Die Tanzpädagogin Annie Assimakopoulou lebt Ballett – und steckt die anderen an. Foto: Degel

Beim SV Sillenbuch gibt es tänzerische Früherziehung für Erwachsene. Gemeint ist damit Ballett. Viele der Teilnehmerinnen erfüllen sich einen Kindheitstraum. Weil die Gruppe noch recht überschaubar ist, würde sie sich über Zuwachs freuen.

Sillenbuch - Tänzerische Früherziehung – die Bezeichnung mag auf den ersten Blick verwirrend klingen. Immerhin sind die Handvoll Damen, die sich an diesem Freitagmorgen im Gymnastikraum der Spitalwaldhalle um die Tanzpädagogin Annie Assimakopoulou scharen, zwischen 40 und 73 Jahre alt. Junggeblieben, keine Frage, sind sie – und mit großer Hingabe dabei, wenn es darum geht, die Bewegungen und Posen, die im Ballett zum Standard gehören, auszuführen. Richtig gelesen: Ballett. Hinter „Tänzerische Früherziehung“ versteckt sich nichts anderes als Ballett. „Wir dürfen den Begriff Ballett als Verein nicht verwenden“, sagt Peter-Michael Kleindienst, der kommissarische Chef der Tanzsportabteilung im SV Sillenbuch.

Befreit beim Ballett

Inhaltlich indes dürfte sich der einmal wöchentlich stattfindende Kurs nicht von anderen Ballettstunden unterscheiden. Annie Assimakopoulou, 40, die nach ihrem Jura-Studium noch eine Ballettausbildung in Athen, Wien und Stuttgart samt pädagogischer Seminare absolviert hat, geht als Lehrerin in ihrer Berufung auf. Die dreifache Mutter und zierliche Frau lebt Ballett.

Die Leidenschaft überträgt sich von der ersten Minute an auf ihre Schülerinnen. „Ich fühle mich total befreit“, sagt Karin Bach. Als Vierjährige hatte die Mutter von ebenfalls drei Kindern einst mit Ballett begonnen und dem Hobby bis zum Abitur gefrönt. Danach war Schluss. „Aber in meinem Kopf und Herzen war es immer präsent“, sagt sie. Lange hat sie nach einer passenden Gruppe gesucht, ehe sie bei Annie Assimakopoulou fündig geworden ist. Bei ihr, die eine tolle Lehrerin sei, könne sie total abschalten. „Musik mit Bewegung, das ist das Größte für mich“, sagt Karin Bach.

Bereits 2004 hat die Griechin die tänzerische Früherziehung in der Tanzsporabteilung des SV Sillenbuch etabliert. Inzwischen gibt es acht Gruppen für Kinder von vier bis zwölf Jahren – und seit Mai 2014 eben auch eine für Junggebliebene und Wiedereinsteigerinnen. Während der Andrang bei den Kindern riesig ist, würden sich die Damen über ein paar Mitstreiterinnen mehr freuen. Es sei nie zu spät, mit Ballett zu beginnen, ist Annie Assimakopoulou überzeugt. „Bei uns macht sich auch niemand lächerlich“, versucht sie gleich im Vorfeld etwaige Scheu zu nehmen.

Mitbringen müsse man nicht viel. Liebe für Ballett, für klassische Musik, Bewegung und Ästhetik reichen aus. „Und man muss Lust auf saubere und ruhige Arbeit haben“, sagt die Tanzpädagogin. Sie korrigiere viel, achte auf die richtige Ausführung, ohne dabei streng zu sein. „Ballett ist sehr gesund, aber nur wenn man es richtig macht. Man kann es ein bisschen mit Pilates vergleichen“, sagt sie. Die Stunden ähneln sich.

Smalltalk gibt es nicht

Nach einigen Übungen an der Wand zur Stärkung von Rücken und Bauch, geht es an die Stange. „Dort machen wir Übungen, die im klassischen Tanz üblich sind“, sagt Annie Assimakopoulou. Dehnungs- und Bauchübungen sowie ein paar einfache Sprünge beenden die Stunde. Würde die Gruppe die Übungen nicht zu klassischer Musik machen, man könnte eine Stecknadel fallen hören. Die Damen sind allein auf die richtige Ausführung und auf ihren Körper konzentriert. Smalltalk gibt es allenfalls vor oder nach der Stunde – auch weil es die Damen nicht anders wollen und weil ohnehin die Luft für ein Schwätzchen fehlt. „Wenn man alles richtig macht, ist Ballett sehr anstrengend“, weiß Annie Assimakopoulou.

Glückshormone allerdings werden immer freigesetzt. Ihre Teilnehmerinnen bestätigen, dass sie stets mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. „Die ersten zwei Tage geht man auch viel aufrechter“, sagt Karin Kircher, die Älteste in der Runde. Auch sie hatte als Fünfjährige mit Ballett begonnen, mit zwölf aber aufgehört. „Diese erste Prägung habe ich nie verloren“, sagt sie. „Ich bin froh, dass es diesen Kurs gibt.“

Kontakt für Interessierte

Wer Lust hat, bei der tänzerischen Früherziehung für Erwachsene mitzumachen, kann freitags von 11 bis 12.20 Uhr im Gymnastikraum der Spitalwaldhalle vorbeischauen. Weitere Infos unter www.sv-sillenbuch.de