Dieser Zugang zum Korntaler Bahnhof hat zwar keine Stufen, ist aber für Rollstuhlfahrer eigentlich zu steil. Ein Umbau ist jedoch vorerst nicht vorgesehen. Foto: factum/Bach

Ein nur schwer überwindbares Hindernis stellt die Rampe zum Aufzug am Korntaler Bahnhof für Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen dar. Der Aufgang ist schlicht zu steil. Ein engagierter Korntaler setzt sich dafür ein, dass sich das bald ändert.

Korntal-Münchingen - Wer mit der S-Bahn von Korntal aus fahren möchte, hat schlechte Karten. Zumindest, wenn er im Rollstuhl sitzt oder einen Kinderwagen schiebt. Denn die Rampe zum Aufzug am Eingang zum Bahnhof sei vor allem für Rollstuhlfahrer zu steil, als dass sie diese ohne Hilfe erklimmen könnten, sagt Jürgen Krämer, der Ortsverbandsvorsteher des Sozialverbands VdK in Korntal-Münchingen. „Wenn es dann noch glatt ist oder Schnee liegt, dann ist die Chance für einen Rollstuhlfahrer in den Aufzug zu kommen gleich null. Auch mit Hilfe.“

Verantwortlich für den Weg ist die Stadt Korntal-Münchingen. Doch die sieht keine Möglichkeit, das Problem in naher Zukunft zu beheben. „Es ist uns bekannt, dass der Zugang zu den Gleisen am Korntaler Bahnhof nur eingeschränkt barrierefrei ist“, heißt es dazu aus der Stadtverwaltung. „Die Rampe ist Teil der Brücke, von der aus der Aufzug zu den Gleisen stufenlos erreicht werden kann. Die Steigung ist in der Tat jedoch so, dass die Rampe nicht jeder uneingeschränkt nutzen kann.“

Eine Lösung des Problems wäre eine komplette Erneuerung des Bauwerks. Ein Neubau benötigte jedoch viele mehr Platz als die bisherige Brücke. Außerdem steht für die Neuerrichtung im Haushaltsplan momentan kein Geld zur Verfügung, wie es heißt.

Auch in die Bahn zu kommen ist in Korntal schwer

Die steile Rampe ist allerdings nicht die einzige Hürde für Gehbehinderte und Eltern mit Kinderwagen. Denn ist die Aufzugsrampe erst einmal überwunden, wartet bereits das nächste Hindernis: Zwischen dem Bahnsteig und der S-Bahn sind mehrere Zentimeter Höhendifferenz. „Die typischen 96 Zentimeter hohen Bahnsteige haben wir noch nicht an allen Bahnsteigen umgesetzt“, räumt ein Sprecher der Deutschen Bahn ein. Vor einigen Jahren sei man noch von einem Mischverkehr zwischen Regional- und S-Bahnen ausgegangen. Daher seien die Steige nicht perfekt an die S-Bahnen angepasst, sagt der Sprecher. An einer Lösung arbeite die Bahn, einen konkreten Zeitplan gebe es allerdings noch nicht. „Wir sehen jedoch die Notwendigkeit für den Umbau.“

Spezielle Einstiegshilfen gebe es allerdings in jeder S-Bahn, erklärt der Pressesprecher. Wer ohne Hilfe nicht in die Bahn ein- oder aussteigen könne, solle sich beim Lokführer melden. „Am besten sollten sich Menschen, die Hilfe beim Einsteigen benötigen, am Bahnsteig gleich da hinstellen, wo die Spitze des Zuges ist“, rät der Bahnsprecher. Der Lokführer habe die Einstiegshilfe in einem Schrank parat und könne diese bei Bedarf rausholen.

Krämer will Unterschriftenaktion und Umfrage starten

Das reiche nicht aus, sagt Jürgen Krämer vom VdK. Er fährt ehrenamtlich Krankentransporte und den Bürgerbus in Korntal. Dabei höre er immer wieder Klagen von gehbehinderten Passagieren, die sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlten, weil sie sich nicht mehr selbstständig fortbewegen können. „Dem will ich ein Ende machen“, sagt Krämer. Er möchte noch in diesem Jahr eine Unterschriftenaktion für einen barrierefreien Ausbau des Zugangs zum Aufzug und zu den Bahnen starten.

Außerdem möchte er unter Gehbehinderten und jungen Eltern eine Umfrage zu den Mobilitätsbarrieren in Korntal-Münchingen starten. „Durch das neue Baugebiet kommen bald noch mehr Menschen nach Korntal. Wahrscheinlich auch viele Familien mit kleinen Kindern.“

Bei der Bahn und der Stadt sei er auch schon mehrmals vorstellig geworden. „Bisher ist wenig passiert, aber ich gebe nicht auf“, sagt Krämer.