Der Rohbau der John-Cranko-Schule steht weitgehend. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Neubau der John-Cranko-Schule verteuert und verzögert sich – die externe Projektsteuerung hat versagt. Das Land ist gefordert, findet Lokalchef Jan Sellner. Aber auch die Stadt, die von der Hochkultur profitiert.

Stuttgart - Der Neubau der John-Cranko-Schule über dem Wagenburgtunnel ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes: In Sichtweite zur Oper entsteht ein hochmodernes Zentrum für den Ballettnachwuchs, das aus künstlerischer Sicht kaum Wünsche offenlässt. Tatsächlich wird damit eine wichtige Voraussetzung für die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte des Stuttgarter Balletts erfüllt. Die Kulturstadt profitiert davon.

In anderer Hinsicht ist der Neubau leider nichts Besonderes. Er reiht sich ein in die lange Liste der Bauvorhaben, die den ursprünglichen Kostenrahmen sprengen. Anfangs hatte man mit rund 30 Millionen Euro kalkuliert. Seit gestern ist es klar: Die 50-Millionen-Euro-Marke wird gerissen werden. Außerdem verzögert sich der Start des Schulbetriebs um ein Jahr. Das ist ärgerlich für alle Beteiligten – für den Ballettnachwuchs, der an buchstäblich alter Übungsstätte länger improvisieren muss. Vor allem aber für den Steuerzahler, der bei Großprojekten einmal mehr die Erfahrung macht, dass Planung und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Dabei hatte das Land geglaubt, vorgebeugt zu haben. Ein externer Projektsteuerer sollte verhindern, was jetzt eingetreten ist. Das hätte man sich sparen können.

Es hilft nichts: Das zusätzliche Geld muss aufgebracht werden, die John-Cranko-Schule und im Weiteren das Stuttgarter Ballett dürfen nicht Leidtragende der Planungsmängel sein. Das Land, das den größten Teil der Kosten trägt, ist in der Pflicht, aber auch die Stadt. Es wird ein Pas des deux mit Zähneknirschen sein.

jan.sellner@stzn.de