Der Mannschaftskapitän Felix Fernholz coacht derzeit die Landesliga-Basketballer des tus Stuttgart. Foto: Yavuz Dural

Nach nur einem halben Jahr muss Benjamin Zieker, der Trainer der Landesliga-Basketballer des tus, gehen. Was für die einen „Eifer“ und „frischer Wind“ war, kam bei anderen als „blinder Aktionismus“ und „übertriebener Ehrgeiz“ an.

Degerloch - Mit offensiven Worten und einer mutigen Vorgabe hat Benjamin Zieker im Sommer sein Amt beim tus Stuttgart angetreten: „Wenn wir nicht mindestens Dritter werden, wäre das eine herbe Enttäuschung“, sagte der neue Trainer der Landesliga-Basketballer seinerzeit und kündigte im gleichen Atemzug auch den Aufstieg in die Oberliga binnen drei Jahren an. Nach zwölf von 22 zu absolvierenden Spieltagen stehen die Korbjäger von der Waldau allerdings nur auf Platz acht, mit bereits deutlichem Rückstand in Richtung des angestrebten Saisonziels. Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit soll freilich nicht der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass sich die Verantwortlichen der Basketball-Abteilung beim tus schon nach weniger als einem halben Jahr vom Trainer der Männermannschaft getrennt haben. „Es gab in verschiedenen Bereichen völlig unterschiedliche Ansichten zwischen dem Trainer und der Mannschaft, deshalb mussten wir so reagieren“, sagt der Abteilungsleiter Michael Maile.

Der Trainer hat einiges umgekrempelt

Ob sich Benjamin Zieker bei seinem Vorgehen Jürgen Klinsmann als Vorbild genommen hat, ist nicht überliefert. Tatsache ist, dass der 27-Jährige bereits bei seinem Amtsantritt im August so einiges bei der ersten Herrenmannschaft des tus nach seinen Wünschen umgekrempelt hat. Buddha-Figuren und eine Mentaloase wie einst beim neuen Trainer des FC Bayern gab es in Degerloch zwar keine, allerdings wurden die Ideen des C-Lizenz-Inhabers schnell unterschiedlich bewertet. Was bei der Abteilungsleitung unter den Begriffen „Eifer“ und „frischer Wind“ eingeordnet wurde, brachte bei so manch etabliertem Spieler eher die Bewertungen „blinder Aktionismus“, „überzogene Anforderungen“ und „übertriebener Ehrgeiz“ ein.

Als sich dann die Einführung zusätzlicher Trainingseinheiten, der Austausch der halben Mannschaft und die Umstellung bewährter Spielsysteme gegen den Willen der Mannschaft nicht in positiven Spielergebnissen auswirkten, wurde das Murren lauter. „Die Mannschaft hat sich vor Beginn der Rückrunde zusammengesetzt und einstimmig beschlossen, dass sie so nicht weitermachen will“, sagt Maile, dem keine andere Wahl blieb, als sich von Zieker zu trennen. „Er ist ein sehr guter, sehr ehrgeiziger junger Trainer, aber seine Vorstellungen und seine Ziele waren vielleicht nicht ganz mit denen des Teams kompatibel“, sagt der Abteilungsboss.

Einen Schnellschuss soll es nicht geben

Beim Sieg im Bezirkspokal bei der BG Vaihingen/Sachsenheim, dem sportlichen Auftakt ins neue Jahr, wurden die tus-Männer von Felix Fernholz gecoacht. Auch am vergangenen Wochenende, bei der 78:88-Niederlage im Punktspiel beim Tabellenführer BG Tamm/Bietigheim, nahm der Mannschaftskapitän wieder interimsweise den Platz an der Seitenlinie ein. Ob diese Konstellation möglicherweise eine Dauerlösung wird oder ob bis zum Saisonende im März noch ein neuer Cheftrainer einsteigt, ist offen. Michael Maile hat sich bereits mit einem Kandidaten mit höherklassiger Erfahrung und Meriten in der Region unterhalten. Auch ein eventuelles Probetraining ist geplant. „Mal schauen, was da am Ende herauskommt. Es muss aber wirklich passen, einen Schnellschuss wird es nicht geben“, sagt Maile.

Am nächsten Wochenende sind die Basketballer von der Waldau erst mal spielfrei: Die Heimspiele der Landesligateams gegen die BG Remseck II (Männer) und die BG Tamm/Bietigheim (Frauen) mussten auf einen späteren, noch nicht bekannten Zeitpunkt verlegt werden, weil die Ruth-Endreß-Halle anderweitig belegt ist.