Taucher untersuchen das Naturfreibad Foto: factum/Bach

Bei der Reinigung des seit Freitag geschlossenen Herrenberger Naturfreibads ist vermutlich die Ursache für eine höhere Konzentration eines Bakteriums im Wasser gefunden worden. Trotzdem bleibt das Schwimmen dort weiterhin bis zum Wochenende verboten.

Herrenberg - Der Taucher atmet schwer. Er arbeitet sich Stück für Stück durch das Schwimmbecken: 40 Düsen muss der Spezialist von einer Brunnenbaufirma untersuchen. Seine Kollegen hören per Funk mit und können ihm über eine Kamera bei der Arbeit im Herrenberger Naturfreibad zuschauen.

Er demontiert alle Vorrichtungen, durch die das Wasser in das Becken fließt, und reinigt sie. Dabei ist der Taucher am Samstag schnell fündig geworden: Bei mindestens zwei Düsen war der Druck niedriger als gewünscht. Möglicherweise ist deshalb das Bakterium Pseudomonas aeruginosa immer wieder in erhöhter Konzentration aufgetaucht. Am Freitag war aus diesem Grund die neue Anlage für eine Woche geschlossen worden.

„Wir haben es sehr, sehr schweren Herzens getan“, sagt Herrenbergs Erster Bürgermeister über das Schwimmverbot mitten in den Sommerferien zur besten Schwimmbad-Jahreszeit. Zumal das Naturfreibad extrem gut angekommen ist und schon Ende Juli mit 70 000 Besuchern sein Saisonziel erreicht hatte.

Gesucht wurde nach Lecks oder Totwasserzonen

Aber die Sicherheit der Badegäste stünde an oberster Stelle, erklärt Tobias Meigel zum Beginn der Reinigungsaktion, „da wollen wir kein Risiko eingehen“. Der Grund für den Bakterienbefall müsse gefunden werden, obwohl Pseudomonas aeruginosa den erlaubten Grenzwert nie überschritten hat und für gesunde Menschen nicht gefährlich ist. Gesucht wurde nach Lecks oder Totwasserzonen, wo sich der Keim wohlfühlt.

„Es ist eine Prophylaxe“, sagt Claus Schmitt, der neben dem Herrenberger Bad bereits 50 Naturbäder gebaut und noch nie einen solchen Fall erlebt hat. Die erst zum Saisonende anstehende Revision der Anlage sei nun vorgezogen worden.

Mineralischer Staub, eine Alge oder ein Haar vermutet Claus Schmitt hinter der Schwächung der Düsen. „Wir waren im Frühjahr stark unter Druck, weil am 15. Mai die Eröffnung anstand“, sagt er über mögliche Fehler bei den Bauarbeiten. „Und wir sind vom Erfolg überrascht worden.“ Für den Projektplaner von der Bamberger Firma Wasserwerkstatt kann jedenfalls nur die verminderte Strömung der Grund für das Gedeihen der Bakterien sein.

Der Leiter der Stadtwerke, Florian Müller, nutzt die Gelegenheit, das Naturfreibad für den Ansturm zu wappnen. Die Algen wurden aus dem Becken geputzt, obwohl sie nichts mit dem Entstehen der Bakterien zu tun haben, betont er. Der Sandkasten wurde aufgefüllt und ein zweiter Kassenautomat aufgestellt.

Die Wiedereröffnung am Samstag, 15. August, soll den Besuchern mit einem kostenlosen Eis versüßt werden. Dauerkarteninhaber erhalten einen Fünf-Euro-Gutschein für die nächste Saison. Die Stadtwerke kostet die Aktion rund 3000 Euro für den Taucheinsatz und rund 20 000 Euro an entgangenen Einnahmen. Laut Tobias Meigel lohnt es sich: Er verspricht eine „tipptop gepflegte Anlage“ für die restliche Badezeit bis Ende September.