Der Nachwuch gibt gas: Lisa (li.) will an Clara vorbei Foto: Baumann

Mädchen, die gut Basketball spielen können, haben es schwer. Denn viele Vereine können sie aus finanziellen Gründen nicht fördern. Deshalb müssen sie früh zu großen Clubs wechseln. In Stuttgart gibt es aber eine Alternative.

Stuttgart - In der Sporthalle Botnang hat sich eine Gruppe Mädchen um den Mittelkreis des Basketballfelds versammelt. Im Zentrum steht Danijela Bradfisch. Die 36-jährige Jugendtrainerin der Basketballverbands Baden-Württemberg beginnt zu klatschen. Die Mädchen stimmen ein. Dann streckt Bradfisch ihre Hände in den Kreis. Die Mädchen tun es ihr nach. „Regio“, ruft Bradfisch, „Team“, schallt es zurück. So beginnt jede der drei wöchentlichen Trainingseinheiten des U-15-Regio-Teams Stuttgart, einer Auswahl der besten Jungbasketballerinnen aus der Region.

An diesem Samstag ist es so weit, dann machen die Mädchen ihr erstes Spiel in der Jugend-Oberliga. Dass es so weit kommt, hat viel mit dem Organisationstalent von Danijela Bradfisch zu tun. Die Jugendtrainerin hat innerhalb von 80 Tagen einige Tausend Euro gesammelt – mit Hilfe der Webseite Fairplaid.org. Eine Methode, die Schule machen könnte. Die Plattform Fairplaid überträgt ein Finanzierungskonzept auf den Sport, das bei Firmengründungen oder Spendenaktionen von Hilfsorganisationen schon lange verwendet wird.

Das Zauberwort heißt „Crowdfunding“ – frei übersetzt bedeutet das „Finanzierung durch einen Haufen Leute“. Bradfisch stellte Fotos von ihrer Mannschaft, ein kurzes Video und Texte ins Netz – und konnte mit ihrem Konzept überzeugen. Es geht darum, talentierte Basketballerinnen zu fördern, ohne sie ihrem Heimatverein endgültig zu entziehen. Im Gegensatz zum klassischen Sponsoring, bei dem große Beträge von einzelnen Unterstützern kommen, sind es beim Crowdfunding viele kleine Summen.

Für die Stuttgarter Regio-Mannschaft hat im Schnitt jeder Unterstützer 38,75 Euro gegeben. Freunde, Eltern, Firmen – schnell waren 6000 Euro zusammen. Geld, mit dem das Team die Oberliga-Saison bestreiten kann.

Das Problem bislang war, dass die Mädchen in kleineren Vereinen wie dem TV Zuffenhausen oder der KSG Gerlingen spielten, in Clubs, die aus finanziellen Gründen kein Team für die Oberliga aufstellen konnten. Deswegen hat der Basketballverband Baden-Württemberg das Regio-Team ins Leben gerufen. 15 Mädchen im Alter von zehn bis 15 Jahren spielen im Team von Danijela Bradfisch. Clara Gausepohl kommt ziemlich ins Schwitzen bei dem dreistündigen Programm aus Ausdauer-, Kraft- und Taktiktraining. In ihrem Heimatverein KSG Gerlingen gehört Clara zu den Besten. Nicht jede ihrer KSG-Kolleginnen würde das straffe Programm des Regio-Teams mitmachen. Claras Mutter schaut vom Spielfeldrand aus zu. Sie ist keine, die ihr Kind mit aller Kraft in den Leistungssport drängen will. „Man sieht in der Öffentlichkeit nur die Erfolgreichen. Über die vielen, die es nicht ganz nach oben schaffen, gibt es nicht immer schöne Geschichten“, sagt Ulrike Gausepohl. Auch Clara erhofft sich weder Geld und Ruhm noch Ehre, sie gibt sich bescheiden. „Ich will einfach nur besser werden“, sagt sie.

Melisa Celebi wagt, ein bisschen mehr zu träumen. Die 14-Jährige spielt für den TV Zuffenhausen; nicht in einer Mädchenmannschaft, sondern mit Jungs. Sie ist Aufbauspielerin, und die Jungs haben sich daran gewöhnt, dass ein Mädchen den Ton angibt. Melisas Traum ist, in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (WNBL) mitzumischen. Dort ist aus der Region bisher nur die BSG Basket Ludwigsburg vertreten. Zunächst muss Melisa Celebi aber in der Jugend-Oberliga zeigen, was sie kann. Danijela Bradfisch sieht in einigen der Mädchen großes Entwicklungspotenzial. Neben ihrer Aufgabe als Talentscout für den Landeskader, eine Art Pool für die Jugendnationalmannschaft, hat sie auch persönliche Ziele für die Mädchen im Auge. „Ich will verdeutlichen: Wenn man regelmäßig an etwas arbeitet, zahlt sich das langfristig aus“, sagt sie und fügt an: „Das ist die wichtigste Lektion, die die Mädchen bei mir lernen sollen.“ Die 36-Jährige lebt diese Einstellung vor. Neben ihrer Arbeit als Trainerin studiert sie Sport- und Trainingswissenschaften in Berlin, anschließend will sie einen Master in Sportpsychologie machen. Ihr Ziel: „Ich will beweisen,dass die Rolle des Sports in unserer Gesellschaft maßlos unterschätzt wird.“ Wenn sie für ihre Masterarbeit finanzielle Unterstützung benötigt, dürfte sie nicht lange nach einem Weg suchen müssen.

Basketballvereine in der Region Stuttgart

BSG Ludwigsburg: Alt-Württemberg-Allee 89, 71638 Ludwigsburg, Telefon: 0 71 41 / 2 98 56 88, E-Mail: info@basket-ludwigsburg.de, Homepage: www.basket-ludwigsburg.de.

SV Fellbach: Schillerstraße 8, 70734 Fellbach, Telefon: 07 11 / 58 69 05, E-Mail: info@svfellbach.de, Homepage: www.flashers.de.

VfL Waiblingen: Oberer Ring 1, 71332 Waiblingen, Telefon: 0 71 51 / 9 82 21 - 0, E-Mail: Basketball@vfl-waiblingen.de, Homepage: www.basketball.vfl-basketball.de.

SV Möhringen: Geschäftsstelle Basketball, Hans Joachim Schell, Humboldtstr. 17, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Telefon: 07 11 / 7 82 47 75 oder www.svm-basketball.de, E-Mail: geschaeftsstelle@svm-basketball.de.

KSG Gerlingen: Am Brückentor 21, 70839 Gerlingen, Telefon: 0 71 56 / 20 53 68, E-Mail: geschaeftsstelle@ksg-gerlingen.de, Homepage: www.ksg-gerlingen.de. (StN)