequenz: Green muss ab sofort in Kirchheim trainieren. „Es ist eine seltsame Situation, aber ich werde dem Spieler helfen, um fit zu werden“, sagt Frenkie Ignjatovic. Dass Green für den Zweitligisten aufläuft, sei ausgeschlossen, meint der Knights-Coach. Auch Reil sagt: „In Kirchheim wird er nicht spielen.“

Jerry Green selbst war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Am liebsten wäre es den Riesen-Verantwortlichen, den teuren Star so schnell wie möglich loszuwerden. „Klar kann er seinen Vertrag aussitzen“, meint Alexander Reil, „aber das wäre ziemlich ambitionslos.“