In Baden-Württemberg werden wohl Dreiviertel der Nah- und Fernzüge nicht fahren. Foto: dpa

Für Reisende in Baden-Württemberg wird der Streik der Lokführer wohl ähnliche Auswirkungen haben wie vergangenen Oktober. Laut dem Bezirksvorsitzenden der GDL im Südwesten werden drei Viertel der Züge nicht fahren.

Stuttgart/Mannheim - Der geplante viertägige Streik bei der Bahn wird nach Einschätzung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ähnliche Ausmaße annehmen wie bei dem vorhergehenden Ausstand Mitte Oktober. Vor allem die Knotenpunkte in Stuttgart, Mannheim und Ulm dürften betroffen sein, sagte der Bezirksvorsitzende der GDL im Südwesten, Lutz Dächert, am Mittwoch. Er rechne damit, dass etwa drei Viertel der Bahnverbindungen im Nah- und Fernverkehr im Südwesten ausfielen. Ein Bahnsprecher sagte, er gehe davon aus, dass etwa ein Drittel der Verbindungen aufrecht erhalten werden können.

Die Deutsche Bahn steht vor dem längsten Streik ihrer 20-jährigen Geschichte. Die Lokführer wollen mehr als vier Tage die Arbeit ruhen lassen. In dem Tarifstreit will die GDL einen eigenständigen Tarifvertrag für Zugbegleiter durchsetzen. Die Gewerkschaft fordert außerdem fünf Prozent mehr Einkommen und eine kürzere Wochenarbeitszeit. Der Streik sollte am Mittwochnachmittag (15 Uhr) im Güterverkehr beginnen. Von Donnerstag bis Sonntag sind dann bundesweit alle Fahrgäste des Nah- und Fernverkehrs und der S-Bahnen betroffen.

Für die Logistikunternehmen im Land sei der Streik kein Grund zum Jubeln, sagte der Geschäftsführer des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg, Andrea Marongiu. Die Spediteure arbeiteten neutral vom Verkehrsträger und bieten ganze Logistikketten an. Fällt die Bahn aus, müssten die Spediteure auch umplanen. „Das kostet mehr Geld und Nerven“, sagte Marongiu. Er schätzt, dass an einem Streiktag 200 Güterzüge bundesweit liegen bleiben. Das entspreche etwa der Ladung von 4500 Lastwagen.

Viele Firmen, vor allem der Handel, hätten sich bereits vorbereitet und teilweise vorsorglich Lastwagen gebucht, sagte Marongiu. Bestimmte Güter für die Chemie- oder Stahlindustrie wie Erze könnten aber nicht auf Lkws umgeladen werden. Diese Branchen hätten möglicherweise mit Produktionsstörungen zu kämpfen.

Beim Autohersteller Daimler sieht man keine Probleme. „Die Produktion läuft“, sagte ein Sprecher. Die Zulieferung sei auf Lastwagen umgestellt. „Wir sind vorbereitet.“

Der Notfallplan der Bahn soll etwa ein Drittel der Verbindungen im Güter, Nah- und Fernverkehr abdecken, sagte der Bahnsprecher. Die Bahn stellt wie bei den vorherigen Streiks für die vier Tage Ersatzfahrpläne auf. In Stuttgart sollen fast alle S-Bahnen zumindest im Stundentakt fahren. Lediglich die S60 fällt komplett aus. Einige Linien wie die S3 zum Flughafen fahren außerdem nicht komplett von ihrem eigentlichen Start bis zum Endpunkt durch. Auch der Nachtverkehr am Wochenende werde ausfallen, sagte der Bahnsprecher.

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