Der verbotene U-Turn übers Gleis auf Höhe Claudiusstraße ist riskant. Foto: Kathrin Wesely

An der Kreuzung Bebel-/Claudiusstraße kommt es häufiger zu Unfällen, weil Autofahrer die Gleise queren. Einige Stimmen fordern nun Maßnahmen, andere appellieren an die Autofahrer die bestehenden Regeln schlicht einzuhalten.

S-West - Zwei Personen wurden verletzt, ein Schaden von 15 000 Euro entstand: In der vergangenen Woche ereignete sich bereits der dritte Unfall in diesem Jahr mit einer Stadtbahn an der Kreuzung Bebel-/Claudiusstraße. Der Hergang gleicht sich im Grunde immer – auch bei den Unfällen die zeitlich weiter zurückliegen: Ein Autofahrer, der stadtauswärts in Richtung Botnang unterwegs ist, biegt verbotener Weise nach links ab, um einen U-Turn über die Gleise zu machen, und übersieht dabei die parallel zu ihm fahrende Bahn.

Im vergangenen Sommer ist dabei eine Fahrerin schwer verletzt worden. Das Auto der 42-Jährigen war noch vom Zug mitgeschleift worden. Die Feuerwehr musste die Frau aus ihrem Wagen schneiden. Dagegen ist der Unfall in der vergangenen Woche mit zwei leichtverletzten Personen in der Bahn vergleichsweise glimpflich ausgegangen. Dass Autofahrer an dieser Stelle die in der Mitte verlaufenden Schienen queren, obwohl es verboten ist, liegt schlicht daran, dass es hier möglich ist. Das ist in der Bebelstraße nur an wenigen Stellen möglich und erlaubt.

Von einem Unfallschwerpunkt könne nicht die Rede sein

Um statistisch als Unfallschwerpunkt zu gelten, reichten drei Unfälle im Jahr nicht aus, erklärt Jens Lauer von der Polizeipressestelle. „Allerdings steht die Stelle nun unter Beobachtung“, was bedeutet, dass Polizeibeamte vermehrt kontrollieren und Bußgelder verhängen werden. Sollte es in absehbarer Zeit einen weiteren Unfall geben, werden sich Verkehrsexperten von Polizei und Stadt darüber beraten, ob sich die Stelle irgendwie entschärfen lässt.

Viele neue Vorschlage, doch am Ende bleibt alles beim Alten

Viel Spielraum für bauliche Veränderungen an der Kreuzung Bebel-/Claudiusstraße sieht Bernd Eichenauer, Leiter der Stuttgarter Straßenverkehrsbehörde, allerdings nicht. Um gefahrlos die Schienen zu queren, bräuchte es eine Ampel für Autos und ein Signal für die Stadtbahn. „Wenn Sie das Linksabbiegen freigeben, könnten Sie die Fahrpläne der Stadtbahn vergessen“, sagt Eichenauer. Die Bahn würde ständig ausgebremst. Dabei verfüge die Kreuzung nicht ein mal über ein „Alleinstellungsmerkmal“. Es gibt in Stuttgart zig ähnliche Stellen, an denen man mit derselben Berechtigung ein Bahnsignal fordern könnte.

Auch die zweite Möglichkeit hält der Verkehrsbehördenchef für wenig hilfreich: Die Überquerung der Bebelstraße komplett unmöglich zu machen, indem man den Asphalt zwischen den Gleisen entfernt. „Dann haben wir noch mehr Verkehr im Viertel“, weil die Leute um mehrere Karees fahren müssten, um ans Ziel zu kommen.

Im Grunde, sagt Eichenauer, reichten die Fahrtrichtungsschilder auch vollkommen aus, wenn sich die Leute daran halten würden. „Die Schilder sind eindeutig. Gehen Sie also davon aus, dass Leute, die die Gleise überfahren, genau wissen, was sie tun.“ Seine Behörde wolle den Verkehr gar nicht mehr regeln als nötig. „Irgendwann muss man sich einfach drauf verlassen, dass Regeln eingehalten werden.“